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Das Thema Mao kontra Chiang Kai-shek

Stand: 15.07.2013 | Archiv

General Chiang Kai-shek (r) und sein jahrelanger Rivale Mao Zedong prosten sich in einem seltenen Moment des Friedens im Jahr 1946 zu | Bild: picture-alliance/dpa

Im dreißigjährigen Kampf um die Herrschaft über China ist zunächst Chiang Kai-shek der klare Sieger. Als Sun Yat-sen 1925 unerwartet stirbt, reißt er den Parteivorsitz an sich und baut mit sowjetischer Unterstützung eine Armee auf, die mit den lokalen Militärmachthabern endgültig aufräumen soll.

Mao gegen Chiang: Der Kampf um die Herrschaft über China

Als Oberbefehlshaber der von Kanton aufgebotenen Streitkräfte setzt er 1926 zum Sturm gegen die Warlords an und erringt rasch triumphale Erfolge. In nur sechs Monaten überwindet Chiang 34 Warlords und weitet seinen Einflussbereich kontinuierlich aus. Obwohl er den Norden und vor allem Peking nicht einnehmen kann, wird er als legitimer Erbe Sun Yat-sens und Befreier Chinas gefeiert. Vom eigenen Ego berauscht, lässt sich der Sieger des Nordfeldzugs fortan als "Generalissimo" titulieren und fühlt sich bald stark genug, um zum Schlag gegen die Kommunisten auszuholen.

Offener Zwist: Der Generalissimo provoziert das Ende der Allianz

Das Bündnis mit der agitatorisch versierten KPCh war für Chiang nie mehr als ein notgedrungenes Übel, ein zweckdienlicher Waffenstillstand auf Zeit, und darüber hinaus aufgrund der ideologischen Differenzen ein beständiges Risiko. Um die Gefahr einer kommunistischen Unterwanderung der Allianz zu bannen, entschließt sich der Generalissimo, die Armee von "revolutionären Elementen zu säubern". Durch geduldete und geschürte Anfeindungen auf beiden Seiten nehmen die Spannungen zwischen Kommunisten und Nationalisten beständig zu. Zum endgültigen Bruch kommt es, als Chiang am 12.4.1927 einen von Gewerkschaftlern und Kommunisten getragenen Streik in Shanghai mit Maschinengewehren niedermetzeln lässt. Das Massaker fordert mehr als 100 Tote, eine nachfolgende Welle von Verhaftungen und Hinrichtungen treibt die Kommunisten in den Untergrund.

Rückzug nach Jiangxi: Maos Weg in den Untergrund

Der spätere chinesische Staatschef Mao Zedong während einer Konferenz im Jahr 1933 in der Provinz Kiangsi

Mao entkommt dem Gemetzel und flieht mit einigen Tausend Parteigenossen in die schwer zugängliche Bergregion von Jiangxi. Hier, wo Chiangs Armeen ihre Überlegenheit nicht ausspielen können, gründet er die erste Sowjetrepublik auf chinesischem Boden. Jiangxi wird zum Versuchslabor für die kommunistische Neugestaltung Chinas und zum entscheidenden Impulsgeber für Maos Konzept der chinesischen Revolution. Spätestens jetzt festigt Mao seine Überzeugung, dass die Revolution nicht vom Proletariat der Städte, sondern von den Bauern ausgehen muss, um erfolgreich zu sein. Bei der verarmten Landbevölkerung fallen seine Parolen, seine Verheißungen und vor allem die von ihm angestoßene Umverteilung des Grundbesitzes auf fruchtbaren Boden. Der massenhafte Zustrom entwurzelter und verelendeter Menschen begünstigt den raschen Wiederaufbau der Roten Armee, zugleich schickt Mao geschulte Agitatoren in die Städte, um das zerstörte kommunistische Netzwerk zu reorganisieren.


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