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Das Thema Mao ist nicht mehr zu stoppen

Stand: 15.07.2013 | Archiv

Der spätere chinesische Staatschef Mao Zedong im Jahr 1934 | Bild: picture-alliance/dpa

Das Experiment von Jinagxi dauert drei Jahre, dann kreisen Chiangs Truppen das Gebiet nach mehreren verlorenen Attacken ein. Die Übermacht ist erdrückend. Chiang lässt 500.000 Soldaten aufmarschieren, seine Armee verfügt über Kampfflugzeuge und schwere Artillerie. Um der sicheren Vernichtung zu entkommen, durchbrechen Mao und etwa 80.000 Rotarmisten im Oktober 1934 die Blockade.

Maos Aufstieg: Der Lange Marsch und die Geburt einer Heilsgestalt

Der als Langer Marsch in die Geschichte eingegangene Rückzug dauert ein Jahr. Gehetzt von Chiangs Verbänden fliehen die Kommunisten 12.000 Kilometer weit durch unwegsames Bergland, durch Sümpfe, Eis und Schnee in den Norden. Strapazen, Hunger, Kälte und zahllose Gefechte fordern ihren Tribut: etwa 70.000 Menschen sterben unterwegs, nach 375 Tagen sind 95 Prozent der Roten Armee aufgerieben.

Die Nummer 1 der Kommunistischen Partei

Die Überlebenden, kaum ein Zehntel des aufgebrochenen Kontingents, erreichen im Oktober 1935 die nordchinesische Stadt Yenan (Yan´an). Hier, wohin Chiangs Arm nicht reicht, gründet Mao erneut eine kommunistische Kolonie. Er ist mittlerweile Vorsitzender des Zentralkomitees und die unstrittige Nummer 1 der Partei. Der Lange Marsch, den er später zum Urmythos des Neuen China stilisieren lässt, begründet auch seinen persönlichen Mythos als Visionär, Massenführer und Heilsbringer: Er ist jetzt der personifizierte Rote Stern über China, eine unersetzliche Leit- und Integrationsfigur, die den Kurs der KP alleine bestimmt und ihren Zusammenhalt garantiert. Das Instrumentarium des Machtausbaus beherrscht er mittlerweile ebenfalls meisterlich: Er stiftet die besitzlosen Bauern an, sich gegen die Unterdrückung durch die Grundbesitzer aufzulehnen, das Land gewaltsam zu enteignen und unter sich aufzuteilen. So gelingt es ihm, aufgestaute Affekte zu entfesseln und den bewusst geschürten Volkszorn gegen alle Kräfte lenken, die ihm selbst gefährlich werden könnten. Die Methode bewährt sich: Mao kontrolliert sowohl die Massen als auch die eigenen Kader durch den visionären Appell an eine gerechtere, bessere Zukunft, aber auch durch ideologische Gleichschaltung, Indoktrination, Einschüchterung, Denunziation und den Terror gegen Andersdenkende.


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