Das Thema Im Sog der Macht
Im Jahr 1929 wird Heinrich Himmler von Adolf Hitler zum "Reichsführer-SS" ernannt. Die "Schutzstaffeln" sind ein kleiner, etwa 280 Mann starker Haufen, der als Saalschutz fungiert und die persönliche Leibwache des "Führers" stellt. Als parteiinterne Ordnungstruppe untersteht die SS den "Sturmabteilungen" (SA). 1930 übernimmt Ernst Röhm als "Stabschef" das Kommando über die SA, deren Mitgliederzahl während der Weltwirtschaftskrise durch den Zustrom von Arbeitslosen, Gescheiterten etc. binnen eines Jahres von 70.000 auf 170.000 Mann ansteigt. Röhm betrachtet die SA, deren Aufgabe es ist, "die Straße zu erobern", als Kern einer künftigen "Volksarmee", die mit der Reichswehr verschmolzen werden soll.
Himmlers Weg an die Spitze der SS
Im Windschatten Röhms nutzt Himmler seine Chance. Er baut die SS zum Eliteorden und zur Grundlage seiner späteren Machtposition aus. Der Reichsführer legt Wert auf rassische Auslese und ideologische Festigung seiner Männer, verordnet Mindestkörpergrößen und überprüft sogar die Ehefrauen seiner Untergebenen. Gegenüber Hitler sind Himmler und seine SS stets loyal. 1931 zählt die SS knapp 15.000 Mann, 1933 sind es 50.000.
Der Weg über Leichen - Himmler kämpft sich nach oben
Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 wird Himmler zunächst mit dem Posten eines Münchner Polizeipräsidenten abgespeist, kontrolliert aber schon im April die gesamte Politische Polizei Bayerns. Im Frühsommer 1934 verschärfen sich die Spannungen zwischen der SA-Führung um Röhm und der Reichswehr in der Frage des Waffenmonopols, auch konservative Kräfte in der Regierung sind Hitler zunehmend ein Dorn im Auge. Mit einer gezielten Aktion soll die SA-Spitze liquidiert und mit politischen Gegnern "abgerechnet" werden. Himmler liefert Belastungsmaterial, seine SS führt die Morde an Ernst Röhm, Gregor Strasser und anderen durch. Nun wird die SS organisatorisch unabhängig. Die Reichswehr dankt der SS die Beseitigung der Konkurrenz, indem sie der Aufstellung einer kleinen Armee, der SS-Verfügungstruppe (später Waffen-SS genannt), zustimmt. Während des Zweiten Weltkriegs wächst die Waffen-SS, die ihre Soldaten auch aus Angehörigen besetzter und verbündeter Länder rekrutiert, auf 750.000 Mann an.
Himmler auf dem Gipfel der Macht - Staatsschutz in seiner Hand
1936 erhält Himmler, inzwischen Staatssekretär im Reichsinnenministerium, das Kommando über die gesamte deutsche Polizei. Er herrscht nun über die SS, die Geheime Staatspolizei (Gestapo) und den Sicherheitsdienst (SD), der Informationen über die Stimmung in der Bevölkerung sammelt, aber auch führende NSDAP-Mitglieder ausforscht. Als Zentralinstitution seines Sicherheitsapparats gründet Himmler im September 1939 das Reichssicherheitshauptamt (RSHA), das die Aktivitäten der einzelnen Dienste bündelt. Das RSHA in der Berliner Prinz-Albrecht-Straße koordiniert die Verfolgung politischer Gegner, plant die "Endlösung der Judenfrage" und organisiert die Vernichtung der europäischen Juden. 1944 verleibt sich das RSHA auch Teile der Abwehr, des deutschen Auslandsgeheimdienstes, ein. Auch die Konzentrationslager sind Himmler unterstellt.