Bayern 2 - radioWissen


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Das Thema Die Krone und ihre Tücken

Stand: 19.06.2012 | Archiv

Kaiser Franz Josef - Porträt von Franz Xaver Winterhalter

Elisabeth und Franz Joseph sind ineinander verliebt und die junge Kaiserin bemüht sich, ihre Pflichten zu erfüllen. Es finden zwar eine Art Flitterwochen in Laxenburg bei Wien statt, doch das Paar ist kaum allein. Der Krimkrieg (1853-56) tobt, Österreich mobilisiert Truppen, um Russland auf dem Balkan unter Druck zu setzen; der Kaiser findet nur wenig Zeit für seine Frau.

Konflikte am Wiener Hof

Bald kommt es zu Spannungen zwischen Sisi und der Schwiegermutter. Erzherzogin Sophie ist es gewohnt zu herrschen. Sie ist ehrgeizig, politisch sehr interessiert und betont ihre Frömmigkeit. Ihren Sohn hat sie zu Pflichtbewusstsein erzogen, sie ist seine wichtigste Beraterin und wird als "einziger Mann" am Wiener Hof gefürchtet. Das Wohl des Hauses Habsburg steht für die Verfechterin des Gottesgnadentums an erster Stelle.

Binnen kurzer Zeit werden drei Kinder geboren. Elisabeth ist 18 Jahre alt, als Tochter Sophie zur Welt kommt, das Kind stirbt jedoch bald. Mit 19 bekommt sie die Tochter Gisela, zwei Jahre später wird die Geburt des ersehnten Thronfolgers Rudolf gefeiert. Später folgt Tochter Valerie als viertes Kind. Die erzkatholische Schwiegermutter beansprucht die Zuständigkeit für die Erziehung, Elisabeth bekommt ihren Nachwuchs kaum zu Gesicht.

Das rigide Hofzeremoniell ist ein Graus für das "Naturmädel" Sisi, sie fühlt sich überwacht und in einer "Kerkerburg" eingesperrt. Obwohl sie sich für Politik interessiert und Zeitungen liest, betrachtet sie der arrogante Hofadel als "schönes Dummerl".

Erste Krise

Die junge Kaiserin wird von Heimweh geplagt, sie träumt von Schloss Possenhofen ("Possi") und dem ungezwungenen Leben in Bayern. "Ich sehn mich nach der Heimat Sonne", dichtet sie, "ich sehn mich nach der Isar Strand". Das anfänglich naive Mädchen wird zunehmend aufsässig, reagiert überreizt und flüchtet sich in - vermutlich psychosomatisch bedingte - Erkrankungen wie Reizhusten und Essstörungen. Im Streit mit der Schwiegermutter fühlt sie sich vom Kaiser nicht ausreichend unterstützt, ihren Rat in Fragen der Staatsführung ignoriert er.

Nach fünf Jahren ist die Ehe von Elisabeth und Franz Joseph zerrüttet. Zermürbt von politischen Fehlschlägen und den endlosen Auseinandersetzungen zwischen Sisi und Sophie flüchtet sich der Kaiser in Liebesabenteuer. Elisabeth setzt auf Provokation, sie trinkt Bier, das am Wiener Hof als Getränk des Pöbels verpönt ist, stiftet einer evangelischen Kirche einen Turm, verweigert die Teilnahme an offiziellen Veranstaltungen und löst das gemeinsame Schlafzimmer auf.

Der Wendepunkt

1860 diagnostizieren Ärzte "Lungenschwindsucht" bei Elisabeth und raten zu einer Auszeit in mildem Klima. Die Kaiserin nutzt die Chance, zieht sich von Mann und Kindern zurück und reist mit kleinem Gefolge nach Madeira. In der monatelangen Abwesenheit von Wien verändert sich die junge Frau: Ihr Selbstbewusstsein wächst, sie wird zur bezaubernden Schönheit. Als Franz Joseph sie wieder sieht, ist er von der seiner neuen "Engels-Sisi" begeistert.

Elisabeth spürt ihre Macht und es entwickelt sich, was Sisi-Experten als "Domina-Effekt" oder Herrin-Sklaven-Verhältnis bezeichnen. Künftig unterzeichnet der nun ziemlich anhängliche Kaiser seine Briefe mit "Dein treues Männchen" oder "Dein Kleiner". Und Sisi? Sie beginnt sich zu nehmen, was sie will.


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