Superschmecker Sie mögen keinen Brokkoli? Vielleicht sind Sie ein Superschmecker!
Für manche schmeckt der Brokkoli kaum bitter, für andere aber grausam bitter. Das sind sogenannte Superschmecker. Und das hat Auswirkungen auf ihr Essverhalten.
Sind Sie ein Superschmecker?
Viele Menschen mögen bitteres Essen nicht gern. Manche Menschen aber reagieren mit großer Abscheu oder sogar Ekel auf bittere Lebensmittel wie Brokkoli, Grapefruit, Radicchio oder Rosenkohl. Sie meiden Bitterschokolade und trinken kein Bier und keinen Kaffee. Das heißt nicht, dass solche Menschen automatisch schwierige Esser sind. Der Grund könnte vielmehr sein: Diese Menschen gehören höchstwahrscheinlich zu den "Supertastern", den Geschmackssensiblen oder Superschmeckerinnen und -schmeckern.
Was sind Superschmecker?
Den Begriff "Superschmecker" hat die Geschmacksforscherin Linda Bartoshuk von der Yale University geprägt. Sie testete in den 1990-er Jahren den Geschmackssinn ihrer Probanden mit einem Bitterstoff. Der wurde von den einen als leicht bitter, anderen als geschmacksneutral und einigen als ekelerregend bitter empfunden. Letztere sind die Superschmecker. Im Schnitt ist wohl jeder Vierte ein Supertaster. Frauen sind mit 35 Prozent häufiger als Männer (zehn Prozent) geschmackssensibel.
Babys sind Superschmecker
Babys schmecken bereits im Mutterleib: In den ersten Lebensmonaten akzeptieren sie eigentlich nur süß oder salzig. Bei Bitterem und Saurem verziehen sie das Gesicht. Aber Babys und Kleinkinder können an bitteren Geschmack gewöhnt werden und lernen, solche Lebensmittel zu akzeptieren. Diese Erfahrung machen auch viele Normalschmecker. Sie mögen als Erwachsene Gemüse oder andere Lebensmittel, die sie in ihrer Kindheit abgelehnt haben.
Das Gleiche gilt für Superschmecker: Auch sie können lernen, Bitteres wie Kaffee zum Beispiel zu akzeptieren. In einer Studie waren ausgerechnet die Supertaster diejenigen, die den meisten Kaffee tranken.
Geschmackssinn unterscheidet sich stark - Superschmecker schmecken alles intensiver
Superschmecker haben ein bestimmtes Gen, das sie für bestimmte Geschmackserlebnisse sensibler macht. Geschmackssensible nehmen aber nicht nur Bitteres, sondern auch Saures sehr viel intensiver wahr als andere Menschen.
Die verschiedenen Schmecker-Typen haben sich im Laufe der Evolution gebildet. In der frühen Menschheitsgeschichte war es wohl noch von Vorteil, Bitteres intensiver zu schmecken - als Schutz vor giftiger oder verdorbener Nahrung.
Wie Forscher Superschmeckern auf die Spur kommen
Wer auf den Stoff "Propylthiouracil", kurz PROP, mit Abscheu reagiert, könnte ein Superschmecker sein. Normal- oder Nichtschmecker nehmen diese Substanz kaum oder gar nicht wahr. Doch es sind eben nicht nur die Reaktionen auf Bitteres, die hier zählen. Superschmecker nehmen alle Geschmäcker intensiver wahr.
Lange hat man gedacht, dass sich die Intensität unseres Geschmacksempfindens nach der Anzahl der Geschmacksknospen auf unserer Zunge richtet - doch dem ist nicht so, das bewies eine Studie von Nicole Garneau vom Denver Museum of Nature & Science mit 400 Probanden aus dem jahr 2014. Die im Internet empfohlenen Tests, die Geschmacksknospen auf einem bestimmten Zungenareal zu zählen, um herauszufinden, ob man zu den Superschmeckern gehört, sind demnach Unsinn.
Das sollten Superschmecker wissen
Viele Superschmecker essen weniger gesundes, grünes Gemüse und bittere Salate wie Endiviensalat, Chicoree oder Radicchio. Und das kann auf lange Sicht gesundheitliche Folgen haben: Superschmecker haben laut einer US-Studie ein höheres Risiko, an Darmkrebs zu erkranken - weil sie im Lauf ihres Lebens zu wenig von den gesunden Bitterstoffen bekommen.
Daher sollten Superschmecker ganz besonders darauf achten, sich gesund zu ernähren. Vorteil für alle Geschmackssensiblen: Sie leiden seltener an Atemwegserkrankungen als Normalschmecker, das haben Forscher aus Pennsylvania herausgefunden.
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