70 Jahre Befreiung Auschwitz "Die Erinnerung wachhalten!"
Genau 70 Jahre ist es heute her, dass die Rote Armee das Vernichtungslager Auschwitz befreit hat. Für die Überlebenden ging damit die Hölle auf Erden zu Ende. An die weit mehr als eine Million Todesopfer erinnerte nach dem Bundestag auch der Bayerische Landtag.
Bei der Gedenkstunde im Maximilianeum betonte Landtagspräsidentin Barbara Stamm, die Erinnerung und das Gedenken an den Holocaust müssten gewahrt und in die Zukunft getragen werden. Deutschland müsse den Toten des Holocaust die Ehre erweisen, die sie verdienten, was ihnen einst versagt worden sei: "Das Verbrechen der Schoa ist so groß, dass wir ihm nur kleine Gesten entgegenstellen können. Aber diese kleinen Gesten sind wichtig. Und wir müssen dafür sorgen, dass sie in die Zukunft hinein wirken können."
Ministerpräsident Horst Seehofer sagte mit Blick auf die Gegenwart: "Wir wollen alles tun, damit sich unsere jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger in Bayern und Deutschland daheim fühlen." Nach den Anschlägen in Paris fürchteten viele Juden um ihre Zukunft, so Seehofer. "Das kann nicht sein, und das darf nicht sein."
"Freiheit und Demokratie brauchen Erinnerung. Freiheit und Demokratie brauchen aber auch Einsatz, Engagement, Zivilcourage und Mut. Zeigen wir also den Feinden unserer Gesellschaftsordnung: Wir leben in Bayern und Deutschland in einer wehrhaften Demokratie."
Ministerpräsident Horst Seehofer
"Minderheiten sind naturgemäß in einer schwachen Position. Wir sind auf das Funktionieren des Staates, unserer demokratischen Rechtsordnung angewiesen."
Erich Schneeberger, Vorsitzender des Landesverbandes der Sinti und Roma
Gauck im Bundestag: Auschwitz gehört zur deutschen Identität
Zuvor hatte Bundespräsident Joachim Gauck in der Gedenkstunde des Bundestages gesagt, die Erinnerung an die deutschen Verbrechen müsse wachgehalten werden. Eine der wichtigsten Lehren aus dem Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit sei, "dass Verschweigen offenkundiges Verbrechen und offenkundige Schuld nicht tilgt", so das Staatsoberhaupt.
"Die Erinnerung an den Holocaust bleibt eine Sache aller Bürger, die in Deutschland leben. Er gehört zur Geschichte dieses Landes."
Bundespräsident Joachim Gauck
Bundestagspräsident Lammert erklärte, Auschwitz stehe als Synonym für den "historisch beispiellosen industrialisierten Völkermord" und dafür, was Menschen Menschen antun können. Es gelte, staatlich angeordnete und organisierte Verbrechen "nirgendwo" und "an keinem Platz der Welt" wieder geschehen zu lassen. In die Erinnerung an die Opfer schloss Lammert auch diejenigen ein, die den Nazis Widerstand geleistet hatten sowie die Menschen, die "vom Trauma des Überlebens gezeichnet" seien.
"Am Stacheldrahtzaun standen Hunderte von Menschen und schauten auf unsere Soldaten, in ihren Augen stand Angst."
Alexander Woronzow, Kameramann der sowjetischen Armee
Mit diesen Worten schilderte der Kameramann Alexander Woronzow die Begegnung mit den wenigen Überlebenden von Auschwitz, dem größten deutschen Vernichtungslager. Etwa 7.000 Gefangene hatten das Grauen im KZ überstanden, als es die Rote Armee am 27. Januar 1945 befreite. Mit der Kamera dokumentierte Woronzow, was er an jenen Tagen sah: Leichenberge, die von den Nazis zerstörten Gaskammern, von Hunger ausgemergelte Männer, Frauen und Kinder.
Auschwitz: Hölle auf Erden
Auschwitz steht als Symbol für den von den Nationalsozialisten systematisch durchgeführten Massenmord. SS-Reichsführer Heinrich Himmler hatte im April 1940 den Befehl erteilt, 70 Kilometer südwestlich von Krakau ein Konzentrationslager zu errichten. Unter Lagerkommandant Rudolf Höß entstand in der Folge zunächst ab Mai 1940 das Stammlager Ausschwitz I, danach das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und das Arbeitslager Monowitz der IG Farben. Mindestens 1,1 Millionen Menschen starben in Auschwitz, entweder in den Gaskammern oder aufgrund der Arbeitsbedingungen, wegen Hunger, Krankheiten, medizinischer Versuche, Exekutionen und der von der SS angeordneten Fußmärsche Richtung Westen kurz vor der Befreiung. Die Opfer waren vor allem Juden, aber auch Sinti und Roma, Homosexuelle, Behinderte, Zwangsarbeiter oder Männer und Frauen des politischen oder religiösen Widerstands.