"La Dolce Vita" Federico Fellini und der Mythos Cinecittà
"Hollywood am Tiber" wurde die römische Filmstadt Cinecittà einst liebevoll genannt. Diven und weltberühmte Regisseure haben hier legendäre Streifen gedreht. Inzwischen ist von Glanz und Glamour nicht mehr viel übrig. Stattdessen haben billige Fernsehshows wie "Big Brother" das große Kino abgelöst.
"Cinecittà ist wie eine schöne Frau, die in die Jahre gekommen ist", sagt Dante Ferretti, oscargekrönter Szenenbildner in der römischen Filmstadt. "Hollywood am Tiber" nannte man Cinecittà in den 50er- und 60er-Jahren noch schwärmerisch, schließlich standen die römischen Filmstudios für großes Kino.
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Roberto Rossellini, Jean-Luc Godard und Roman Polanski haben in der "fabbrica dei sogni", der italienischen Traumfabrik, ihre Filme gedreht. Allen voran Federico Fellini - Regisseur, Zirkusdirektor, Magier. Wie kein anderer ist Fellini eng mit Cinecittà verbunden: Bis auf wenige Ausnahmen hat er alle seine Filme in Cinecittà gedreht. Hier entstanden so wunderbare Geschichten wie "8 1/2", "Stadt der Frauen" oder "La Dolce Vita".
Mehr Werbung als Kino
Doch "La Dolce Vita" war einmal. Es ist sehr ruhig geworden auf dem Gelände an der Via Tuscolana, gut neun Kilometer südöstlich vom Zentrum Roms gelegen. 75 Jahre nachdem Diktator Benito Mussolini 1936 den Grundstein für die 40 Hektar große Filmstadt gelegt hat, ist vom einstigen Glanz nicht mehr viel übrig.
Filmdiven wie Audrey Hepburn und Elisabeth Taylor schlendern längst nicht mehr über das Gelände, das inzwischen eigentlich "Telecittà" heißen müsste. Denn dort wird heute mehr Fernsehen und Werbung produziert als Kino. Viele Produzenten wandern inzwischen in günstigere Produktionsländer ab, etwa nach Rumänien oder Bulgarien. Sowieso: Gigantische Studios mit riesigen Szenenbildern und Maschienen für Special Effects braucht man heute kaum mehr - sie entstehen am Computer.
Kulisse aus dem Film "Gangs of New York" (Regie Martin Scorsese), der in den Cinecittà-Studios in Rom gedreht wurde.
Die letzte große Produktion in Cinecittà - Gangs of New York - ist gut zehn Jahre her. Die Kulisse steht noch immer, allerdings ist der Nachbau News Yorks im 19. Jahrhundert inzwischen mehrmals für andere Produktionen umgebaut worden.
Zeus steht im Regen
Auch von Federico Fellinis Wirken gibt es noch immer Zeugnisse: Büsten aus dem Film "Stadt der Frauen", der Christus aus "La Dolce Vita", Zeus, Minerva und andere Gipsfiguren stehen ungeschützt vor der Witterung draußen vor der riesigen Skulpturenwerkstatt von Cinecittà. In Amerika, glaubt der Filmhistoriker Mario Sesti, hätte man aus diesen Zeugnissen der Filmgeschichte längst ein Geschäft gemacht, einen Touristenmagnet.
Tatsächlich gibt es schon seit längerem Pläne für einen Vergnügungspark mit spektakulären Karussells und Achterbahnen, die durch die legendären Szenenbilder von Ben Hur und "La Dolce Vita" rasen. Laut einem italienischen Zeitungsbericht soll "Cinecittà-World" angeblich schon ab 2012 die alte Dame "Cinecittà" in schicken neuen Kleidern strahlen lassen.
Einige Filme, die in Cinecittà gedreht wurden:
- Quo Vadis, Regie: Mervyn le Roy (1950)
- Ben Hur, Regie: William Wyler (1958)
- La Dolce Vita, Regie: Federico Fellini (1959)
- Viva l'Italia, Regie: Roberto Rossellini (1960
- L’Amore Attraverso i Secoli, Regie: Jean-Luc Godard (1966)
- Spiel mir das Lied vom Tod, Regie: Sergio Leone (1968)
- Was?, Regie: ROMAN POLANSKI (1973)
- Es war einmal in Amerika, Regie: Sergio Leone (1984)
- Momo, Regie: Johannes Schaaf (1986)
- Cliffhanger, Regie: Renny Harlyn (1992)
- Das Leben ist schön, Regie: Roberto Benigni (1997)
- Der talentierte Mr. Ripley, Regie: Anthony Minghella (1998)
- Gangs of New York, Regie: Martin Scorsese (2002)
- Die Passion Christi, Regie: Mel Gibson (2003)
- Germanikus, Regie: Hanns Christian Müller (2004)