Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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4. Dezember 1966 John Irving Bentley stirbt eines rätselhaften Feuertodes

Einfach mal spontan in Flammen aufgehen scheint das Schicksal des Rentners John Irving Bentley gewesen zu sein und von noch ein paar Hunderten mehr in der Geschichte. Humbug oder nicht, das Thema spontane menschliche Selbstentzündung lässt die Menschheit nicht los. Autorin: Fiona Rachel Fischer

Stand: 04.12.2023 | Archiv

04.12.1966: John Irving Bentley stirbt eines rätselhaften Todes

04 Dezember

Montag, 04. Dezember 2023

Autor(in): Fiona Rachel Fischer

Sprecher(in): Johannes Hitzelberger

Redaktion: Frank Halbach

Hellblauer Rauch mit einem süßlichen Geruch empfängt den Ableser Don Gosnell im Haus von John Irving Bentley in Pennsylvania. Als er im Keller seiner Arbeit nachgeht, entdeckt er die Überreste seines Kunden auf dem Kellerboden: Der ehemalige Arzt ist nur noch ein Häufchen Asche, durch ein Loch in der Decke aus dem Badezimmer heruntergerieselt.

Spontan in Flammen aufgegangen

Gebrannt hat nur sein Körper, der Rest des Hauses ist praktisch unversehrt. Eine Feuerquelle ist auch nicht zu erkennen, und überhaupt – es braucht eine unvorstellbare Hitzeeinwirkung von mindestens 870 Grad über den Zeitraum von mindestens zwei Stunden, um einen menschlichen Körper so vollständig einzuäschern. Schließlich bestehen wir ja hauptsächlich aus Wasser und andern unbrennbaren Stoffen. Aber eine solche Hitze kann nicht einfach so entstehen. Außer, es ist etwas anders gewesen, im Körper von Bentley. Außer, er ist von selbst in Flammen aufgegangen.

Die Idee von spontaner menschlicher Selbstentzündung geistert seit dem 17. Jahrhundert durch die verschiedenen Entwicklungsstadien der Gerichtsmedizin. Mannigfaltige Theorien scheinen es durch die Jahrhunderte nachgerade plausibel zu machen, einfach mal so Feuer zu fangen. Gottesstrafe, übermäßiger Alkoholkonsum, elektrostatische Entladung von zehntausenden Volt, die unglückliche Begegnung mit einem Kugelblitz. Alles Humbug, wie wir heute wissen. Eine modernere Erklärung ist der "Dochteffekt": Dabei sind die Kleider eines Menschen der Docht und das durch die Hitze verflüssigte Körperfett das Wachs, das die Flamme nährt. So bliebe die Umgebung lange vom Feuer verschont, das ja vom brennenden Körper versorgt wird und viel bleibt von dem dann nicht übrig. Aber was braucht es, damit ein Kerzendocht brennt? Ein Streichholz, ein Feuerzeug, einen Funken irgendeiner Art. Also wieder nichts mit Selbstentzündung.

Zunder für die Literatur

Dennoch gibt es in der Geschichte ein paar hundert Todesfälle, die mit diesem Mythos erklärt wurden. Und auch die Literatur hat kräftig Zunder geliefert. Charles Dickens lässt – nach gründlicher Recherche – den Alkoholiker Krook in seinem Roman Bleak House durch Selbstentzündung zugrunde gehen. Der russische Autor Nikolaj Gogol bedient sich dieser Todesursache in seinem Werk gleich drei Mal und auch Jules Verne vernichtet in einem seiner Bücher eine Figur durch die Verbindung von übermäßigem Alkoholkonsum und Selbstentzündung. Ein Thema des 19. Jahrhunderts also? Aber nicht doch. Beliebte Fernsehserien wie Akte X, Grey´s Anatomy, The Mentalist, Navy CIS und Bones thematisieren diese sagenumwobene Todesursache noch heute. Und auch die Rechtsprechung ist sich dafür noch nicht zu schade. Erst 2010 wurde in Irland beschlossen, den Feuertod eines 72-Jährigen auf Selbstentzündung zu schieben. Wem hierbei die Augenbrauen in die Höhe schießen, dem sei gesagt, dass dessen Aschehäufchen neben einem offenen Kamin gefunden wurde. Und dass John Irving Bentley Kettenraucher war und sein im Bad abgelegter Morgenmantel Brandspuren davontrug. Von einer Entzündung irgendeiner Art ...


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