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Das Thema Aufstieg und Fall

Stand: 16.04.2013 | Archiv

Heinrich Himmler hält aus dem Auto eine Ansprache vor jungen SS-Männern | Bild: picture-alliance/dpa

1943 übernimmt Himmler das Amt des Reichsinnenministers und nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 fällt ihm auch der Oberbefehl über das Ersatzheer zu. Dessen Chef, Generaloberst Friedrich Fromm (1888-1945) war in die Widerstandspläne eingeweiht. Zusätzlich leitet Himmler in der Endphase des Krieges die Heeresrüstung. Der aufgrund eines "Führererlasses" vom 25. September 1944 gebildete Volkssturm, eine Hilfstruppe aus "waffenfähigen" Männern zwischen 16 und 60 Jahren, steht ebenfalls unter Himmlers Kommando und erleidet bei Einsätzen vor allem an der Ostfront in den letzen Wochen des Krieges hohe Verluste.

Aufstieg zum "Kronprinzen"

Himmler gilt nun zusammen mit dem Architekten und Rüstungsminister Albert Speer (1905-81) als "Kronprinz" Hitlers. Reichsmarschall Hermann Göring, der am 1. September 1939 offiziell zu Hitlers Nachfolger bestimmt wurde, hat zu dieser Zeit wegen des Versagens seiner Luftwaffe im Kampf gegen die alliierten Bomberflotten längst an Einfluss verloren.

Das Ende Heinrich Himmlers

1944/45 erfüllen sich auch Himmlers Feldherrnträume: Er wird Befehlshaber der Heeresgruppen Oberrhein und Weichsel und damit Vorgesetzter hunderttausender deutscher Soldaten. Als der Erfolg ausbleibt und die Rote Armee in Richtung Berlin vorstößt, muss der SS-Chef sein Kommando im März 1945 wieder abgeben. Noch in den letzten Kriegswochen verbreiten SS-Todeskommandos auf der Jagd nach "Verrätern" und Deserteuren Angst und Schrecken in Deutschland.

Am Ende glaubt der SS-Chef an eine Zusammenarbeit mit den westlichen Alliierten und nimmt über den schwedischen Diplomaten Graf Bernadotte Kontakt zu den Westmächten auf ("Ohne mich kommt Europa auch in Zukunft nicht aus."). Hitler, der sich in den Bunker der Berliner Reichskanzlei zurückgezogen hat, ist außer sich: Der "getreue Heinrich" hat ihn verraten! Nun glaubt der "Führer" auch zu wissen, warum der SS-General Felix Steiner (1896-1966) eine Offensive zur Entlastung Berlins verweigert und seine letzte - irrige - Hoffnung auf eine Kriegswende zerstört. Ende April 1945 wird Heinrich Himmler aus SS, NSDAP und allen Staatsämtern ausgeschlossen. Nach Hitlers Selbstmord am 30. April 1945 bietet sich Himmler dessen Nachfolger, Großadmiral Karl Dönitz (1891-1980), als "zweiter Mann im Staate" an. Dönitz lehnt seine Aufnahme in die "Geschäftsführende Reichsregierung" ab. Mit Augenklappe, in Feldwebeluniform und mit einem auf den Namen Heinrich Hitzinger ausgestellten Ausweis begibt sich Himmler mit einigen Getreuen auf die Flucht durch Holstein. Am 23. Mai 1945 wird die Gruppe von britischen Militärpolizisten gestellt und in ein Vernehmungslager bei Lüneburg gebracht. Mit ruhiger Stimme gibt sich Himmler zu erkennen. Als ihn ein Arzt untersuchen will, zerbeißt er eine Zyankalikapsel und stirbt. Seine Grabstelle ist namenlos.


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