Offenes Ende Zwieseler Friedhofsgeschichten mit der Schattenfrau
"Tod und Leben am Zwiesler Friedhof. Während die "Schattenfrau" hier eine Führung zu Tod und Sterben macht, lebt direkt über'm Leichenhaus Elisabeth Stoiber und findet das den "schönsten Platz zum Leben"
Mit dunklen Augenringen, den Lippen schwarz geschminkt unter einem dusteren Hut, bekleidet mit einem dunklen Lodenumhang und in der Hand ein derber Wurzelstock. So verkleidet macht Marita Haller Friedhofsführungen, als Schattenfrau - ein Wesen zwischen den beiden Welten.
Heimatforscherin Marita Haller gibt Friedhofsführungen, als Schattenfrau auf dem Zwieseler Friedhof.
Vom Volksgrab - dem Sammelgrab für arme Dorfbewohner, deren Angehörige kein Geld für die Beerdigung hatten - bis zu den armen Seelen die noch "weiaz’n" müssen, vom Umgang mit Selbstmödern, die vor der Friedhofsmauer begraben werden mussten, dem "traurigen" Schicksal des steif gefrorenen "Gnaderer" bis hin zu Erzählungen vom Tod: Die Heimatforscherin kennt sie alle, die Geschichten über den 1827 gegründeten Zwiesler Friedhof. Die 65-Jährige ging in der Stadt im Landkreis Regen schon zur Schule und gibt ihr gesammeltes Wissen über die spannenden Geschichten im Bayerwald und Böhmerwald gerne auf unterhaltsame Weise weiter. Und so hat sie ihre Zuhörer schnell in ihren Bann gezogen, so dass dem einen oder anderen auch mal ein kleiner Schauer über den Rücken jagt, während sie erzählt.
Leben im Leichenhaus
Für Elisabeth Stoiber sind die Geschichten über den Zwieseler Friedhof dagegen gar nicht gruselig. Die 53-Jährige wohnt schließlich direkt darauf. Zwiesel hat ein villenartiges Leichenhaus mitten zwischen den Gräbern, mit einer großen Mietswohnung direkt über der Leichenhalle. Nur eine Holztreppe trennt ihre Wohnung vom stillen Raum unten. Ein Einbrecher würde sich nicht rein trauen. Denn die Toten sind hier so nah und doch schon irgendwie weit weg.
Keine Angst vor dem Tod
Zu ihren Aufgaben gehört es, morgens um halb sechs die große Doppelflügeltür zur Leichenhalle auf- und abends wieder zuzusperren. Oft läuten Angehörige abends bei ihr, wenn sie doch noch einmal zu ihren Lieben ins Leichenhaus wollen. Dann sperrt Elisabeth Stoiber auf und tröstet. Und auch beruflich ist für sie der Umgang mit dem Sterben ist nichts ungewöhnliches. Sie arbeitet als Altenpflegerin und sitzt oft am Bett, wenn ein betagter Bewohner stirbt. Und deshalb ist sie sich auch sicher: Angst vor'm Tod muss keiner haben. Denn der Tod gehört zum Leben einfach dazu. Und aufhalten kann man ihn eh nicht. "Irgendwie wird's schon weitergehen", sagt sie - und fügt noch hinzu "Schöner, hoff' ich, schöner!"
Informationen zur Friedhofsführung
Wer die Stadtführerin Marita Haller auf ihrer Friedhofsführung in Zwiesel erleben möchte, wie sie als "Schattenfrau" verkleidet, Gäste und Einheimische mit grausigen, aber auch mit humorvollen Geschichten das Gruseln lehrt, findet hier Kontaktinformationen: