TurnOn-Finale 2015 Die Sieger stehen fest - Schwaben vorn!
Wir waren beeindruckt: Mit ihrem Beitrag "Durchgeboxt" hat die Mittelschule Sonthofen beim TurnOn-Wettbewerb 2015 den ersten Platz geholt. Herzlichen Glückwunsch! Und es gab viele weitere faszinierende Beiträge zu hören ...
Über hundert Beiträge von rund vierzig Schulen hatten Nachwuchs-Reporter aus ganz Bayern in diesem Jahr eingereicht, und die Jury bekam rote Ohren vor Begeisterung - so viele gute Ideen, so spannend umgesetzt!
Und so wurde dann die Preisverleihung auch ein großes Fest - Höhepunkt eines aufregenden TurnOn-Jahres! Herzlichen Glückwunsch an die Gewinner und ein großes Danke an alle, die bei TurnOn mitgemacht haben.
Zum Nachhören hier die Gewinner-Beiträge:
1. Platz
"Durchgeboxt" - Mittelschule Sonthofen.
"Surats Flucht nach Deutschland war härter als die Schläge, die er dem Sandsack verpasst."
Surat ist heute 18 Jahre alt. Als 13-Jähriger ist er mit seinen Eltern und seinen Geschwistern aus dem Iran geflohen: Er hat endlose Fahrten im LKW und weite Fußmärsche ohne einen Tropfen Wasser hinter sich gebracht, ist im Mittelmeer auf einem Schlauchboot gekentert, musste in der Türkei untertauchen - und hat nach langen Strapazen Deutschland erreicht. In Sonthofen fällt er seinen Mitschülern nicht als Flüchtling auf, sondern als geschickter, schlagkräftiger Boxer, der einen starken Willen hat und der es im Sport einmal weit bringen will. Seine Mitschüler fragen sich: Hätten sie diese Flucht überstanden?
Dazu Laudator Josef Böck, Leiter der Schwaben-Redaktion
Gute journalistische Beiträge sind gut erzählte Geschichten. Journalisten sind Geschichtenerzähler, und der Beitrag der Mittelschule Sonthofen ist eine gut erzählte Geschichte. Wir erkennen, dass hinter einem anonymen Flüchtlingsschicksal eine Person steckt, ein junger Mann mit einer besonderen Begabung, ein talentierter Boxer, der sich im Leben wiederum auf der Flucht schon härteren Herausforderungen stellen musste als denen im Ring. In der Umsetzung werden wir durch die Atmo in der Boxhalle sehr unmittelbar in diese Welt des Boxsports gezogen, die aber auch Metapher ist für das "Durchboxen", für das "sich Zurechtfinden" in einer neuen Lebenswelt weit weg von der Heimat Afghanistan.
2. Platz
"Neuigkeiten aus der Welt der Satire" - Hochbegabtenmodell Mittelfranken
"In Griechenland wurde nun aufgrund der Eurokrise ein neues Mittel der Einnahmesteigerung eingeführt: die Satz des Pythagoras-Steuer": Mit Ideenreichtum, Um-die-Ecke-Gedachtem und schnellen Schnitten präsentiert sich diese satirische Nachrichtensendung. Da führt die irische Fluglinie Ryanair neben Stehplätzen jetzt auch Hängeplätze ein, die Nürnberger Verkehrsbetriebe nutzen "flexiblere, privatisierte Minuten", damit Verspätungen kein Thema mehr sind, und die Tagesschau aus Hamburg wird künftig auch auf Türkisch ausgestrahlt, unterlegt von orientalisch anmutenden Klängen. Dazu "Volkes Stimme", die in Umfragen - egal bei welchem Thema - eigentlich immer das Gleiche anmerkt, und ein Werbeblock, in dem nur allzu bekannte Slogans von Brillengeschäften und Müslimachern aufs Korn genommen werden.
Dazu Laudatorin Marion Lichtenauer von "Puls":
Die "Neuigkeiten" haben die Jury mit ihrer Kreativität überzeugt. Außerdem hat das Team den Mut gehabt, sich von einem klassischen gebauten Beitrag zu entfernen und die Themen kleinteilig und satirisch umzusetzen. Die SchülerInnen haben nach dem Eindruck der Jury Radio gemacht, wie sie es gerne hören wollen, ohne sich von Konventionen und Hörgewohnheiten einschränken zu lassen. "
3. Platz
"Nimm's sportlich!" - Dürer-Gymnasium Nürnberg
"Matze macht einen seeehr guten Eindruck! Im Gegensatz zu früher macht er einen guuut vorbereiteten Eindruck: Stifte gespitzt, Geodreieck, Schmierblatt, Füller gefüllt – alles top!" Auf die Idee muss man erst mal kommen: Die "Sportreporter"Jonny und Harry schildern aufgeregt und mit schnellem Sprechtempo die "Ausscheidungsspiele im Dürer-Stadion" - gemeint sind Szenen zweier Klassenarbeiten in einer Schule. Im Stile einer Fußball-Reportage wird hektisch beschrieben, wie der eine mit der Mathematik und die andere mit der Texterschließung ringt. Während im Hintergrund Fans johlen, schildern die Reporter Blicke ins Gehirn der "Spieler": Dort laufen verzweifelte Monologe im Kampf mit Lyrik und mit Zahlen ab. Währenddessen jubelt der Reporter: "Kein Rechtschreibfehler! Kein grammatikalischer Fehler! Kein Ausdrucksfehler, doch die Zeit rennt!"
Dazu Laudator Stefan Maier, Leiter der radiowelt:
Eine brillante Idee: Die Anspannung, mit der Schulaufgaben geschrieben werden, wird in einer Konferenzschaltung dargestellt. Im Hintergrund singen und klatschen die Fans, und der Moderator im Studio versucht, den Überblick zu behalten. Alles ist ganz so wie wir es jeden Samstagnachmittag in der legendären BR-Bundesliga-Sendung "Heute im Stadion" hören können. Alles ist durchaus selbstironisch im Stil der Großen mit den bekannten Fußball-Reporter-Sprüchen. "Ganz stark gemacht" - das fanden wir von der Turn-On-Jury auch. Weil wir gerne zugehört haben und weil wir uns gefreut haben, dass auch der ganz normale Schulalltag Überraschendes zu bieten hat - und es an Spannung manchmal sogar mit der Champions League aufnehmen kann ...
"Grips" - Sonderpreis "Bestes Portrait einer BR-Jugendsendung"Karlsgymnasium München
"Die Lernplattform des BR - auch nützlich für die NSA und garantiert NICHT abhörsicher!"
Wie stellt man eine Lernplattform für Deutsch, Mathe und Englisch spannend und ungewohnt dar? In dem Beitrag der Schüler vom Karlsgymnasium sitzt der Junge Ali gerade im Bus, als eine Schulfreundin anruft. Er berichtet ihr begeistert von der Sendung Grips, schwärmt "Grips ist Bombe, sag ich Dir". Bei dem Wort werden die Lauscher der NSA am Handy alarmiert … und rätseln fieberhaft, was sich hinter dem Begriff GRIPS verbirgt. Ist ein Anschlag auf eine Öl-Plattform geplant? Soll alles gesprengt werden? Sind Sie einem Attentäter auf der Spur? Der Mann von der NSA gerät in Panik…
Dazu Laudator Clemens Finzer, Leiter der Ausbildungsredaktion:
Euer Spot über die Lernplattform GRIPS ist gelungenes Kino für den Kopf: spannend, sprachlich versiert und mit Humor. Die Montage von zwei Parallel-Geschichten ist euch sehr gut gelungen – beide Erzählstränge bestehen nebeneinander und sind gut verständlich, ohne dass einer den jeweils anderen schluckt. Gleichzeitig ist euer Beitrag eine wunderbare Verknüpfung von Alltag und Fantasie, von NSA und Schülerroutine. Prägnant, unterhaltsam, informativ – euer Spot macht Lust aufs Einschalten!
Lobende Erwähnungen:
Übergangsklassen: Mittelschule Franz-Nißl-Straße München
Beat in the kitchen: Hochbegabtenmodell Mittelfranken
Mobbing extrem: SBSZ Regensburger Land
Vollbremse im Kopf: Bertolt-Brecht-Schule Nürnberg
Leben ohne Familie - Pflegekind Amira: Wirtschaftsschule Alpenland
Autist Norbert: Wirtschaftsschule Alpenland
Lobende Erwähnungen Sonderpreis:
Die TurnOn-Jury
TurnOn
Elke Dillman, Projektleiterin TurnOn und Moderatorin: "Wie viel Konzentration, Neugier, Nervosität und Anspannung in den Gesichtern habe ich bei den Wettbewerben schon gesehen? Wie viel Erleichterung und Ausgelassenheit, wenn die Live-Sendung am Ende des Workshop dann doch gut gelaufen war. Radiomachen mit jungen Leuten, das ist faszinierend."
PULS
Marion Lichtenauer, Chefin vom Dienst bei PULS. "Was Radio von Fernsehen, Film und Online unterscheidet, ist gleichzeitig seine größte Stärke. Was ich daran so mag: Die Bilder finden im Kopf statt. Egal ob in den Nachrichten, bei lustigen Moderationen oder klassischen Beiträgen, jeder nimmt den Inhalt anders und ganz persönlich wahr; jeder hat ein anderes Bild dazu im Kopf. Das macht Radio einzigartig."
Bayern 1
Josef Böck
Josef Böck ist Leiter der Regionalredaktion Schwaben. Was das Spannende an seinem Beruf als Radiomacher ist? Ganz einfach: "Heute senden, was morgen in der Zeitung steht, das macht Radio für mich so einzigartig. Es ist einfach das schnellste Medium der Welt".
Bayern 2
Stefan Maier
Stefan Maier leitet seit 2006 die radioWelt, das Magazin auf Bayern 2 mit täglich drei aktuellen Sendungen sowie die Sendung orange. Über seine Arbeit sagt er: "Das Schöne an meinem Beruf des Radiomachers: Jeder Tag ist anders, weil ich ständig mit neuen Themen, Menschen und Geschichten zu tun habe."
Bayern 2
Jutta Prediger ist Redakteurin und Moderatorin beim Notizbuch auf Bayern 2. "Das Tollste am Radiomachen ist für mich: 'Radio kann die spannendsten Geschichten erzählen und zu Tage fördern; sie liegen oft regelrecht auf der Straße. Radio ist schnell, unmittelbar und braucht keinen großen technischen Aufwand."
Bayern 3
Sybille Krug ist Chefin vom Dienst bei BAYERN 3 und dort hauptsächlich als Koordinatorin für das aktuelle Tagesprogramm zuständig. "Das Tolle an meinem Job? Jeder Tag ist anders und ich weiß beim Aufstehen noch nicht, was heute auf mich zukommt. Bei BAYERN 3 begeistert mich außerdem die Vielfalt – vom aktuellen Interview über Promi-Klatsch bis zu den neuesten Trends bei Facebook ist alles dabei. Und was gibt's schöneres, als jeden Tag ganz viele Menschen zu unterhalten, zum Nachdenken oder zum Lachen zu bringen?"
Ausbildungsredaktion BR
Clemens Finzer ist als Leiter der BR-Ausbildungsredaktion für all jene verantwortlich, die später einmal als Journalistinnen und Journalisten im BR oder in der ARD arbeiten wollen. Zwar lernen seine Zöglinge alles rund um Fernsehen, Multimedia und Radio, doch sein Herz schlägt immer noch eindeutig fürs Radio, das schnellste Medium der Welt!
TurnOn
Kerstin Öchsner: "Boah, ich hätte nie gedacht, wie viel Arbeit in so einem Beitrag steckt … " - "das höre ich oft am Ende eines TurnOn-Workshops von erschöpften, aber stolzen Nachwuchs-Radiomachern. So was merkt man halt erst, wenn man's mal selber gemacht hat. Und man merkt es, wenn man am Ende des Schuljahrs die mit viel Kreativität und Herzblut gestalteten Wettbewerbs-Einsendungen anhört …"