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Kaiser, Dichter, Massenmörder Glossar

Stand: 15.07.2013 | Archiv

Begriff / PersonErklärung
KuomintangDie Kuomintang (Chinesische Nationalpartei oder Chinesische Volkspartei, kurz KMT) wurde im August 1912 von Sun Yat-sen gegründet und stellte von 1928 bis 1949 unter Chiang Kai-shek die Regierungen der Republik China. Nach der Ausrufung der Volksrepublik China durch Mao Zedong im Oktober 1949 flohen etwa zwei Millionen Parteimitglieder und die Führungsspitze der Kuomintang nach Taiwan. In der von Chiang Kai-shek 1949 dort gegründeten Republik China ist die Kuomintang, abgesehen von einem vorübergehenden Einbruch zu Beginn der 2000-er Jahre, seither die dominante politische Kraft.
Die Ursprünge der KTM gehen auf revolutionäre, antimonarchistische und republikanische Gruppierungen zurück, die sich 1912 unter Sun Yat-sen zusammenschlossen. Als politische Basis der KMT gelten die von Sun formulierten "Drei Prinzipien des Volkes", nämlich Nationalismus, Demokratie und Volkswohl.
1921 proklamierte die KMT eine eigene Nationalregierung in Guandong (Kanton), die sich als Opposition zur machtlosen Pekinger Zentralregierung verstand. Zum Präsidenten dieser Gegenregierung wurde Sun Yat-sen gewählt.
Nach dessen Tod im Jahr 1925 dominierte Chiang Kai-shek die Partei. Unter seiner Führung verschärfte sich der antikommunistische Kurs zusehends. Zunächst setzte Chiang ein von Sun Yat-sen 1924 geschlossenes Bündnis mit den Kommunisten fort, um die Macht rivalisierender Provinzmilitärführer (Warlords) zu brechen, die jede Entwicklung und die Einigung Chinas blockierten. Das Bündnis scheiterte 1927, als Chiang begann, gewaltsam gegen den Kommunismus vorzugehen. In den folgenden Jahren versuchten Kuomintang-Truppen vergebens, die von Mao geführte kommunistische Partei endgültig zu vernichten.
1937 zwang der Ausbruch des 2. Chinesisch-Japanischen Kriegs (1937-1945) die KMT erneut zu einer Allianz mit der von Mao geführten KPCH. 1941 scheiterte die Einheitsfront aufgrund massiver Spannungen und Übergriffe zwischen Nationalisten und Kommunisten. Nach der japanischen Kapitulation stellte die KMT nach wie vor die Regierung, obwohl sich ihr tatsächlicher Einflussbereich auf Südchina beschränkte. Als die Partei dennoch auf ihrem alleinigen Führungsanspruch beharrte, flackerte der Bürgerkrieg wieder auf. Er endete 1949 mit der Niederlage Chiang Kai-Sheks und der Vertreibung der Kuomintang nach Taiwan.
Chiang Kai-shekDer große Gegenspieler Mao Zedongs wurde am 31. Oktober 1887 geboren. Der Berufsoffizier führte die KMT von 1925 bis 1975 unangefochten und regierte China von 1928 bis 1949 als Präsident der Republik. Von 1949 bis 1975 amtierte Chiang Kai-shek als Präsident der von ihm auf Taiwan gegründeten Republik China. Er starb am 5. April 1975 in Taipeh (Taiwan).
Nach seiner militärischen Ausbildung in Japan geriet Chiang in Kontakt mit republikanischen Kreisen, kehrte nach China zurück und beteiligte sich 1911 am Sturz des chinesischen Kaiserhauses. 1918 schloss er sich Sun Yat-sen und den Nationalisten an. 1923 hielt er sich in der Sowjetunion auf, um sich ein Bild von den revolutionären Einrichtungen zu verschaffen. Ab 1924 war er Kommandant der Armeeakademie von Whampoa und galt als einflussreichster Mitarbeiter Sun Yat-sens. 1925 ging er als Sieger aus den Flügelkämpfen um die Nachfolge Sun Yat-sens hervor und riss den Parteivorsitz an sich.
1926 bis 1928 führte er als Oberbefehlshaber der nationalistischen und kommunistischen Truppen den erfolgreichen Nordfeldzug gegen die Warlords. Chiangs unversöhnlicher Antikommunismus war ein Hauptgrund für das Scheitern der 1923 geschlossenen Allianz mit den Kommunisten. Als er am frühen Morgen des 12. April 1927 in Shanghai einen von Kommunisten und Gewerkschaftern organisierten Streik niederschießen und die Armee von kommunistischen "Elementen" säubern ließ, war der Bruch unvermeidlich. 1928 bildete Chiang eine von der KMT dominierte Nationalregierung in Peking, im selben Jahr konvertierte er zum Christentum. 1937 zwang ihn der 2. Chinesisch-Japanische Krieg (1937-1945) in ein neues Bündnis mit den Kommunisten, das allerdings 1941 scheiterte. Nach der Niederlage im Bürgerkrieg gegen die Kommunisten (1945-1949) trat Chiang am 21. Januar 1949 vom Präsidentenamt zurück. Am 10. Dezember 1949 folgte er dem Massenexodus nationalistischer Chinesen nach Taiwan und wurde zum Präsidenten der dort ausgerufenen Republik China gewählt. Dieses Amt hatte er bis zu seinem Tod am 5. April 1975 ununterbrochen inne.
Sun Yat-senDer "Vater der chinesischen Republik" wurde am 12. November 1866 (nach anderen Quellen am 24.11.1870) geboren. Der Arzt und Politiker trug als Integrationsfigur wesentlich zum Zusammenschluss revolutionärer und republikanischer Bewegungen bei, die den Sturz des chinesischen Kaiserhauses anstrebten. Nach dem Fall der Monarchie im Jahr 1911 wurde er zum ersten Präsidenten der Republik gewählt, 1912 gründete er mit der Kuomintang eine der entscheidenden politischen Kräfte der chinesischen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Von 1921 bis 1925 war er Präsident einer von der Kuomintang proklamierten Nationalregierung in Guandong (Kanton). Am 12. März 1925 erlag er in Peking einem Krebsleiden.
Sun Yat-sen, der sich selbst als Sohn eines Tagelöhners bezeichnete, kam als Absolvent britischer und amerikanischer Schulen früh mit westlichem Denken und westlicher Lebensart in Berührung. Nach einem 1892 abgeschlossenen Medizinstudium praktizierte er zunächst in Hongkong als Arzt. Doch schon bald bestimmte eine gegen das Kaiserhaus und die erdrückenden sozialen Verhältnisse gerichtete, revolutionäre Überzeugung sein Leben. Ab 1894 war er als Gründer revolutionärer Geheimgesellschaften und Organisator zahlreicher Aufstände tätig. 1895 zwang ihn eine gescheiterte antimonarchische Erhebung in Kanton erstmals zur Flucht ins Ausland, unter anderem nach London. Sun nutzte das Exil, um unter Auslandschinesen Geld und Unterstützung für die Revolution in China zu gewinnen. 1897 kehrte er nach Hongkong zurück und versucht, den Provinzgouverneur zum Abfall von der herrschenden Qing-Dynastie zu bewegen. Ab 1903 rekrutierte sich seine wachsende Anhängerschaft zunehmend aus der gebildeten Mittelschicht und Studenten. 1905 gründete er den Chinesischen Revolutionsbund "Tongmenghui" in Tokio und organisierte von Japan aus zahlreiche Aufstände, die jedoch keinerlei Wirkung zeigten. Auf Druck der japanischen Regierung musste er Japan 1907 verlassen. Abermals ins Exil getrieben, sammelte er bei Unterstützern in Japan, Kanada und den USA erneut Geld für den Sturz des Kaiserhauses. Die von ihm angezettelten Aufstände verliefen jedoch sämtlich im Sand. Im Oktober 1911 läutete der Aufstand einer Armee-Einheit in Wuchan, dem sich rasch zahlreiche Provinzen anschlossen, das Ende der Monarchie ein. Sun hielt sich zu diesem Zeitpunkt im Ausland auf, kehrte aber unverzüglich nach China zurück. Am 29. Dezember 1911 wählte ihn ein revolutionärer Konvent zum ersten Präsidenten der Republik China, da Sun als einziger Kandidat zwischen den äußerst heterogenen Lagern ausgleichen konnte. Er gab die Macht am 14. Februar 1912 an Yuan Shikai, den Führer der Nordarmeen ab. Sun wurde Eisenbahnminister im neuen Kabinett und gründete im August 1912 die Kuomintang. Als Yuan 1913 ein autoritäres, zunehmend restauratives System errichtete, versuchte die Kuomintang, ihn abzusetzen. Der Fehlschlag dieser "zweiten Revolution" vertrieb die Nationalisten und Sun Yat-sen vier Jahre lang ins japanische Exil. 1921 gelang ihm mit Hilfe der reorganisierten Kuomintang die Bildung einer alternativen Nationalregierung in Kanton. Als deren Präsident begann er mit dem Aufbau einer Armee, die dem Treiben der Warlords ein Ende bereiten und China einigen sollte.

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