Die Akupressur stammt aus der fernöstlichen Heilkunde, ist Bestandteil der Traditionellen Chinesischen Medizin, wurde aber auch in Japan angewandt. Akupressur ist eine sanfte Methode der Selbstbehandlung. Sie wirkt durch die Massage oder den Druck auf bestimmte Körperpunkte und hilft Schmerzen zu lindern oder die Heilung zu beschleunigen. Sie ersetzt allerdings nicht einen Besuch bei einer Ärztin oder einem Arzt.

Akupressur Wirkung

Wie ist die Wirkung von Akupressur zu erklären? Welche Signalbahnen in unserem Körper werden da angesprochen? Dazu Maitri Hillebrecht: "Unser Körper ist durchzogen von einem Netzwerk an Leitbahnen, den Meridianen. Diese sind vergleichbar mit elektrischen Leitungen. Durch diese Bahnen fließt das Qi - die Lebensenergie. Die Akupressurpunkte liegen auf diesen Meridianen. Zehn dieser Meridiane haben einen direkten Bezug zu unseren Organen, also zum Beispiel zur Lunge, zum Dickdarm, zu Herz, Milz, Leber oder Niere. Jeder Meridian hat auch einen Bezug zur Psyche," sagt Maitri Hillebrecht. "Akupressur kann auch bei Angstzuständen und Depressionen angewandt werden. Bei schweren endogenen Depressionen natürlich nur begleitend, aber bei Angstzuständen spürt man eine erleichternde Wirkung." Durch das Stimulieren der Akupressurpunkte sollen Energie-Blockaden gelöst werden, Schmerzen gelindert werden und die Selbstheilung aktiviert werden.

Akupressur Studie

Die heilende Wirkung von Akupressur ist wissenschaftlich für einige Beschwerdebilder nachgewiesen. "Es gibt bereits klinische Studien zu Menstruationsbeschwerden, da wirkt die Akupressur nachweislich. Das Ergebnis einer Untersuchung an der Charité zu Regelschmerzen und Akupressur war, dass 37 Prozent der Frauen nach drei Monaten in der Akupressurgruppe 37 Prozent der Teilnehmerinnen eine fünfzigprozentige Schmerzreduktion erreichten. Nach sechs Monaten waren es mit 58 Prozent sogar mehr als die Hälfte. Zwei Drittel der Frauen haben sich auch nach Ablauf der Studie weiterhin mit Akupressur selbst behandelt."

Hier geht es zur Pressemitteilung der Charité zu dieser Untersuchung.

Auch zur Wirksamkeit der Akupressur bei Beschwerden wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Schlafstörungen gibt es Studien. Viele davon wurden in China, Korea und Japan durchgeführt. Viele haben dabei einen positiven, schmerzlindernden Effekt bei der Selbstbehandlung mit Akupressur gezeigt. Hier die Zusammenfassung einer Metastudie, also einer Übersichtsstudie, die die Ergebnisse mehrerer Studien zusammenfasst.

Akupressur Behandlung

So gehen Sie vor, wenn Sie sich selbst behandeln: "Es reicht völlig aus, wenn Sie bis zu 60 Sekunden lang einmal täglich diese Punkte massieren. Auf jeden Fall sollte man daran denken, dass beide Körperhälften behandelt werden müssen, auch wenn die Beschwerden nur auf einer Körperhälfte auftreten." Man könne dabei, so Maitri Hillebrecht, ein wohlriechendes Öl benutzen. Was wirklich wichtig ist: Dass man die Punkte liebevoll massiert und nicht mit zu viel Druck. Es sollte ein angenehmer Energiefluss spürbar sein.

Nicht behandeln darf man mit Akupressur: "Wenn an der Stelle des Punktes eine Verbrennung oder eine Verletzung besteht, dann drückt man da natürlich nicht drauf", sagt unsere Expertin.

Mit Akupressur andere behandeln

Es spräche nichts gegen eine Akupressur-Behandlung anderer, sagt Maitri Hillebrecht. "Sie sollten zuerst einmal gemeinsam den Punkt oder die entsprechenden Punkte aussuchen. Und sie sollten sanft und liebevoll vorgehen, das ist das Allerwichtigste." Bei Kindern ist das sanfte Behandeln noch wichtiger, denn sie sind viel sensibler als Erwachsene. "Es gibt eine Maßeinheit, die heißt cun. Diese Maßeinheit entspricht der Daumenbreite Ihres Patienten oder Ihrer Patientin. Und wenn Sie nun den Punkt für das Kind suchen, nehmen Sie die Daumenbreite des Kindes als Maßeinheit."

Akupressurpunkte

Akupressurpunkt 34, Dickdarm 4 (TCM) "Die Talbegegnung"

Bei diesen Beschwerden hilfreich: Dieser Punkt hat 36 Indikationen, darunter Kopfschmerzen, Nervosität, Fieber, Heiserkeit, unregelmäßige Atmung, Allergien und Heuschnupfen.

Lage: "Wenn Sie Ihren Handrücken anschauen und vom Zeigefinger eine Linie ziehen und vom Daumen auch, dann ist der Punkt genau in dem Gelenk, was den Daumen mit dem Zeigefinger verbindet. Da ist auch eine Art Muskelwulst."

Behandlung: 30 Sekunden kneten

Akupressurpunkt 37, Herzmeridian 3 (TCM), "Freude des Lebens"

Bei diesen Beschwerden hilfreich: Schlechte Stimmung, Lampenfieber, Prüfungsangst, Schreckhaftigkeit, Schwindel, psychosomatische Beschwerden, Liebeskummer.

Akupressurpunkt 37

Lage: "Wenn man seinen Arm anwinkelt, dann hat man im inneren Arm eine Beugefalte. Dieser Punkt liegt am Ende dieser Beugefalte."

Behandlung: 60 Sekunden punktieren.

Akupressurpunkt 73, Magenmeridian 36 (TCM), "Der göttliche Gleichmut"

Bei diesen Beschwerden hilfreich: Schlaflosigkeit, niedriger und zu hoher Blutdruck, nervöses Herz, Magenbeschwerden, Bettnässen bei Kindern, Schwindel, Atemstörungen, Asthma, Kopfschmerzen, Unruhe, Spannungen, Ängste, Ermüdbarkeit bei Überbelastung. Dieser Punkt ist ein Ausgleichspunkt.

Lage: "Direkt unter der Kniescheibe befindet sich eine Art Erhebung, das Fibula-Knöpfchen. Dort müssen Sie Ihre Finger anlegen. Er liegt unterhalb der vier Finger auf der rechten Seite des Schienbeins. Da muss man ein bisschen suchen."

Behandlung: Punkt jeweils 60 Sekunden drücken.

Akupressurpunkte als App

Maitri Hillebrecht hat auch eine Akurpressur App entwickelt, von der es eine Gratisversion gibt. Sie enthält acht Anwendungen und Sie finden sie unter dem Namen "AcuApp".
Das Buch von Maitri Hillebrecht, "Akupressur. Das große Praxisbuch" ist im Trias Verlag erschienen, der zur Thieme Gruppe gehört. Auch als Akupressur-Neuling kommt man mit den detaillierten Beschreibungen sehr gut zurecht.

Maitri Hillebrecht ließ sich zur Akupresseurin und Reiki-Meisterin ausbilden und hat jetzt in ihrem Buch über 800 Indikationen sowie die wichtigsten 94 Akupressurpunkte beschrieben.