Amerikanische Faulbrut Honiggläser vor dem Wegwerfen ausspülen - ist das ein Scherz?
Warum sollten wir Honiggläser unbedingt ausspülen, bevor wir sie in den Altglascontainer werfen? Und gilt das auch für Gläser vom heimischen Imker?
"Bitte werfen Sie keine ungespülten Honiggläser in den Glascontainer ein!" Was ist dran an dieser Warnung, die man mal in der Zeitung, mal im Internet liest?
Faulbrut-Fälle in Bayern
Das Wichtigste vorab: Ja, die Warnung ist echt und berechtigt - und wir alle sollten in der Tat Honiggläser ausspülen, bevor wir sie in den Altglascontainer werfen.
Sonst gefährden wir unsere einheimischen Bienen. Die tragen nämlich möglicherweise die Honigreste aus den Gläsern zusammen mit einem tödlichen Erreger darin zu ihrer Brut in den Bienenstock - der Amerikanischen Faulbrut (AFB). Die Sporen dieses Bakteriums finden sich vor allem in importierten Honigen, die im Handel angeboten werden.
Faulbrut-Sperrbezirke in Bayern
Wo die Amerikanische Faulbrut auftritt, sterben ganze Bienenvölker, müssen Sperrbezirke eingerichtet und schlimmstenfalls viele Völker vernichtet werden. Auch in Bayern ist das immer wieder der Fall.
Aktuell: Faulbrut-Fall In Mittelfranken
In Wieseth im Landkreis Ansbach wurden 2024 zwei Fälle der Amerikanischen Faulbrut entdeckt. Damit die Seuche sich nicht ausbreiten kann, müssen Imker und Imkerinnen, die Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf und das zuständige Veterinäramt zusammenhelfen. Die Stöcke müssen regelmäßig kontrolliert werden. Wenn die Verseuchung erst am Anfang ist, lassen sich die Bienen durch eine "Sanierung" retten. Die erwachsenen Bienen bekommen einen neuen Bienenkasten, nachdem sie eine Fastenkur hinter sich haben. Die ist notwendig, da das Bakterium im Verdauungstrakt steckt. Der muss also leer sein, bevor der Umzug stattfinden kann.
Was ist eine Faulbrut bei Bienen?
Die sogenannte Amerikanische Faulbrut ist in Deutschland eine anzeigepflichtige Bienenseuche, die die Brut abtötet. Sie wird von einem Bakterium namens "Paenibacillus larvae" verursacht. Die Überdauerungsformen dieses Erregers lassen sich im Futter der Bienen, also dem Honig, nachweisen und können darüber verbreitet werden.
Es tötet die Larve in der Wabe und zersetzt sie. Die anfangs schleimige Masse trocknet und setzt sich als dunkler Schorf am Zellboden ab. Ausgewachsene Bienen geben den Erreger nur weiter, aber nach und nach befallen die Bakterien die komplette Brut und das Bienenvolk stirbt mangels Nachwuchs ab.
Kann sich Faulbrut wirklich durch unausgespülte Honiggläser verbreiten?
Ja, wenn die Bienen keine Blüten mehr finden, wie etwa ab Juli oder bei schlechter Witterung, herrscht eine sogenannte Mangeltracht-Situation. In dieser Zeit kann es durchaus sein, dass Bienen Container anfliegen, in denen sich leere Honiggläser befinden. Doch Dr. Hannes Beims, Leiter der Fachberatung für Imkerei im Bezirk Oberbayern betont: "Die Dosis macht das Gift. Zwar enthält der Großteil der importierten Honige in der Tat die gefährlichen Sporen, doch sind nur die jüngsten Larven für eine Infektion mit der Amerikanischen Faulbrut empfänglich. Und diese werden mit Futtersaft und nicht mit Honig gefüttert. Es müssen also schon größere Mengen der Sporen eingetragen werden, damit sich ein Bienenvolk wirklich infizieren kann und die Amerikanische Faulbrut tatsächlich ausbricht."
Sein Fazit lautet aber dennoch: Honiggläser sicherheitshalber erst ausspülen und dann in den Altglas-Container werfen!
Amerikanische Faulbrut: Für Menschen gefährlich?
Für uns Menschen ist der Erreger ungefährlich; selbst Honig, der mit den Erregern kontaminiert ist, stellt keine Gefahr für unsere Gesundheit dar. Für Bienen allerdings, die damit in Kontakt kommen, sehr wohl.
Was mache ich mit den Gläsern vom heimischen Imker?
Wie immer ausspülen und bei Ihrem Imker gegen ein gefülltes eintauschen. Und selbst wenn Sie schon mal ein kaputtes Imker-Glas in den Container geworfen haben, bei unserem einheimischen Honig ist das Risiko überschaubar, da die AFB in Deutschland von staatlicher Seite bekämpft wird, erklärt Dr. Beims. Der Faulbrut-Erreger findet sich dagegen deutlich häufiger in Honig aus dem Ausland. Und genau hier legt das Problem: Denn 80 Prozent des deutschen Honig-Bedarfs von jährlich immerhin rund 100.000 Tonnen kommt aus dem Ausland, vor allem aus China, Osteuropa und südamerikanischen Ländern. Dort allerdings wird die Faulbrut durch die Gabe von Antibiotika nur überdeckt. Ergebnis: Der Erreger verbreitet sich weiter und wandert mit dem Honig um die Welt.
Was kann ich tun, um die einheimischen Bienen nicht zu gefährden?
Wenn Sie Honig aus dem Supermarkt gekauft haben, bei dem Sie nicht wissen, woher genau er stammt: Entsorgen Sie das Behältnis so, dass keine Biene an die Reste kommen kann. Eine gute Alternative wäre natürlich, Honig im Mehrwegglas beim einheimischen Imker oder bei der Imkerin zu kaufen: Regionaler Honig ist besser für uns
Und wenn Sie an Ihre Gartenplanung für das kommende Gartenjahr gehen: Vielleicht räumen Sie unseren nützlichen Insekten ein paar Futterplätze mehr in Ihrem Garten frei. Wir haben Tipps für Bienenweiden und Co.
Wussten Sie übrigens, dass Honig zu den Lebensmittel gehört, die weltweit am häufigsten gefälscht werden? Hören Sie dazu diese Folge unseres Nachhaltigkeitspodcasts Besser leben (In der ARD-Audiothek downloaden und abonnieren)
https://www.ardaudiothek.de/episode/besser-leben-der-bayern-1-nachhaltigkeitspodcast/so-erkennen-sie-gepanschten-honig/bayern-1/89459796/