Loewe-Historie Zwischen Tradition und Innovation
Immer wieder haben sie Preise für ihre Design-Fernseher eingeheimst, nun steht das Kronacher Traditionsunternehmen Loewe vor dem Aus. Ein Blick auf die 90-jährige Geschichte des Elektronikkonzerns.
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1923
Das Loewe-Stammhaus in Berlin 1923
1923
Gründung in Berlin-Friedenau
Die Brüder Siegmund Loewe und David Ludwig Loewe gründen in Berlin-Friedenau die Radiofrequenz GmbH. Sie bezeichnen sich als Spezialfabrik für Radioapparate. In den folgenden Monaten und auch im darauffolgenden Jahr gründen sie weitere Unternehmen, die Elektronenröhren, Lautsprecher und Widerstände herstellen. Der Konzern patentiert das Prinzip einer Mehrfachröhre, dem Vorläufer der integrierten Schaltungen.
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1926
Detektorenempfänger Loewe OE333
1926
Das erste Dreifachröhren-Radio
Der Loewe-Konzern baut seinen ersten Ortsempfänger OE333. Er ist mit einer Dreifachröhre ausgestattet und gilt als eine der ersten integrierten Schaltungen der Welt. Das Radio hat Loewe in Zusammenarbeit mit dem Physiker Manfred von Ardenne entwickelt.
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1931
Der erste Loewe-Fernseher
1931
Fernsehen ohne Kabel
Bei der Funkausstellung in Berlin demonstriert Manfred von Ardenne am Loewe-Stand erstmals eine elektronische Fernsehübertragung. Eine Premiere, nicht nur für das Unternehmen, sondern auch für die ganze Welt.
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1939
Während des Kriegs produzierte Loewe Elektronik für die Funktechnik der Wehrmacht
1939
Loewe produziert für den Krieg
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 und während des Zweiten Weltkrieges verändert sich das Unternehmen massiv. Die Gründer David Ludwig Loewe und Siegmund Loewe fliehen wegen ihrer jüdischen Wurzeln ins Ausland. 1939 stellt Loewe auf Kriegsproduktion um und übernimmt Betriebe in Leipzig und Berlin. Statt Fernseher wird jetzt Funkelektronik für die Wehrmacht hergestellt. Vor Ende des Kriegs wird die Produktion nach Küps bei Kronach verlegt. 1946 zieht das Unternehmen nach Kronach um.
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1950
Optaphon – das erste Kassetten-Tonbandgerät
1950
Spezialist für Radio, Videorekorder und Fernseher
In den nächsten vier Jahrzehnten etabliert sich Loewe weiter als Multimediaspezialist und entwickelt stetig neue Geräte. 1950 stellt Loewe sein erstes Kassetten-Tonbandgerät "Optaphon" vor, zehn Jahre später den ersten europäischen Videorekorder und 1963 den ersten tragbaren Fernseher. Eine weitere Premiere gelang Loewe mit der Vorstellung des ersten Stereo-Fernsehers Europas 1981.
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1995
Loewe "Spheros"
1995
Der Zeit voraus
Loewe entwickelt seine Fernsehgeräte weiter und beweist, dass das Unternehmen seiner Zeit voraus ist. Mit dem CS1 kommt 1995 der erste umweltgerechte Fernseher aus Edelstahl und Keramikleiterplatten auf den Markt. Drei Jahre später präsentiert das Unternehmen einen Fernseher mit Internetzugang sowie sein erstes Flachbildmodell "Spheros". 1999 geht Loewe schließlich an die Börse und wird zur Loewe AG.
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2004
Deal zwischen Loewe und Sharp
2004
Loewe schwächelt, Sharp kauft sich ein
Obwohl Loewe mit seinen Premium-Fernsehern zahlreiche Design-Preise abräumt, gerät der Konzern 2004 in finanzielle Schwierigkeiten. Die Konkurrenz aus Asien und der Trend zum Flachbildschirm, den Loewe verschlafen hat, sind die Hauptgründe für den Abstieg. In dieser Situation übernimmt der japanische Elektronikriese Sharp zehn Prozent von Loewe.
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2012
TV-Produktion bei Loewe in Kronach
2012
Verluste verdreifacht
Trotz aller Anstrengungen schafft es Loewe nicht, den Abwärtstrend zu stoppen. 2012 verliert das Unternehmen nach eigenen Angaben 29 Millionen Euro. In der Folge verlieren viele Mitarbeiter ihren Job – auch Vorstandschef Oliver Seidl muss seinen Platz räumen.
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2013
Aufsichtsratchef Rainer Hecker legt im März 2013 sein Amt nieder
März 2013
Aufsichtsratchef verlässt seinen Posten
Rainer Hecker, langjähriger Aufsichtsratschef bei Loewe, nimmt seinen Hut und legt sein Amt nieder. Er wolle den Weg für eine Neuausrichtung frei machen, sagte er. An seine Stelle tritt Aufsichtsrat Michael Blatz.
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2013
Loewe-Werk in Kronach
April 2013
Umsätze und Aktien auf Talfahrt
Auch das erste Quartal 2013 verläuft nicht gut für Loewe: Nach Unternehmensangaben brach der Umsatz in den ersten drei Monaten um 35 Prozent ein. Im Vergleich zum ersten Quartal 2012 erhöhte sich der Verlust von 0,9 Millionen auf 9,9 Millionen Euro. Auch der Aktienkurs ging auf Talfahrt.
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2013
Loewe-Fernseher
Juli 2013
Gläubigerschutz für Loewe
Loewe kämpft ums Überleben: Um sich etwas Zeit zu erkaufen, hat das Kronacher Unternehmen einen Antrag auf Gläubigerschutz beim Coburger Amtsgericht eingereicht. Der wurde genehmigt, so dass Loewe für drei Monate vor dem Zugriff der Gläubiger geschützt ist. In dieser Zeit muss Loewe einen neuen Investor finden, um die Insolvenz abzuwenden.
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2013
Horst Seehofer (CSU, links) und Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) sagen Hilfe zu
September 2013
Wirtschaftsministerium sagt Hilfe zu
Das Bayerische Wirtschaftsministerium sagt zu, Loewe mit einer Staatsbürgschaft zur Seite zu stehen. Bereits im August hatte Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) so etwas in Aussicht gestellt. Einzige Voraussetzung: ein Investor. Die Verhandlungen mit zehn potenziellen Geldgebern laufen, schreibt der Konzern in einer Presseerklärung.
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2013
Loewe
Oktober 2013
Insolvenzplan eingereicht
Es bleiben nur noch vier Wochen, bevor der Gläubigerschutz ausläuft. In Kronach ist indes noch kein Investor in Sicht. Deshalb reicht Loewe einen Antrag auf ein Planverfahren in Eigenverantwortung beim Insolvenzgericht Coburg ein. Die Richter stimmen dem zu.
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2013
Loewe-Galerie
November 2013
Loewe kann zwei Interessenten vorweisen
Bei der Gläubiger-Versammlung am Coburger Landgericht konnte die Geschäftsleitung gute Nachrichten überbringen: Es haben sich zwei Investoren gefunden, die am insolventen Fernsehhersteller interessiert sind. "Die Gespräche sind bereits weit fortgeschritten und verlaufen äußert positiv", sagte Loewe-Finanzvorstand Rolf Rickmeyer damals. Um wen es sich bei den Interessenten handelt, wollte das Unternehmen noch nicht verraten.
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2014
Loewe-Schriftzug
Januar 2014
Loewe wird verkauft
Loewe wird zum großen Teil an die eigens gegründete deutsche Investorengruppe Panthera GmbH verkauft. Die Loewe AG soll abgewickelt werden und Kronach wird zum Standort degradiert, die Firmenzentrale zieht nach München. Das Loewe-Entwicklungszentrum in Kronach bleibt allerdings bestehen. 120 Mitarbeiter verlieren ihren Job. Mit dem Verkauf sei der Fortbestand der Traditionsmarke gesichert, teilte das Unternehmen mit. Die Investoren wollen das bisherige oberfränkische Traditionsunternehmen unter anderem stärker auf digitale Unterhaltungsprodukte ausrichten, hieß es weiter.
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2014
Loewe-Gerät mit Logo
24. Februar 2014
Rückzieher
Die Käufergruppe Panthera macht überraschend einen Rückzieher von dem Geschäft mit Loewe. Die Banken von Loewe hätten Sicherheiten an verkauften Vermögensgegenständen nicht rechtzeitig freigegeben. So habe die neue Loewe AG das operative Geschäft nicht aufnehmen können, teilt Panthera mit. Daraufhin kündigt Loewe rechtliche Schritte an.
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2014
Loewe-Schild an Werkstor
25. Februar 2014
Neuer Interessent
Direkt nach dem Rückzieher nimmt Loewe Verhandlungen mit dem Münchner Unternehmen Stargate Capital auf. Die Verhandlungen ziehen sich aber länger hin als erwartet. Für die Finanzierung fehlen dem Investor mehrere Millionen Euro.
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2014
Loewe-Schild an Werkstor
7. März 2014
Stadt will helfen
Die Stadt Kronach will Loewe helfen, indem sie Immobilien auf dem Firmenareal erwirbt. Weil aber die Kommune selbst faktisch pleite ist und sie sich in einem sogenannten Stabilisierungsverfahren befindet, ist der Sachverhalt sehr komplex.
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2014
21. März 2014
Kaufvertrag
Am späten Abend des 21. März verkündet Loewe die Rettung. Nach wochenlangen Verhandlungen hat der Münchner Finanzinvestor Stargate Capital einen notariellen Laufvertrag unterschrieben. Der Kaufpreis liegt Unternehmensangaben zufolge im oberen einstelligen Millionenbereich. Die Aktionäre gehen aber leer aus. Loewe wird von der Börse genommen.
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2016
Mark Hüsges, Gesellschafter Loewe
28. Januar 2016
Positive Zukunft
Umsatz gesteigert und Marktanteile hinzugewonnen – das ist die Kernbotschaft die der geschäftsführende Loewe-Gesellschafter Mark Hüsges für das abgelaufene Jahr 2015 verkündete. Die Mitarbeiterzahl ist von 430 auf 500 angestiegen. Damit ist Loewe zwar nach wie vor ein Zwerg in der von asiatischen Großfirmen dominierten Branche, kann sich aber durch Design und technische Innovationen behaupten. Wenn es weiter so gut laufe, gebe es keinen Grund, sich Sorgen um die Zukunft der Firma Loewe zu machen, so Hüsges.