Ausweg Fusion BayernLB auf Brautschau
Es galt lange Zeit als aussichtsreich: Die BayernLB und die WestLB - beide vom milliardenschweren Finanzdesaster gebeutelt - schließen sich zusammen. Doch die Bayern ließen die Fusion platzen. Stattdessen wildern sie jetzt selbst im WestLB-Stammland - und suchen neue Partner.
Für Bayerns Finanzminister Georg Fahrenschon (CSU) ist es ausgeschlossen, dass die BayernLB mehrheitlich im Besitz des Staates bleibt. "Der Staat ist nicht der Banker", wird Fahrenschon nicht müde zu betonen. Für den Finanzminister ist auch ausgeschlossen, dass die Bank langfristig ohne Partner bleibt:
"Eine Zukunft alleine löst bei mir keine Blütenträume aus."
Finanzminister Georg Fahrenschon (CSU) am 23.11.2010 im Münchner Club Wirtschaftspresse
Die Braut sagt nein
Da hatten die Bayern gerade die Finanzwelt überrascht und einem aussichtsreichen Ehebewerber einen Korb gegeben - der WestLB. Grund für den Rückzug seien "rein bank- und betriebswirtschaftliche Aspekte", hieß es in einer Erklärung. Die BayernLB hatte sich mehr Vorteile erhofft, als die WestLB erbringen konnte. Auch die Risiken galten als groß. Die Banken-Ehe wäre aus bayerischer Sicht eine "Rettungsfusion" für die Düsseldorfer gewesen.
Die verschmähte WestLB reagierte mit Unverständnis. Bankchef Dietrich Voigtländer betonte: "Aus Sicht der WestLB stellten sich die Perspektiven einer fusionierten Bank positiv dar." Es sei "sinnvoll und aussichtsreich gewesen", einen Zusammenschluss intensiver zu prüfen; bei dem Düsseldorfer Geldinstitut handle es sich durchaus um einen "attraktiven Fusionspartner".
Inzwischen steht fest, die WestLB wird komplett zerschlagen. Von Deutschlands drittgrößter Landesbank wird nur noch eine mickrige RestLB übrig bleiben.
BayernLB wildert in WestLB-Land
Ziemlich provokant: Am Tag, an dem die BayernLB der WestLB einen Korb erteilte, eröffnete sie ihre erste außerbayerische Filiale - ausgerechnet auf WestLB-Terrain in Düsseldorf. Vor dem Hintergrund der Wirtschaftskraft der Region Nordrhein-Westfalen rechnet die BayernLB mit neuen Kunden im Bereich der Unternehmensfinanzierung.
Die BayernLB will vor allem mittelständische Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 50 Millionen Euro umwerben - eine Kundengruppe, die bisher auch die WestLB bedient. Schon jetzt gehört die BayernLB nach eigenen Angaben gemeinsam mit ihrer Konzerntochter DKB zu den großen deutschen Mittelstandsfinanzierern. Mehr als 45 Milliarden Euro an Krediten seien an diese Kundengruppe vergeben.
Brautschau auf ein Neues
Die BayernLB ist jetzt also wieder auf Partnersuche. Fahrenschon liebäugelt mit der baden-württembergischen Landesbank LBBW und mit der hessischen Landesbank Helaba. Wie delikat sich die Brautschau sich gestaltet, zeigt die Reaktion aus Stuttgart auf den bayerischen Annäherungsversuch. Der LBBW-Chef soll die als Sandkastenspiele bezeichnet haben.
"Wenn uns jemand zu Gesprächen einlädt, nehmen wir das an."
Finanzminister Fahrenschon
Möglicherweise wird die BayernLB sogar zu so einem Schritt gezwungen. Gespannt blicken die Banker aus der Münchner Briennerstraße und die Finanzpolitiker in der Staatskanzlei nach Brüssel. Im Herbst will EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia mitteilen, welche Auflagen die BayernLB als Gegenleistung für die staatliche Rettungsaktion in Milliardenhöhe erfüllen muss. Es wird spekuliert, dass eine weitere Schrumpfkur und eventuell auch eine Zwangsvereinigung mit einer anderen Bank verordnet wird.
Rückblick: Große Skepsis gegenüber Fusionsplänen
Die Fusionspläne der beiden Sanierungsfälle BayernLB und WestLB hatten von Anfang an viele Kritiker. So mahnte etwa der Chef der BayernLB-Kontrollkommission, Ernst Weidenbusch (CSU), es müsse im Falle einer Fusion sichergestellt sein, dass die neue Bank "wasserdicht" gegen die in eine Bad Bank der WestLB ausgegliederten Risiken abgeschirmt werde. Auch die EU-Kommission erachtete die Fusionspläne der angeschlagenen Landesbanken als problematisch. "Angesichts der Tatsache, dass beide Banken sich in einem Restrukturierungsprozess befinden, führt eine Fusion nicht automatisch zur Wiederherstellung ihrer langfristigen Lebensfähigkeit", hatte EU-Wettbewerbskommissar Almunia mitgeteilt. Diese sei jedoch entscheidend.