Wie Zucker entsteht Die Zuckerrübe wird entdeckt
Preußen war - aus Sicht des Zuckerreichtums - Mitte des 18. Jahrhunderts arm dran. Da das Land zu der Zeit keine Kolonien hatte, war es weder an den märchenhaften Gewinnen aus der Zucker-Sklaven-Wirtschaft beteiligt, noch gab es Zucker zu erschwinglichen Preisen.
Not macht erfinderisch
Aber: Not macht erfinderisch. Der Apotheker und Forscher Andreas Sigismund Marggraf untersuchte alle möglichen Pflanzenteile, die einen süßlichen Geschmack hatten. Schließlich stieß er auf die Runkelrübe, von der damals hauptsächlich die Blätter verzehrt wurden.
"Nach mannigfachen Versuchen, welche ich angestellt habe, fand ich, daß einige dieser Pflanzen nicht nur einen dem Zucker ähnlichen Stoff, sondern in der That wirklichen Zucker enthalten, der dem bekannten aus Zuckerrohr gewonnenen genau gleicht. Aus den hier dargelegten Versuchen geht klar hervor, daß dieses süße Salz in unserer Heimath gerade so bereitet werden kann, wie in Gegenden, wo das Zuckerrohr wächst."
Andreas Sigismund Marggraf
Die Zuckerrübe als Staatsangelegenheit
Marggraf hatte den ersten Schritt in Richtung heimischen Zuckers gefunden. Doch der Zuckergehalt der Runkelrübe war zu gering, um tatsächlich Zucker herstellen zu können. Erst ein Schüler Marggrafs, Franz Carl Achard, konnte die Runkelrübe so züchten, dass sie zur Zuckerrübe wurde. Gefördert und unterstützt von Friedrich dem Großen, konnte 1802 die erste Fabrik eröffnen, die Zucker aus Rüben herstellte. Gerade rechtzeitig. Denn mit Napoleon kam vier Jahre später die Kontinentalsperre, das heißt ein Handelsverbot des europäischen Festlands mit England - einer der größten Kolonialmächte. Die Preise des Rohrzuckers stiegen und damit die Nachfrage nach dem günstigeren einheimischen Rübenzucker.
Bis heute wird die Erforschung von Zucker staatlich unterstützt. Erst 2012 konnten Berliner und Bielefelder Wissenschaftler mit Hilfe staatlicher Forschungsgelder die Erbinformation der Zuckerrübe entschlüsseln. Übrigens bestehen Zuckerrüben heute aus 18 bis 20 Prozent Zucker - im Gegensatz zu nur 1,6 Prozent bei Marggrafs Runkelrübe.