Erfindermesse iENA Von Power-Hantel bis Klima-Kindersitz
Wenn Ton via Licht übertragen wird und eine Sporthantel das Handy auflädt, dann ist das der Verdienst cleverer Tüftler. Mehr als 700 von ihnen stellen auf der iENA in Nürnberg ihre Erfindungen vor.
Christoph Müßig hatte ein Problem. Genauer gesagt, hatte seine kleine Schwester Johanna ein Problem: Der Kindersitz war ihr ständig zu kalt oder zu warm, so dass das Autofahren mit den Eltern ziemlich anstrengend war. Doch zum Glück hatte ihr Bruder die Idee für einen klimatisierbaren Kindersitz.
Klimatisierbarer Kindersitz
Dazu hat er einen Isolierschlauch an die Warmluftdüse des Autos gesteckt – von da wird die Temperatur geregelt. Ein Ventilator in einem luftdichten Behälter und ein System aus Matten und Rohren im Kindersitz sorgen schließlich dafür, dass der Kindersitz schön geheizt oder gekühlt wird. Ein ausgeklügeltes System, das sich Christoph vom Maristengymnasium in Fürstenzell ausgedacht hat. Mit seinen elf Jahren ist er der jüngste Erfinder auf dieser jährigen Erfindermesse "Ideen – Erfindungen – Neuheiten" (iENA).
Not macht erfinderisch
Christoph ist nur einer der über 700 Erfinder, die auf der Messe ihre Ideen präsentieren. Den Ausstellern geht es aber nicht nur darum, sich der Öffentlichkeit vorzustellen. Für viele ist die Messe ein Sprungbrett zur Vermarktung ihres Produktes. Doch scheinen sich derzeit vor allem freie Erfinder schwer zu tun. Das deutsche Patentamt meldet, dass die Zahl der Anmeldungen von Einzelpersonen in den vergangenen Jahren immer weiter abgenommen hat. Der Grund: Wegen der Krise sind zuerst die kleinen Fördertöpfe weggefallen. Der Kreativität der cleveren Köpfe, die bei der iENA ausstellen, tut das aber scheinbar keinen Abbruch.
Von der iENA zum Weltruhm
Die iENA findet mittlerweile seit 65 Jahren statt und sie ist nicht umsonst eine der wichtigsten Messen für Erfinder. Viele Produkte, die aus dem modernen Leben kaum noch wegzudenken sind, wurden zuerst auf der Nürnberger Erfindermesse vorgestellt. So haben wurden zum Beispiel das Dixi-Klo, der Spaghetti-Automat, das feuchte Toilettenpapier und der Spätzle-Shaker zuerst in Nürnberg vorgestellt.
Energiegeladenes Sportgerät
Ein Szenario: Ein einsamer Jogger läuft nachts durch eine unbeleuchtete Straße. Weil es stockdunkel ist, wird er von einem ankommenden Autofahrer übersehen und angefahren. Von solchen Situationen hatten die drei Tüftler Stefan Gleinig, Alina Maget und Lukas Rappel genug. Deswegen haben sie ihre Power-Hantel erfunden, die gleich mehrere Funktionen auf einmal erfüllt. Ein Magnet im Innern der Hantel bewegt sich beim Gehen auf und ab, per Induktion wird Strom erzeugt. Damit werden LED-Lampen an der Seite der Hantel beleuchtet. Nettes Feature: Alternativ kann über einen integrierten USB-Anschluss auch ein Smartphone aufgeladen werden. "Mit einer vollen Hantel bekommt man ungefähr fünf Prozent Akku bei einem Handy", erklären die Erfinder aus der Oberpfalz.
Das Licht gibt den Ton an
Die Erfindergruppe um Matthias Hauck vom Hochstaufen-Gymnasium aus Eberbach in Baden-Württemberg hat dagegen eine innovative Audiolösung nach Nürnberg mitgebracht: Ton, der mit Hilfe von Licht übertragen wird. Dabei übernimmt eine Art Laserpointer die Audiosignale vom MP3-Player und schickt sie als Lichtsignale an eine Empfängerdiode. Diese wandelt die Signale wieder um und gibt sie an die Lautsprecher oder Kopfhörer weiter. Verknotete oder zu kurze Kabel gehören damit der Vergangenheit an. Das System hat aber noch ein paar Kinderkrankheiten. So muss der Lichtstrahl zum Beispiel exakt ausgerichtet werden, damit es funktioniert. Außerdem reagiert es empfindlich auf Blitzlicht. Doch das sind keine Probleme, die Daniel Düsentriebs von Morgen nicht lösen könnten. Sie streben auch schon die nächste Stufe an: Stereo-Ton. Vielleicht können sich die Jungs dann auch bald in die Gruppe der Erfinder einreihen, die ihren Durchbruch der Nürnberger Erfindermesse verdanken.
iENA 2013
Die iENA 2013 findet vom 30. Oktober bis 3. November in Nürnberger Messe statt. An den ersten beiden Tagen (Donnerstag und Freitag) ist die Messe allerdings dem Fachpublikum vorbehalten. An den beiden darauffolgenden Tagen (Samstag und Sonntag) darf sich jeder bei den Erfindern umschauen.
Am Samstag hat die Messe von 9.30 bis 18 Uhr, am Sonntag von 9.30 bis 16 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 11 Euro, eine Nachmittagskarte (ab 15 Uhr) kostet 6,50 Euro.