Das Thema Diagnose
Aber wann liegt nun tatsächlich eine Narzisstische Persönlichkeitsstörung vor? Um diese diagnostisch entscheidende Frage zu beantworten, haben Psychologen und Psychiater charakteristische Verhaltens- und Persönlichkeitsmuster in einem Merkmalskatalog gebündelt.
Krankhafte Selbstliebe aus Sicht der Psychiatrie
Tonangebend ist dabei die American Psychological Association (Amerikanische Psychologische Vereinigung (APA).
Narzissmus - Die "amtliche" Diagnose
Mit dem regelmäßig aktualisierten Standardwerk "Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders" (Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen) versucht die Psychologenvereinigung, die Diagnose psychischer Erkrankungen auf ein breit anerkanntes, einheitliches und sicheres Fundament zu stellen. Das APA-Handbuch definiert Narzissmus zunächst allgemein als "tiefgreifendes Muster von Großartigkeit (in Fantasie oder Verhalten), Bedürfnis nach Bewunderung und Mangel an Empathie. Der Beginn liegt im frühen Erwachsenenalter und zeigt sich in verschiedenen Situationen."
Um die Diagnose zu rechtfertigen, müssen mindestens fünf der folgenden Kriterien erfüllt sein:
- Ein grandioses Gefühl der eigenen Wichtigkeit (übertreibt z. B. die eigenen Leistungen und Talente; erwartet, ohne entsprechende Leistungen als überlegen anerkannt zu werden),
- starke Eingenommenheit von Fantasien grenzenlosen Erfolgs, Macht, Glanz, Schönheit oder idealer Liebe,
- der Glaube, "besonders" und einzigartig zu sein und nur von anderen besonderen Personen (oder Institutionen) verstanden zu werden oder nur mit diesen verkehren zu können,
- das Verlangen nach übermäßiger Bewunderung,
- übertriebene Erwartungen an eine besonders bevorzugte Behandlung oder automatisches Eingehen auf die eigenen Erwartungen,
- ausbeuterisches (parasitäres) Sozialverhalten im Bestreben, Nutzen aus anderen ziehen, um die eigenen Ziele zu erreichen,
- Mangel an Empathie: Unwilligkeit, die Gefühle und Bedürfnisse der anderen zu erkennen oder sich mit ihnen zu identifizieren,
- häufiger Neid auf andere oder der Glaube, andere seien neidisch auf ihn/sie,
- arrogante, überhebliche Verhaltensweisen oder Haltungen.
Das übersteigerte Ich - Variationen eines Themas
Eine weitgehend übereinstimmende Definition legt der deutsche Arbeitskreis Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik (OPD) 1996 vor. Um von krankhaftem Narzissmus zu sprechen, müssen dabei grundsätzlich die allgemeinen Kriterien für eine Persönlichkeitsstörung erfüllt sein und mindestens fünf der folgenden Merkmale müssen vorliegen:
- Größengefühl in Bezug auf die eigene Bedeutung (z. B. die Betroffenen übertreiben Leistungen und Talente, erwarten als bedeutend angesehen zu werden – ohne entsprechende Leistungen.)
- Beschäftigung mit Fantasien über unbegrenzten Erfolg, Macht, Scharfsinn, Schönheit oder ideale Liebe.
- Überzeugung, "besonders" und einmalig zu sein, nur von anderen besonderen Menschen oder solchen mit hohem Status (oder von höheren Institutionen) verstanden zu werden oder mit diesen zusammen sein zu können.
- Bedürfnis nach übermäßiger Bewunderung.
- Anspruchshaltung; unbegründete Erwartung besonders günstiger Behandlung oder automatische Erfüllung der Erwartungen.
- Ausnutzung von zwischenmenschlichen Beziehungen; Vorteilsnahme gegenüber anderen, um eigene Ziele zu erreichen.
- Mangel an Empathie; Ablehnung, Gefühle und Bedürfnisse anderer anzuerkennen oder sich mit ihnen zu identifizieren.
- Häufiger Neid auf andere oder Überzeugung, andere seien neidisch auf die Betroffenen.
- Arrogante, hochmütige Verhaltensweisen und Attitüden (Haltung, innere Einstellung, Pose).
Legt man diese Kriterien an, dürfte schätzungsweise ein Prozent aller Menschen an einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung leiden. Manche Experten gehen jedoch von einer weitaus höheren Dunkelziffer aus. Sie halten bis zu 16 Prozent aller Menschen für narzisstisch gestört.