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Eigentlich sollten wir Statement Ko-Autor und Hauptdarsteller Thomas Mraz

Stand: 07.02.2025 |Bildnachweis

Stefan (Thomas Mraz) hält den kaputten Spielzeugbus in der Hand, auf den er in der Nacht davor getreten ist und den er jetzt im Mistkübel gefunden hat. | Bild: BR/E&A Film/ORF/Stefanie Leo

Wie entstand die Idee für das Drehbuch, das Sie zusammen mit Klaus Eckel geschrieben haben?

Bereits 2016 lud mich Klaus Eckel ein, gemeinsam einen Roman zum Thema Nachhaltigkeit in der Familie zu schreiben, in dessen Zentrum ein Familienvater steht, der an der ausufernden Menge Spielzeugs seiner Kinder verzweifelt. Klaus hatte bereits mit dem Schreiben begonnen und nach der ersten Lektüre, konnte ich ihn überzeugen, dass seine Idee auch ein sehr gutes Drehbuch sein könnte. Gemeinsam haben wir dann die Geschichte um den Familienvater mit seinen verschütteten Jugendidealen weitergesponnen und konnten mit unserer verfeinerten Fassung Interesse beim ORF wecken, die uns die Drehbuchentwicklung möglich gemacht haben.

Ich habe sofort gespürt, dass Klaus da einen witzigen Zugang zu einem wichtigen Thema hatte. Für mich ist Klaus Eckel ein Seismograf für relevante Gesellschafts-Themen, er hat dafür ein unglaubliches Gespür. Denn nur zur Erinnerung, als wir mit der Arbeit am Drehbuch begonnen haben, gab es "Fridays for Future" noch gar nicht und als die Dreharbeiten schließlich begannen, gab es noch keine Klimakleber.

Wir waren eigentlich unserer Zeit voraus, oder zumindest am Puls.

Worum ging es Ihnen bei dem Verfassen der Geschichte?

Es war uns das Allerwichtigste, jeglichen moralischen Zeigefinger zu vermeiden. Es ist ein Thema, bei dem man sehr schnell in eine Besserwisser-Rolle fallen könnte, und wir waren uns sehr bewusst, dass wir da um nichts besser sind. Wir waren sehr darauf bedacht, unserer "Familie" und der Hauptfigur Stefan Steindl einen möglichst hohen Wiedererkennungseffekt zu verleihen. Im Sinne von `der ist ja wie mein Arbeitskollege, mein Nachbar´, oder optimalerweise: `Der ist ja wie ich´.

Denn wir sind überzeugt, dass in der einen oder anderen Form jeder und jede Einzelne mit Nachhaltigkeits-Themen konfrontiert ist. Und das Spielzeug schien uns dafür am besten geeignet. Denn vordergründig sind das ja alles niedliche Gegenstände, die aber viele Aspekte der Nachhaltigkeit zeigen. Angefangen beim Plastikspielzeug, Weichmacher, problematische Farben, über die abnehmende Begeisterungsspanne bei neuem Spielzeug, bis zur schieren Menge. Befeuert von immer weiteren Anlässen etwas zu verschenken. Also, neben den Klassikern Weihnachten und Geburtstag wird ja mittlerweile sehr oft auch zur Einschulung, Erstkommunion und dem ausgefallenen Milchzahn Spielzeug verschenkt. Daraus ergibt sich ein riesiger Spielzeugberg. Bis hin zu der Absurdität, dass eine Familie mit drei Kindern jedes Spielzeug dreimal braucht. Z.B. Drei Frisbee-Scheiben – ein Spielzeug, mit dem man eigentlich gar nicht allein spielen kann.

Diesem Phänomen wollten wir uns annähern, um vielleicht ein wenig ein Umdenken anzustoßen. Denn wir stecken da alle drin.

Wie war die Zusammenarbeit mit Harald Sicheritz?

Harald Sicheritz ist ein sehr erfahrener Regisseur, den ich schon seit vielen Jahren kenne und schätze. Wir haben auch schon oft zusammengearbeitet. Ich war glücklich, dass er bereit war, sich auf unsere Geschichte einzulassen, denn für ihn stand außer Frage, dass ich den Stefan Steindl spielen soll; was freilich von Anfang an insgeheim mein Wunsch war.

Harald hat noch einige Ideen in das Buch eingebracht, wodurch es unsere gemeinsame Geschichte wurde, die er dann in seiner erfahrenen, bewährten Manier in einen Film übersetzt hat.

Was treibt Stefan an, sich dieser "Untergrund-Gruppe" anzuschließen und letztlich in einer fast anarchischen Art gegen Recht und Gesetz zu verstoßen?

Flapsig würde man es wohl als eine Art Midlife-Krise bezeichnen, wenn jemand mit Mitte Vierzig draufkommt, dass er etwas gravierend ändern muss. Uns hat aber der Gedanke sehr gefallen, dass wir einen Mann sehen, der ein Leben lebt, das eigentlich passt. Mit dem er auch glücklich ist, und das sich so über die Jahre entwickelt hat. Dennoch erinnert er sich an verschüttete Jugendideale, denen nach wie vor eine Wahrheit innewohnt.

Ihn reizt der Gedanke, mit dieser Gruppe etwas zu bewegen und auch ein wenig diese anarchische Gefährlichkeit des Verbotenen. Schlussendlich sieht er aber ein, dass das doch nicht sein Weg ist.

Fehlt uns die Zeit, uns mit Themen wie Nachhaltigkeit, Verbraucherbewusstsein etc. im Alltag zu beschäftigen?

Die Themen Nachhaltigkeit und Klimawandel sind so komplexe Herausforderungen, die meiner Meinung nach nur über große Entscheidungen und Gesetzesänderungen auf Makro-Ebene angegangen werden könnten. Abgesehen von der Politik, ist der fortschreitende Klimawandel auch ein Resultat unseres Wirtschaftssystems. Natürlich müssen "die Menschen" dann mitziehen, aber in erste Linie muss der politische Wille dazu da sein und die "Spielregeln" ändern. Und da bewegen wir uns gerade in die falsche Richtung. Angefangen mit den katastrophalen Entscheidungen der neuen amerikanischen Administration, bis hin zu fehlenden gemeinsamen europäischen Initiativen.

Ich finde es auch problematisch, die Verantwortung (und das schlechte Gewissen) dann auf den Konsumenten abzuwälzen. Natürlich kann ich entscheiden, was und wo ich einkaufe. Doch oft ist es schlicht eine wirtschaftliche Entscheidung, denn wenn das Mineralwasser in der Plastikflasche günstiger ist als das in der Glasflasche, werden viele Menschen "gezwungen", Plastik einzukaufen.

Und dann haben wir das Phänomen, dass man als Einzelner vermeintlich ja eh nichts ausrichten kann. Denn wie oft beschleicht jeden von uns der Gedanke: ist doch "toll", dass ich täglich mit dem Zug zur Arbeit fahre, während z. B. Taylor Swift tausende Flugmeilen sammelt.  

Das Familienleben und die ganze Dynamik der Geschichte ist sehr lebendig. Welche Szenen vom Dreh bleiben Ihnen in Erinnerung?

Tatsächlich erinnere ich mich sehr gerne an die Szenen mit unseren jüngsten DarstellerInnen. Mit denen war es eine Freude zu spielen, die waren so offen und pur – wir hatten viel Spaß.

Aber für mich war die ganze Drehzeit ein wunderbares Erlebnis. Das war noch mitten in der Corona-Zeit und trotzdem konnten wir drehen. Und überhaupt, dass unsere Idee verfilmt wurde, war sehr erfüllend.

Was ist für Sie der Kern der Geschichte?

Im Kern unserer Geschichte geht es darum, dass jemand die Reichweite seiner Wirkung austestet und erkennt, was in seinem Leben wirklich wichtig ist. Mit dem Vorsatz, sein unmittelbares Umfeld zu verbessern; dort etwas zu bewegen, wo man etwas bewirken kann.

Wir haben beim Schreiben sehr viel diskutiert über die unglaubliche Komplexität der Nachhaltigkeits-Thematik und sind immer wieder über den Gedanken gestolpert, dass wir mittlerweile in einer Gesellschaft leben, wo man nicht mehr alles richtig machen kann – man es nicht mehr allen recht machen kann. Auch wenn man versucht "richtig" zu leben. Es wird immer jemanden geben, der dir erklärt, dass du nicht genug machst.

Es braucht sicher den Protest, um politische Änderungen anzustoßen und zu beschleunigen, aber er sollte nicht über das Ziel hinausschießen. Persönlich finde ich jede Form von Extremismus kontraproduktiv, da er die Stimmung der Gesellschaft weiter auflädt und deren Spaltung beschleunigt.







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