Neurodermitis bei Kindern Praktische Tipps
Vor allem Kinder sind von Neurodermitis betroffen. Doch viele Kinderärzte sind nicht auf Haut spezialisiert und viele Hautärzte nicht auf Kinder. Dabei gibt es bei der Behandlung von Neurodermitis bei Kindern einige Unterschiede zum Erwachsenen.
Erwachsene haben tendenziell eher die schwereren Formen von Neurodermitis. Erwachsene bekommen deshalb auch stärkere Medikamente, oft in Tablettenform.
"Bei den Kindern muss man auch ganz praktische Dinge berücksichtigen, zum Beispiel, dass man einen Zweijährigen nicht drei Mal an- und ausziehen möchte, um ihn einzucremen. Manche Kleinkinder lassen sich gar nicht eincremen, dann muss man sich ein paar Tricks ausdenken."
Dr. Christina Schnopp, Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein
Zudem besteht bei Kindern oft das Problem, den richtigen Arzt zu finden. So mancher Kinderarzt kennt sich nicht im Speziellen mit der Haut aus, viele Hautärzte hingegen sind nicht auf Kinder spezialisiert.
"Viele Hautärzte haben Angst, Kinder zu behandeln. Sie denken, Kindern darf man gar keine medizinischen Cremes geben. Deswegen werden Kinder mit Neurodermitis bei solchen Hautärzten auch nicht vernünftig therapiert."
Dr. Christina Schnopp, Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein
Tricks für die Therapie von Kindern
Rituale helfen bei Kindern in der Regel immer. Wie beim Zähneputzen muss das tägliche Eincremen in die Routinen eingebaut sein und darf auch nicht verhandelbar sein. Aber auch das Eincremen mit einer Geschichte zu verbinden, ist für kleinere Kinder oft eine hilfreiche Idee. Statt zu sagen "Wir müssen das jetzt aber machen", kommt dann beispielsweise der Zauberschleim des Kobolds oder die Glitzerpaste der Fee, die heilen kann. Oft hilft es Kindern auch, wenn sie sich selbst eincremen und auch mal mit der Creme ein Gesicht auf ihren Arm malen dürfen oder einen kleinen Klecks auf Mamas Nase geben. Eine Möglichkeit kann auch sein, die Kinder nachts einzucremen, wenn sie schlafen.
"Das ist ein großes Problem für viele Eltern, die jeden Tag mit ihrem Kind darüber diskutieren müssen und mit Belohnung bzw. Bestechung arbeiten – das kann es aber eigentlich nicht sein. Am besten, das Eincremen kommt immer in den selben Ablauf hinein, so wie Anziehen und Zähneputzen auch. Man darf es versüßen und das Kind schaut beispielsweise währenddessen das Sandmännchen. Es ist auch eine Frage, wie sehr die Eltern das wollen."
Dr. Christina Schnopp, Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein
Allerdings ist das tägliche Eincremen für viele Eltern und Kinder ein zusätzlicher Stressfaktor im Alltag – zusätzlich zum Anziehen, Zähneputzen, Pünktlich-aus-dem-Haus-Kommen – und kann die Beziehung belasten. Stress ist wiederum eine Belastung für die Haut.
"Wir Ärzte müssen einen Therapieplan entwerfen, der für die Eltern machbar ist. Ich kann nicht einer Mutter sagen, sie muss den Zweijährigen morgens eincremen, wenn sie noch zwei andere Kinder hat, die in der Früh in die Schule müssen. Aber den wenigsten Stress macht es tatsächlich, wenn das Eincremen einfach zum Tagesablauf dazugehört. Und irgendwann verstehen die Kinder auch, dass ihnen das Eincremen hilft."
Dr. Christina Schnopp, Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein