Stau auf der Autobahn - umfahren oder nicht?

Bei Stau die Autobahn verlassen und den Stau auf der Landstraße umfahren. Ist das sinnvoll?

"Diese Überlastungsstaus haben intern noch eine Geschwindigkeit von ungefähr 10 Kilometern pro Stunde. (...) Dann kann man sich überlegen - fahre ich jetzt runter und fahre über Land. Da hat man eine deutlich geringere Geschwindigkeit. Das ist etwas, was sich in den meisten Fällen nicht rentiert", sagt Stauforscher Michael Schreckenberg.

Ganz verhindern ließen sich die Staus nur durch Autos, die selbstständig fahren und eine konstante Geschwindigkeit beibehalten. Viele Assistenzsysteme in modernen Pkw helfen schon dabei, das Tempo auf gleichem Niveau zu halten. Darin sind sie besser als Autofahrer: "Menschen haben eine Reaktionszeit, Gefühle und sind mal abgelenkt, das ist im Verkehr eher hinderlich", sagt Schreckenberg.

Wie entsteht ein Stau?

"Die meisten Staus entstehen tatsächlich durch Überlastung, das heißt, es sind zu viele Fahrzeuge auf derselben Strecke in derselben Richtung zur selben Zeit unterwegs", erklärt Stauforscher Schreckenberg. Rund 60 bis 70 Prozent der Staus entstehen im dichten Verkehr auf überlasteten Routen und letztlich oft durch das Verhalten einzelner Autofahrer. Bremst ein Fahrer abrupt ab oder drängelt sich in eine Fahrspur, so dass der Hintermann stark abbremsen muss, zieht das eine Kettenreaktion nach sich. Prof. Michael Schreckenberg von der Universität Duisburg-Essen erforscht das "Stau aus dem Nichts" genannte Phänomen. Das entsteht bei starkem Verkehrsaufkommen und deshalb häufig dort, wo die Verkehrsdichte steigt, zum Beispiel an Anschlussstellen.

Stauursache: Einer bremst, alle werden langsamer

"Passt ein Autofahrer nicht auf und bremst, bremst der Nachfolger schon etwas stärker und eine Stauwelle entsteht", so Schreckenberg. Diese Stauwelle bewegt sich mit etwa 15 Stundenkilometern nach hinten, die Autos müssen immer stärker bremsen und kommen schließlich zum Stehen: "Innerhalb der Welle stehen die Fahrzeuge oder fahren nur stop-and-go. Das kann man vom Hubschrauber aus gut betrachten, wie diese Welle zurückfließt. Und diese kommt mir dann irgendwo entgegengefahren, wo ich nicht mit einem Stau rechne, weil ich überhaupt keinen Anlass dafür sehe", erklärt der Stauforscher. Dadurch entstehen dann gefährliche Situationen: "Wenn man aus einer Stauwelle herausfährt, denkt man "Das war's" und ist unkonzentriert;  man gibt Gas - und dann kommt die nächste Stauwelle. Und da passieren dann leider sehr viele Unfälle an dem Ende der nächsten Stauwelle", weiß Schreckenberg aus Erfahrung.

"Die Welle wird erst gestoppt, wenn der Zufluss hinten aufhört", sagt Schreckenberg. Wenn der Verkehr insgesamt wieder abnimmt, löst sich der Stau wieder auf.

Stau auf der Autobahn vermeiden - es kommt auf den Einzelnen an

Die Fahrer und Fahrerinnen, die den Stau auslösen, bekommen das meist gar nicht mit, da sie weiterhin freie Fahrt haben. Grundsätzlich sollten Autofahrerinnen und Autofahrer bei hohem Verkehrsaufkommen deshalb darauf achten, möglichst flüssig zu fahren, nicht zu beschleunigen oder zu bremsen. "Es sind am Ende einzelne Verkehrsteilnehmer, die eine Stauwelle auslösen", so Michael Schreckenberg.

Was sie tun können, um selbst einen Stau zu vermeiden

In Ferienzeiten kann es sich lohnen, erst nachts in den Urlaub zu starten.

Apropos richtiges Verhalten auf der Autobahn - lesen Sie dazu: Beim Auffahren auf die Autobahn - Was tun, wenn der Beschleunigungsstreifen nicht reicht? und Wann darf ich auf dem Seitenstreifen fahren?

Wer doch in einem Stau landet, sollte immer sofort eine Rettungsgasse bilden. Und das, sobald der Stau entsteht.

Hören Sie in unserem Blaue Couch Podcast mit Transportunternehmerin Christina Scheib, was Lkw-Fahrerinnen und Lkw-Fahrer leisten und erleben:

https://www.ardaudiothek.de/episode/blaue-couch/christina-scheib-lkw-fahrerin-ueber-ihre-abenteuer-auf-tour/bayern-1/12360733/