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Das Thema Die Folgen des Krieges

Stand: 10.09.2012 | Archiv

Konrad Adenauer und der amerikanische Hochkommissar für Deutschland, John McCloy am 13.11.1949 während einer Besprechung. | Bild: picture-alliance/dpa

Mit Deutschland will in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg kaum ein Jude etwas zu tun haben. Kontakte zwischen Israelis und Deutschen sind unerwünscht, die deutsche Sprache wird ignoriert.

Israel 1950 - Alles Deutsche ist verpönt

Deutsche Bücher gelten als verabscheuungswürdig, Übersetzungen ins Hebräische kommen bis weit in die 60er Jahre nicht in Frage. Selbst Filme, in denen "gute Deutsche" vorkommen, werden in israelischen Kinos nicht gezeigt. Israelische Pässe tragen den Vermerk "außer Deutschland" und verlieren bei der Einreise ins Land der Täter ihre Gültigkeit. Die 1949 entstandene Bundesrepublik Deutschland ist ebenso wie die DDR für das offizielle Israel nicht existent.

Deutschland 1950 - Soziale und politische Probleme

Nach dem Zweiten Weltkrieg liegt Deutschland in Trümmern, die Volkswirtschaft ist schwer angeschlagen. Im Rahmen des Kalten Krieges kommt es zur Spaltung des Landes und mit der Verschärfung der Ost-West-Spannungen werden die Weichen für die doppelte Staatsgründung im Jahr 1949 gestellt. Die Bundesrepublik beansprucht im Grundgesetz die Rechtsnachfolge des Deutschen Reiches und die Vertretung für alle Deutschen. Volle Souveränität besitzt die BRD nicht, die westlichen Siegermächte haben sich unter anderem das Recht zur Überwachung der auswärtigen Beziehungen vorbehalten (Besatzungsstatut).

Zwar kommt der Wiederaufbau in Gang, doch Flucht und Vertreibung aus den ehemaligen Ostgebieten sowie Übersiedlerwellen aus der Sowjetischen Besatzungszone/DDR lassen die Bevölkerung stark anwachsen. In den Städten fehlt es an Wohnraum, 1950 beträgt die Arbeitslosigkeit noch 10 Prozent. Viele Menschen vermissen Angehörige, haben Verwandte im Krieg verloren oder hoffen auf die Rückkehr der Kriegsgefangenen. Angesichts dieser Belastungsfaktoren hält sich die Begeisterung für das neue, demokratische Staatswesen in Grenzen. Die NS-Vergangenheit wird verdrängt und für die Ereignisse im fernen Palästina interessiert sich die Mehrheit der Bevölkerung ohnehin nicht.

Soll es Entschädigung für erlittenes Unrecht geben?

Fragen des Schadenersatzes und der Rückerstattung verlorenen Besitzes für NS-Opfer beschäftigen die Siegermächte seit der Kapitulation Hitler-Deutschlands. Die Amerikaner befinden sich in einer Zwickmühle: Sie halten die Ansprüche Überlebender des NS-Terrors durchaus für gerechtfertigt, brauchen Westdeutschland im Kalten Krieg aber als Bündnispartner und lassen es am European Recovery Programm (ERP, "Marshallplan", 1948-52) teilhaben. John McCloy, von 1949 bis 1952 amerikanischer Hochkommissar in Deutschland, weiß, dass eine mit Reparationsleistungen überforderte deutsche Wirtschaft die US-Steuerzahler teuer zu stehen kommen würde.

Frankreich und Großbritannien üben sich ebenfalls in Zurückhaltung. Reparationsansprüche (auch von anderen Staaten, die unter deutscher Besatzung zu leiden hatten) wollen sie in größerem Rahmen klären. Die britische Führung sieht deutsche Zahlungen an Juden in den späten 40er Jahren ohnehin mit Skepsis. Die Befürchtung, diese Gelder könnten für Waffenkäufe genutzt werden und den Konflikt zwischen Juden und Arabern in Palästina zusätzlich anheizen, ist groß. Die UdSSR sieht ebenfalls keinen Handlungsbedarf. Die ostdeutsche Besatzungszone wird ausgebeutet, ganze Industrieanlagen werden demontiert - und die Reparationen wollen die Russen mit niemandem teilen.


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