Bayern 2 - radioWissen


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Von einem, dem auf Erden nicht zu helfen war Einsatz im Unterricht

Stand: 22.11.2011 | Archiv

Vorarbeit

  • Lernziele: Die Schülerinnen und Schüler lernen Heinrich von Kleist als Vertreter der deutschen Literatur um 1800 kennen. Sie gewinnen einen Überblick über Eckdaten und Besonderheiten seines Lebenslaufs und werden mit wichtigen Werken vertraut. Im Rahmen einer Literaturvermittlung, die sich nach wie vor stark an Epochenmodellen orientiert, wirft die Behandlung Kleists unweigerlich die Frage seiner Epochentypik und –zugehörigkeit auf. Diese nicht eindeutig klärbare Zuordnungsproblematik bietet große Chancen für den Deutschunterricht der Mittel- und Oberstufe, da sie die grundsätzliche Schwierigkeit der literaturgeschichtlichen Epochenbildung verdeutlicht und dazu einlädt, die starre Blockbildung von "Klassik gegen Romantik" durch ein flexibleres Strömungsmodell aufzubrechen. Gerade wegen seiner Sonderstellung fordert das Werk Kleists dazu auf, differenzierend nach Spuren und Einflüssen beider Strömungen zu suchen und genau abzuwägen, wo jeweils Annäherungen bzw. Entfernungen greifbar werden. Darüber hinaus ist die Lebensgeschichte Kleists besonders dazu geeignet, die Bedingungen der literarischen Produktion und der Schriftstellerexistenz um 1800 hinterfragen. Einblicke in das Verlags-, Theater- und Zensurwesen der Zeit zeigen, dass es, anders als heute, extrem schwierig bis unmöglich war, die Schriftstellerei als ausschließlichen Brotberuf zu betreiben. Damit rückt die Biografie Kleists zugleich ein Phänomen in den Blick, das um 1800 mit dem "freien Künstler" sowohl literarisch als auch sozial verstärkt in Erscheinung tritt.
  • Einsatz im Unterricht: Aufgrund der Verankerung im Lehrplan und der komplexen Thematik ist die Sendung in erster Linie für den Einsatz in der 11. Jgst. des Gymnasiums geeignet.
  • Hinführung zum Thema: Vor dem gemeinsamen Hören des Radiobeitrags sammelt die Lehrkraft das vorhandene Vorwissen zu Kleist. Die Fragen werden möglichst offen formuliert: Wer kennt Heinrich von Kleist? Wann hat er gelebt? Was hat er geschrieben? Hat schon jemand etwas von Kleist gelesen, gehört oder im Theater gesehen? Die Stichwörter werden kommentarlos auf der Tafel notiert.

Die Sendung im Unterricht

Textimpuls: Um die Neugier auf Kleist zu wecken, kann die Lehrkraft die berühmten letzten Briefe an seine Schwestern Ulrike und Marie vorlesen oder als Abdruck austeilen (Arbeitsblatt 1)
Nach dem Verlesen der Briefe sollen die Schülerinnen und Schüler das mitgeteilte Geschehen benennen und bewerten. Die Lehrkraft stößt die Reflexion durch steuernde Fragen an, z.B.:
Was geschieht hier, um was geht es, wovon spricht der Verfasser?
Wie würdet ihr seine Stimmung beschreiben?
Welche Gründe nennt er für sein Handeln?
Was muss geschehen, damit ein Mensch diesen Schritt geht?
In Anschluss an das Klassengespräch teilt die Lehrkraft Arbeitsblatt 2 aus. Die Schülerinnen und Schüler haben Zeit, sich mit dem Arbeitsblatt vertraut zu machen und werden aufgefordert, während des Hörens wichtige Informationen, Fragen und Unklarheiten zu notieren.
Gemeinsames Hören der Sendung.

Nacharbeit

  • Nacharbeit 1: Um das Verständnis für die Person und die Sprache Kleists zu vertiefen, bearbeitet die Klasse Arbeitsblatt 3 zunächst in Stillarbeit. Nach der Erarbeitungsphase werden die Ergebnisse zusammengetragen und fixiert.
  • Nacharbeit 2 - Vertiefung "Kant-Krise": Die Klasse bearbeitet Arbeitsblatt 4, um ein genaueres Bild der "Kant-Krise" des Jahres 1801 zu gewinnen. Die Ergebnisse werden im Klassengespräch gesammelt, ergänzt und korrigiert und bei Bedarf durch ein Referat zu Kants "Kritik der reinen Vernunft" ergänzt.
  • Weiterführung und Transfer: Arbeitsblatt 5 dient als Text- und Diskussionsgrundlage für eine vertiefte Auseinandersetzung mit der strittigen Epochenzuordnung. Die gemeinsame Erarbeitung kann durch Lehrerhinweise (siehe Lösungsblatt 5) oder durch Schülerreferate (z.B.: Winckelmanns Ansatz, Iphigenie, Leitideen der Klassik) ergänzt werden.
  • Ergebnissicherung: Arbeitsblatt 6 sammelt nochmals wichtige Eckdaten der Biografie Heinrich von Kleists. Die Ergänzungsaufgabe kann entweder still im Klassenverband, im Klassengespräch, durch ein Referat oder als Hausaufgabe bearbeitet werden.

Lehrplanbezug

Lehrplan für die bayerische Hauptschule
Deutsch 8. u. 9 Jgst.: 8.2.3 / 9.2.3 Zugang zu literarischen Texten finden: ausgewählte Beispiele literarischer Texte kennen lernen; Literarische Formen: z.B. epische Kleinformen, dramatische Texte

Lehrp
lan für die bayerische Realschule
Deutsch 8. Jgst.: 8.4 Mit Texten und Medien umgehen. Mit unterschiedlichen Textsorten umgehen: sich mit Beispielen literarischer Kurzformen beschäftigen, Grundelemente des Dramatischen kennenlernen); Einblick in die Literaturgeschichte gewinnen (literarische Aufklärung, Sturm und Drang, Klassik, Bezug zwischen Autor/Autorin, Text und Lebensumständen an einem weiteren geeigneten Beispiel aus dem 18. oder frühen 19. Jahrhundert

Deutsch 9. Jgst. 9.4 Mit Texten und Medien umgehen. Offenheit und Interesse für Texte entwickeln: dramatische Elemente kennen und einen dramatischen Text in einer Inszenierung erleben, z. B. im Theater, als Hörspiel, als Fernsehspiel); Einblick in die Literaturgeschichte gewinnen

Lehrplan für das bayerische Gymnasium
Deutsch 9. Jgst.: 9.4 Sich mit Literatur und Sachtexten auseinandersetzen: Lesen und Verstehen exemplarischer Texte der Literatur vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart in ausgewählten Themenkreisen; Berücksichtigen von Gattungsmerkmalen und gattungsspezifischen Gestaltungsmitteln beim Erschließen: Erzählverhalten und seine Funktion herausarbeiten; Novelle und Kurzgeschichte unterscheiden; den Konflikt und seine dramatische Gestaltung untersuchen; Figuren, Figurenkonstellation und Redeformen analysieren.
Deutsch 10. Jgst.: 10.4 Sich mit Literatur und Sachtexten auseinandersetzen: Lesen und Verstehen exemplarischer Texte des Sturm und Drang oder der Aufklärung sowie der Gegenwart; anwenden allgemeiner Erschließungskategorien für poetische Texte: Problemstellung, Zeitbezug, leitende Ideen, epochentypische Merkmale sowie biographische Bezüge erarbeiten und für das Textverständnis fruchtbar machen; Kennen und Anwenden gattungsspezifischer Gestaltungsmittel für die Erschließung: Dialogführung, Konzeption, Darstellung und Funktion der Figuren, Raum- und Zeitgestaltung sowie Erzähltechnik; längere Erzählung und Roman unterscheiden. Lektürevorschlag: Der Einzelne und die Gemeinschaft: H. v. Kleist: Michael Kohlhaas
Deutsch 11. Jgst.: 11.4 Sich mit Literatur und Sachtexten auseinandersetzen. Literatur der Klassik: Erfassen der Entwicklung der literarischen Klassik in Deutschland: philosophische Grundlagen der Aufklärung und Einfluss des deutschen Idealismus, bürgerliches Denken und aufgeklärter Absolutismus; Begreifen der Grundkonzeption der literarischen Klassik: Rezeption der Antike, ästhetische Konzeption, Menschenbild, Bildungsidee, Humanitätsideal; Auseinandersetzung mit Rezeption und Wirkung der Klassik: Selbstverständnis des Künstlers, Möglichkeiten und Grenzen der idealistischen Utopie, Vorbildfunktion. Literatur der Romantik: Begreifen der Grundkonzeption der Romantik: idealisierendes Geschichtsbild, Absolutsetzung des Subjekts und daraus resultierende Gefährdung, Blick nach Innen, Entgrenzung; Verstehen der poetologischen Grundlagen: Vision der Universalpoesie, Ideal der Volksdichtung; Universalgenie, Thematisieren des Naiven, Sicht und Funktion der Natur; Symbol und Chiffre; romantische Ironie. Lektürevorschläge zur Literatur der Klassik und der Romantik. Drama: H. v. Kleist (z. B. Das Käthchen von Heilbronn, Der zerbrochene Krug); auch in Auszügen und auch im Vergleich mit antiken Vorlagen. Erzählung, Novelle, Roman bzw. Romanauszüge: H. v. Kleist: Novellen, z. B. Das Erdbeben von Chili, Die Marquise von O. Im Rahmen der Beschäftigung mit literatur- und sprachtheoretischen Texten mögliche Lektüre (i. d. R. in Auszügen). J. J. Winckelmann: Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Malerei und Bildhauerkunst. H. v. Kleist: Über das Marionettentheater; Über die allmählige Verfertigung der Gedanken beim Reden.


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