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Igel Wann brauchen Igelkinder Hilfe?

Jedes Kind kennt ihn, aber der Igel hat es in unserer Kulturlandschaft immer schwerer. Wir können aber einiges für die Igel tun. Was genau, lesen Sie hier. Wir beantworten auch die Frage, wann Igel-Jungtiere Hilfe brauchen.

Stand: 28.08.2024

Ein junger Igel sitzt auf einer Baumrinde auf einer Wiese. | Bild: mauritius images / Reiner Bernhardt

Die Igel haben es immer schwerer bei uns. Darum ist der Igel von der Deutschen Wildtierstiftung zum Tier des Jahres 2024 ernannt worden. 5.000 bis 7.000 Stacheln hat so ein Igel - aber gegen seinen größten Feind helfen die ihm leider nicht: Wir Menschen sind es, die seinen Lebensraum mehr und mehr zerstören – in unseren ordentlich aufgeräumten Kulturlandschaften fehlen die Hecken und Gehölze, die den Igeln Unterschlupf und Nahrung bieten. Und obwohl Schätzungen zufolge mittlerweile bis zu neunmal so viele Igel in den Städten wie auf dem Land leben, hat sich seine Situation nicht verbessert. Im Gegenteil: Der Igelbestand nimmt schleichend ab. Immer mehr versiegelte Flächen, Schottergärten, undurchdringliche Zäune und Mähroboter setzen ihm zu, ebenso der Straßenverkehr, dem jährlich viele der Stacheltiere zum Opfer fallen.

Igelbabys - wann brauchen sie Hilfe

BAYERN 1 Hörer Anton aus Würzburg hatte jüngst tagsüber drei kleine Igelkinder in seinem Garten gesehen, die neugierig unterwegs waren. Er fragte sich, ob das normal sei und ob er den Jungtieren denn helfen könne oder müsse. Angelika Nelson vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) hat eine Antwort darauf: "Wenn die Igel über drei Wochen alt sind, dann kann es gut passieren, dass sie allein, ohne die Mutter, auf Entdeckungsreise gehen und die Umgebung erkunden." Diese Igelchen würden aber immer noch gesäugt von der Mutter. Sind die Jungtiere putzmunter und nicht verletzt, müsse man sich keine Sorgen machen - die Mutter kommt zurück und kümmert sich.

Für den späteren Herbst gilt: Sollten Sie bei Gartenarbeiten im Laub ein Igelnest finden, womöglich mit Jungen, dann decken Sie es vorsichtig wieder zu und stören Sie die Igel nicht. Machen Sie sich auch hier keine Sorgen: "Igelkinder kommen wirklich etliche Stunden ohne Mama aus. Wenn die Witterung gerade trocken ist, muss sie nur weiter laufen, um die ganzen Insekten und Regenwürmer für die Kleinen ranzukarren", so Igel-Experte Markus Erlwein vom LBV.

Wann Igel-Jungtieren helfen

Wann Sie eingreifen sollten: "Wenn sich über mehrere Stunden überhaupt nichts tut und man sich ganz sicher ist, dass keine Mama mehr da ist, dann kann man verwaiste Igelkinder in Pflege geben", sagt Erlwein. Das sollte man nicht selbst übernehmen - das sei ein 24-Stunden-Job für Wildtierauffangstationen.

Vor allem im Herbst ist es wichtig, dass Jungigel stark und kräftig sind, damit sie den Winter überleben. Ein Jungigel, der Anfang November deutlich unter 500 g wiegt, muss in Pflege genommen werden, da er in freier Wildbahn bis zum Wintereinbruch nicht ausreichend zunehmen kann. "Bis sie ihr Winterschlafgewicht von mindestens 600 g erreicht haben, sollten solche Jungigel im Haus gepäppelt werden." Sie können sich hier an den Verein Pro Igel wenden.

In sehr trockenen Sommermonaten können Sie aber jederzeit helfen, indem Sie für Igel und andere Wildtiere eine Schüssel mit Wasser aufstellen.

Ein Unterschlupf für den Igel

Igel verkriechen sich gerne. Das tun sie, um sich vor Hunden und anderen Feinden in Sicherheit zu bringen, aber auch, um sich ein passendes Winterquartier zu suchen oder ein Nest für ihre Jungen zu bauen. Wenn sich der Igel in Ihrem Garten wohlfühlen soll, dann schaffen Sie für ihn Orte, an denen er sich verstecken kann, wie Laub- und Reisighaufen, undurchdringliche Hecken, Komposthaufen, Gartenhäuschen, Steinhaufen, Baumwurzeln oder Totholzecken wie eine Benjeshecke aus locker geschichtetem Schnittgut zum Beispiel.

Vor dem Winter freut sich der Igel auch über ein Igelhaus für den Winterschlaf. Hier gibt es eine Bauanleitung.

Braucht der Igel Hilfe?

Wenn Sie einen Igel beobachten, der torkelt, röchelt oder apathisch ist, dann setzen Sie ihn vorsichtig mit Handschuhen in einen Karton, geben Sie ihm etwas zu trinken und wenden Sie sich direkt an einen Igelschutzverein in Ihrer Nähe oder an einen Tierarzt. Eine Linkliste mit regionalen Anlaufstellen hat der Verein "Pro Igel". Diese Igelstationen bieten professionelle Hilfe an und nehmen die Tiere auf.

Wie fühlt sich der Igel im Garten wohl?

Igel durchstreifen nachts große Gebiete auf der Suche nach Nahrung. Dabei gehen Sie nur dorthin, wo ihnen keine Hindernisse wie Zäune und Mauern im Weg stehen. Wenn Sie also gerne einen Igel in Ihren Garten locken wollen, dann sorgen Sie dafür, dass ihm immer eine Türe offensteht. Lassen Sie Schlupflöcher im Zaun. Laut Naturschutzbund Deutschland (NABU) sollten die Löcher direkt am Boden liegen und mindestens 10 Zentimeter hoch und breit ein. Hat der Igel den Durchgang einmal benutzt, dann merkt er sich dessen Lage und findet den Eingang in Ihren Garten immer wieder. Vorsicht bei grobmaschigen Drahtzäunen oder Spalten zwischen Zaunbrettern. Dort könnte der Igel steckenbleiben und sich verletzen. Deshalb sollten Drahtzäune nie ganz nach unten an den Boden reichen.

Wer regelmäßig Igel zu Besuch im Garten hat, weiß: Die Tiere sind nicht nur süß, sondern auch sehr nützlich - helfen sie doch dabei, die Populationen von Insekten und Schnecken im Rahmen zu halten. Es lohnt sich also durchaus, den eigenen Garten igelfreundlich zu gestalten, um dem stacheligen Gartenhelfer ein dauerhaftes Zuhause zu bieten.

Vielfältiger Garten

Gestalten Sie einen Garten mit vielen Pflanzen, die Insekten anlocken. Je mehr Insekten sich in Ihrem Garten tummeln, umso mehr Nahrung findet der Igel dort. Achten Sie auf eine artenreiche Wiese und pflanzen Sie heimische Stauden, Gehölze und Wildpflanzen an. Der Naturschutzbund empfiehlt unter anderem Kornelkirsche, Flieder, Gemeiner Schneeball, Roter Hartriegel, Holzapfel, Strauchmispel, Wildrose, Eberesche, Pfaffenhütchen, Liguster, Haselnuss und Schwarzer Holunder.

Vorsicht vor Pools und Kellerschächten

Laut Bund Naturschutz sind Igel keine guten und ausdauernden Schwimmer. Fallen Sie in einen Gartenteich, eine Regentonne oder in den Pool und finden keinen flachen Ausstieg, dann ertrinken sie. Sollten Sie also einen Gartenteich haben, dann sorgen Sie für eine Ausstiegshilfe. Einfach ein Brett mit Sprossen möglichst flach in das Wasser stellen, damit der Igel mit eigener Kraft hinausklettern kann. Pools sollten Sie nachts abdecken.

Auch Löcher, Gruben, Kellertreppen und -schächte sind große Gefahren für Igel. Decken Sie Kellerschächte mit engmaschigen Gittern ab oder geben Sie auch hier Ausstiegshilfen. Igel, die eine Kellertreppe hinabgefallen sind, können sich beispielsweise leicht selbst retten, wenn auf jeder Stufe ein Ziegelstein liegt, der die Stufenhöhe verringert.

Trinkwasser für Igel

Vor allem im Sommer brauchen Igel viel Wasser. Eine kleine, standfeste Schale mit täglich frischem Wasser reicht, am besten von Frühjahr bis Herbst. Der Bund Naturschutz warnt davor, Igel mit Milch und rohen Eiern zu füttern. Die Tiere fressen alles, bekommen aber Durchfall. Im Übrigen sind Igel absolute Fleischfresser. Sie mögen kein Obst und Gemüse, allerdings fressen Sie gerne hochwertiges Katzenfutter, egal, ob nass oder trocken.

Vorsicht beim Rasenmähen

Vielleicht kennen Sie Bilder von verletzten und verstümmelten Igeln. Rasenmäher, egal, ob selbstfahrend oder nicht, sind der größte Feind des Igels. Suchen Sie vor dem Mähen deshalb immer den Garten nach den Tieren ab. Seien Sie besonders aufmerksam bei hohem Gras, Hochstauden und, wenn Sie unter Sträuchern oder Hecken mähen.

Keine Pestizide

Selbstverständlich sollten Sie auf Pestizide und Insektenschutzmittel in Ihrem eigenen Garten vollkommen verzichten, denn wenn es keine Insekten gibt, dann kommt auch kein Igel in Ihren Garten. Verwenden Sie auch keinen Kunstdünger. Komposterde, Rindenmulch, Hornspäne, Gesteinsmehl und ähnliche natürliche Dünger erfüllen den gleichen Zweck und schaden den Tieren nicht.

Sie wollen mehr für Insekten, Schmetterlinge und Bienen tun? Wir haben Tipps für Bienenweiden und Co. Auch interessant: Warum ein Maulwurf gut für den Garten ist.

Bei der Pflanzerde für den Garten: Torf oder nicht Torf - hier in unserem Nachhaltigkeits-Podcast Besser leben mehr erfahren. Unseren Podcast können Sie in der ARD Audiothek kostenlos downloaden und abonnieren:

https://www.ardaudiothek.de/episode/besser-leben-der-bayern-1-nachhaltigkeitspodcast/warum-torffreie-erde-gut-fuer-die-umwelt-ist/bayern-1/10386205/


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