12. Januar 1981 "Der Denver Clan" startet im US-Fernsehen
Gibt es in den 80er Jahren einen intriganteren TV-Reichen als J.R.Ewing? Lange lag "Dallas" in Sachen Ränkeschmiederei ganz weit vorne in der Publikumsgunst. Dann aber legte eine nach, im "Denver Clan": Alexis, reich und durchtrieben und genauso schurkisch lachend wie J.R.. Autorin: Carola Zinner
12. Januar
Freitag, 12. Januar 2024
Autor(in): Carola Zinner
Sprecher(in): Caroline Ebner
Redaktion: Susi Weichselbaumer
Die Mitglieder des Denver-Clans waren schön und reich; sie besaßen den glitzerndsten Schmuck, die prächtigste Fönfrisur, die breitesten Schulterpolster. Alles Glamour also und große weite Welt - aber alles auch ein bisschen Chichi und Möchtegern: Wie es halt so war damals, in den frühen 80ern, als die Fernseher noch schwere Kästen waren und Soaps Straßenfeger.
Intrigen über Intrigen
Ganz vorne mit dabei: "Der Denver Clan". Die Story der Serie - amerikanische Oberschicht-Familie hangelt sich von einer Verstrickung zur anderen - war ebenso wenig neu wie der Umstand, dass hier der Feind nicht etwa von außen eindrang ins Familienglück, sondern mittendrin saß: all das gab es auch bei Dallas schon, seit 1978 Nummer eins in Sachen Soap. Nun aber wollte der Produzent Aaron Spelling, der sich bereits mit "Drei Engel für Charlie" und "Hart aber herzlich" erfolgreich auf dem US-Serienmarkt tummelte, dem Marktführer Konkurrenz machen, und zwar, wie es der Original-Titel "Dynasty" schon sagte, quasi auf oberster Ebene, weit weg von jener prolligen Welt, in der der Ölmagnat J.R. Ewing seine ewigen Ränke schmiedete.
Außen hui und innen - nun ja
Der Denver-Clan war eine Art amerikanischer Hochadel, Kennedy und Rockefeller, wenn nicht gleich gar griechischer Götterhimmel, wo es ja wohl auch nicht so viel anders zugehen konnte als im glanzvollen 48-Zimmer-Anwesen mit all seinen Edelholzmöbeln, dem Kristall und dem blitzenden Tafelsilber. 1,2 Millionen Dollar ließ Spelling sich jede Folge von "Dynasty" kosten, das waren 500 000 Dollar mehr als bei "Dallas".
Und doch konnte sich das Publikum erst mal nicht so recht erwärmen für das, was ab dem 12. Januar 1981 zur besten Sendezeit bei ABC lief. Irgendetwas fehlte den Abenteuern des unterkühlten Patriarchen Blake Carrington, seiner schönen, lieben Frau Krystle, dem ganzen problembeladenen Clan. Da half es auch nichts, dass hier zum ersten Mal in einer Fernsehserie das Thema Schwul-Sein thematisiert wurde - Blakes Sohn ist homosexuell, und der Alte kann das zunächst nicht akzeptieren, nach langen Verwicklungen aber dann doch ... Das Ganze war einfach zum Gähnen langweilig; kein Vergleich zu den Drehungen und Finten, mit denen der fiese Dauerlächler J.R. Ewing seiner Familie und dem Publikum Woche um Woche den Atem raubte.
Erst in der zweiten Staffel kam plötzlich Schwung in die Sache, denn da betrat mit Blakes Ex-Frau Alexis jener weibliche Teufel die Bühne des Denver-Clans, der J.R. mit Leichtigkeit das Wasser reichen konnte. Dass ausgerechnet sie, die Dunkle, Durchtriebene, die Mutter der jüngeren Carrington-Generation war und dass dann auch noch dank ihrer Intrigen - und natürlich dem Können ihrer Darstellerin, Joan Collins - die Soap zu einer der erfolgreichsten Produktionen der 80er Jahre wurde ... Ach, es ist einfach ungerecht, dass das Böse immer um so vieles unterhaltsamer daherkommt als das Liebe und Gute. Aber das war ja wohl bei den griechischen Göttern auch schon so.