Bayern 2 - radioWissen


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Pedantischer Massenmörder

Von: Volker Eklkofer / Sendung: Christian Feldmann

Stand: 16.04.2013 | Archiv

Heinrich Himmler, Chef der SS: Pedantischer Massenmörder

GeschichteHS, RS, Gy

Er wirkte kleinbürgerlich-bieder, sein marottenhafter Germanenkult wurde belächelt. Doch er war ein rücksichtloser Machtpolitiker: Heinrich Himmler, Chef der SS. Er perfektionierte den Terror gegen NS-Gegner, etablierte das KZ-System und organisierte die Shoah.

Vom Lehrersohn zum Antisemit

Heinrich Himmler (1900-1945) war einer der Hauptverbrecher des NS-Regimes. Der Sohn eines katholischen Gymnasiallehrers und Prinzenerziehers am bayerischen Hof träumte von einer Offizierskarriere, kam 1918 jedoch nicht mehr an die Front und wurde aus dem Heeresdienst entlassen. Als Student der Landwirtschaft in München schloss er sich antisemitisch-völkischen Kreisen an, trat in die rechtsgerichtete NSDAP ein und beteiligte sich 1923 am Putschversuch Hitlers in München.

Vom Biedermann zum Reichsführer-SS

Der Aufstieg Himmlers begann 1929 mit der Ernennung zum "Reichsführer-SS". Der unscheinbare Biedermann mit dem Charisma eines kleinen Beamten, der das Christentum durch Germanenkult ersetzen wollte und neuheidnische Bräuche liebte, erwies sich als Politiker mit enormem Machtinstinkt. Gegenüber Hitler stets loyal, baute er die SS, eine kleine, parteiinterne Ordnungstruppe zum Eliteorden aus und brachte den gesamten braunen Sicherheitsapparat unter seine Kontrolle. Dank einem auf Zwangsarbeit basierenden KZ-System fasste er mit seiner Organisation auch in der Wirtschaft Fuß. Seine Kampftruppe, die Waffen-SS, wurde zu einem angesehenen Wehrmachtsteil und machte sich als "Feuerwehr" der Ostfront ebenso einen Namen wie durch grausame Kriegsverbrechen.

Vom Organisator des Wahnsinns zum Selbstmörder

Bis 1945 häufte Himmler wichtige Ämter an (u. a. Reichsinnenminister, Befehlshaber des Ersatzheeres, Heeresgruppenbefehlshaber) und organisierte den systematischen Mord an den europäischen Juden. Darüber hinaus plante er ein gigantisches Umsiedlungs- und Vertreibungsprogramm auf dem Gebiet der Sowjetunion. Als er gegen Kriegsende mit den Westmächten verhandeln wollte, enthob ihn Hitler am 28. April 1945 aller Ämter. Nach der deutschen Kapitulation floh er, wurde jedoch aufgegriffen und nahm sich am 23. Mai 1945 in einem britischen Vernehmungslager mit einer Zyankalikapsel das Leben.


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