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Rehkitze anfassen Wann braucht ein Rehkitz Hilfe? Und darf man es anfassen?

Darf man nun oder darf man nicht: Rehkitze anfassen. Wie erkenne ich, ob ein Rehkitz Hilfe braucht? Was darf ich dann tun und was ist verboten?

Stand: 13.03.2025

Foto eines Rehkitzes im hohen Gras liegend | Bild: mauritius images / R. Hunold

Im Frühjahr streift man gerne durch Wald und Wiesen, freut sich über die ersten Blümchen und Knospen und trifft hier und da auch mal auf die dort ansässigen Tiere. In hohen Wiesen liegen in dieser Jahreszeit häufig Rehkitze. Sie sehen vermeintlich hilflos aus, doch meist ist ihre Mutter nah und beobachtet, ob es ihrem Kind gut geht. Es gibt aber auch Situationen, da braucht ein Rehkitz Hilfe. Welche das sind und was man beachten muss, wenn man ein Rehkitz entdeckt, das hat uns Alexander Dreher von der Drohnenrettung und Aufzuchtstation "Rehkitz BW" erklärt.

Wie erkenne ich, ob ein Rehkitz Hilfe braucht?

Es gibt ein paar Hinweise, an denen man erkennt, dass ein Rehkitz Hilfe braucht. Das ist zum einen, wenn es ganz offensichtlich verletzt ist, so der Experte. Das kann passieren, wenn vor der Wiesenmahd (das Mähen der Wiesen) nicht abgesucht wurde oder wenn das Kitz anderweitig irgendwie verletzt wurde. Ist ein Rehkitz offensichtlich verletzt, dann braucht es Hilfe. Achten Sie vor allem darauf, dass es in Kombination mit Verletzungen, auch sein kann, dass die Kitze weiße, reißkornförmige, kleine Eier an sich kleben haben, so Alexander Dreher weiter. Das sind Eier von Schmeißfliegen, und wenn die am Kitz kleben, braucht es dringend Hilfe. Diese Fliegeneier entwickeln sich innerhalb von Stunden zu Maden, die dann im schlimmsten Fall das Rehkitz lebendig auffressen, führt der Experte aus.

Ein weiterer Hinweis ist, wenn man das Kitz über einen längeren Zeitraum fiepen hört, auch dann braucht das Tier dringend Hilfe.

Und wenn das Rehkitz von einem Hund oder von einem Mensch berührt wurde, auch dann braucht das Wildtier Hilfe.

Darf ich ein Rehkitz anfassen, um ihm zu helfen?

Beim Rehwild ist es so, dass die Rehgeiß, also die Rehmutter, ihre Kitze bewusst, wirklich ganz bewusst in Wiese oder in Wegrandstreifen ablegen und sie dort auch wirklich nur vier bis fünf Mal am Tag zur Fütterung aufsuchen, erklärt Alexander Dreher. Sonst sind die Kitze wirklich komplett alleine, um zu gewährleisten, dass der Fuchs oder jemand anderes nicht mitbekommt, dass es dort liegt. Dadurch soll das Rehkitz vor Fressfeinden geschützt werden.

Kitze haben die ersten zehn bis 14 Tage keinen eigenen Geruch, sprich die Tiere riechen nach gar nichts, so der Experte weiter. So kann zum Beispiel der Fuchs das Rehkitz nicht finden. Deswegen ist es grundsätzlich ganz wichtig, dass wenn man Kitz findet, es nicht anfasst, auf gar keinen Fall hochnimmt oder gar mitnimmt. Wer ein Rehkitz mitnimmt, macht sich der Wilderei schuldig, so der Rehkitzretter. Laut Strafgesetzbuch (StGB) kann man dafür mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder mit einer Geldstrafe belangt werden.

Auch sollte man dringend direkt weitergehen, wenn man gesundes Rehkitz entdeckt. Die Rehmutter, die meist im nächsten Buschstreifen steht, beobachtet das alles. Es beunruhigt sie, wenn man zu lange bei ihrem Kind stehen bleibt. Also immer zügig weitergehen und der Geiß ermöglichen, das Kitz abzuholen, um es einen für sie sicherer erscheinenden Platz zu bringen, so Alexander Dreher.

Was kann ich tun, wenn ein Rehkitz Hilfe braucht?

Prinzipiell kann man die Polizei kontaktieren, da die die Nummer von jedem Jagdausübungsberechtigten, also von jedem Jagdpächter in der Region hat und dann auch den Anruf und die Daten weiterleiten kann, erklärt der Experte. Wenn man den zuständigen Jäger oder Jagdpächter kennt, kann man den auch direkt kontaktieren. Oder alternativ, wenn der nicht erreichbar ist, auch eine Wildtierstation oder eine Wildtiererfassung. Nur ganz wichtig ist, dass auch die Person ohne die Zustimmung von dem Jagdpächter dieses Kitz nicht zu sich nehmen darf, das wäre sonst auch wieder Wilderei, so Alexander Dreher abschließend.

Wie kann ich Rehkitzen helfen?

Es gibt viele Rehkitzrettungs-Vereine in Bayern. Unter anderem auch "Wir retten Rehkitze e. V." aus Neufahrn. Gründerin Martina Zander ist immer auf der Suche nach Helfern und Menschen, die mit Drohnen umgehen können. Denn die Vereine werden meist von Landwirten beauftragt und suchen dann mithilfe von Drohnen deren Felder ab, damit vor der Mahd Rehkitze in Sicherheit gebracht werden können. Auf die Frage, was man als Rehkitzretter braucht, meint Martina Zander im Interview mit Bayern 1: "In erster Linie braucht man eigentlich nur Tierliebe." Aber auch frühes Aufstehen und wetterfeste Kleidung seien für den Einsatz wichtig. Wenn Sie sich also berufen fühlen, einem Rehkitzrettungs-Verein auszuhelfen, dann finden Sie hier eine Liste der Rehkitzrettungsteams in Bayern: Kitzrettungsteam finden.

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In dieser Episode der "Blauen Couch" spricht Bärenexperte Reno Sommerhalder über seine erste Begegnung mit einem Bären und warum es so wichtig ist, Wildtieren ihren Lebensraum zu lassen:

https://www.ardaudiothek.de/episode/blaue-couch/reno-sommerhalder-baerenexperte-ich-glaube-wir-waren-beide-im-schock/bayern-1/13886673/


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