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Das Thema Maos Ziel - Der Kommunismus

Stand: 15.07.2013 | Archiv

Der chinesische Staatspräsident Mao Zedong am 07.10.1968 | Bild: picture-alliance/dpa

Um die großen Erwartungen zu stillen, verlässt sich Mao auf die bereits in Jiangxi und Yenan erprobten Rezepte. Mit der gezielten, instrumentalisierten Entfesselung des Volkszorns setzt er auf ein bereits zweimal erprobtes Werkzeug, das sich auch diesmal bewährt:

Mao und der chinesische Weg

Er stachelt die Besitzlosen auf, sich den Boden der großen Grundherren gewaltsam anzueignen. In der Phase zwischen 1949 und 1952 wird so etwa die Hälfte des bewirtschaftbaren Bodens umverteilt. Die Bauern, denen die Partei dabei weitgehend freie Hand lässt, halten blutiges Gericht über Jahrhunderte der Unterdrückung: Die alten ländlichen Eliten und Strukturen werden durch brachiale "Säuberungswellen", durch Denunziationen, Schauprozesse, Lynchjustiz und Hinrichtungen ausgelöscht. Historiker schätzen, dass die Wirren der Bodenreform bis zu fünf Millionen Menschenleben fordern. Das Gewissen des Großen Vorsitzenden belasten die Toten keineswegs. "Die politische Macht kommt aus Gewehrläufen", lautet eines seiner zentralen Credos, "eine Revolution ist keine Dinnerparty!"

Der kommunistische Umbau beginnt

Mit der Umverteilung des Landes alleine ist es nicht getan. Mao will mehr als die bloße Neuregelung der Besitzverhältnisse. Sein Ziel ist die kommunistische Gesellschaft, ein Staat ohne Klassenunterschiede und kapitalistische Strukturen. Und er ist mehr denn je davon überzeugt, dass nicht die Arbeiterschaft und das städtische Proletariat, sondern nur die Bauern als Motor und Träger dieser Umwälzung in Frage kommen. Sie sollen die Revolution vom Land in die Städte tragen und das Modell der gesellschaftlichen Erneuerung vorgeben. Der als "chinesischer Weg" proklamierte Prozess der Revolution beginnt mit der Bildung selbstverwalteter Landkommunen, in denen die Arbeitskraft vollständig vergesellschaftet ist und sowohl der Boden, als auch sämtliche Werkzeuge, und Maschinen bis hin zu den Erträgen nicht mehr im Privat-, sondern ausschließlich im Gemeinschaftsbesitz sind. Bis 1955 sind zwei Drittel aller Bauern in kommunistischen Agrarkollektiven organisiert. Sie durchlaufen politische Schulungen, essen in Gemeinschaftskantinen, sind Brigaden mit bestimmten Aufgaben zugeordnet und verpflichtet, einen festgelegten Teil ihrer Produktion zu staatlich vorgegebenen Preisen zu verkaufen.

Hundert Blumen welken im Frost

Der radikale gesellschaftliche und kulturelle Umbau und nicht zuletzt das rigide Vorgehen vieler lokaler Parteifunktionäre erzeugt Spannungen und wachsende Verdrossenheit. 1956 entschließt sich Mao, seit zwei Jahren nicht nur Vorsitzender der Kommunistischen Partei, sondern auch Staatpräsident der Volksrepublik China, dem wachsenden Unmut ein Ventil zu schaffen. Mit der Devise "Lasst hundert Blumen blühen, lasst hundert Schulen miteinander wetteifern", ruft er die Unzufriedenen auf, konstruktive Kritik zu üben. Nach zögerlichen Anfängen bricht ein unerwartet heftiger Sturm der Missbilligung über eine offensichtlich völlig überraschte Partei herein. Statt lediglich Fehler einzelner Funktionäre zu bemängeln, rechnen immer mehr mutige Wortführer mit dem Kommunismus insgesamt ab. Sie fordern ein Ende der Repressalien und der kommunistischen Einheitsdiktatur, verlangen Pressefreiheit, demokratische Reformen und politische Freiheiten. 1957 zieht Mao die Notbremse. Er brandmarkt die Kritiker als Rechtsabweichler, bourgeoise Elemente, Konterrevolutionäre und kündigt scharfe Gegenmaßnahmen an. Die lassen nicht auf sich warten: Schätzungsweise bis zu einer Million "Rechtsabweichler", "Reaktionäre" und "Volksfeinde" werden verfolgt, inhaftiert, in Arbeits- und Umerziehungslager deportiert oder hingerichtet. Das Mittel der Wahl ist auch diesmal ein als spontaner Massenwille maskierter, gezielt geschürter, zu Denunziation und Gesinnungsschnüffelei ermutigter Volkszorn, den Mao geschickt gegen persönliche und ideologische Widersacher mobilisiert. Am Ende sitzt er fester im Sattel denn je: Die intellektuelle Opposition ist mundtot gemacht, aufgerieben und eingeschüchtert, jeder Ansatz parteiinterner Kritik im Keim erstickt, der Terror als Instrument der Machterhaltung endgültig etabliert


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