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Das Ende in Farbe in Wertach Bei Alfred Opiolka ist jeder Sarg ein Unikat

Alfred Opiolka aus Wertach versucht dem Tod etwas entgegenzusetzen: Farbe. Seit 2005 bemalt er Särge - oder wie er sie nennt "Schreine" - in hellen, bunten Farben. Viktoria Wagensommer hat ihn besucht.

Von: Viktoria Wagensommer

Stand: 04.11.2016 | Archiv

Das eigene Ende, das Ende eines geliebten Menschen - viele möchten daran so selten wie möglich erinnert werden. Der Tod ist ein unangenehmes Thema, schwarz seine Farbe, dunkel und trist. Alfred Opiolka aus Wertach versucht dem etwas entgegenzusetzen: Er betont, dass das Ende eigentlich ein Anfang ist. "Der Tod ist grün" heißt das Buch, das er gerade schreibt. Darin schildert er, was er auf Trauerfeiern in den vergangene Jahren erlebt hat. Denn seit 2005 hat er einen ungewöhnlichen Beruf: Er bemalt Särge.

"Das ist der Bergwiesen-Schrein, eben mit vielen Wiesen außergewöhnlichen Blumen, die hier in Wertach auf den Wiesen wachsen."

Alfred Opiolka

Inspiration in der Natur

Frauenschuh, Mohn, Alpenveilchen - bunte und ganz filigran gemalte Blumen sind auf dem gelb grundierten Sarg. In Alfred Opiolkas Atelier stehen neben all den Pinseln, Farbschalen und Tuben frisch gepflückte Blumen, bei Spaziergängen mit seinem weißen Königspudel Hermes findet der 56-Jährige seine späteren Motive.

"Wir haben Pflanzen hier bei uns, und wir haben Schmetterlinge und andere Tiere hier bei uns, das ist unglaublich!"

Alfred Opiolka 

Der Sargmaler aus Wertach "Der Tod ist grün"

Kein Zentimeter Holz ist mehr unbemalt wenn Opiolka mit einem Sarg fertig ist, die Kunstwerke leuchten regelrecht, so bunt sind sie. Mit den Särgen wolle er den Leuten zeigen, dass eine Beerdigung nicht dunkelgrau und sein muss, sagt Opiolka. Mit seinen bunten Särgen schaffe er es sogar, die Leute zum Lächeln zu bringen.

Der gelernte Wandmaler hat selbst schon schmerzhafte Trauer erlebt, beispielweise als einer seiner besten Freunde mit Anfang Fünfzig unerwartet gestorben ist. Viele konnten sich von ihm nicht mit persönlichen Worten verabschieden. Opiolka hat deshalb kurzerhand einen Briefkasten in den Sarg eingebaut.

"Da hat man die Möglichkeit, noch einmal persönlich etwas zu sagen. Und ich lege auch viel Wert darauf, dass die Leute so nah wie möglich zum Sarg hinkommen, und das mussten sie, um den Brief einzuwerfen."

Alfred Opiolka

Brathering ins Grab

Das kann den Tod etwas weniger schrecklich erscheinen lassen, sagt Opiolka. Er fragt nicht lang, ob etwas erlaubt oder gesellschaftlich akzeptiert ist. Für Trauer braucht jeder einen ganz individuellen Wege, findet er. Das sei ihm nicht zuletzt bei der Beerdigung seines eigenen Vaters klar geworden. Der habe leidenschaftlich gern Brathering gegessen, und deshalb hat ihm Opiolka statt Blumen eine Dose Brathering in das Grab geworfen. Noch heute muss er darüber lachen - und er ist sich sicher: Sein Vater hätte mitgelacht.

Dass auch andere Menschen Beerdigungen mit so tröstende Erinnerungen verbinden können, das ist Opiolkas Ziel. Ein persönlich bemalter Sarg kann so eine ganz persönliche Geste sein. Regine Strassner aus Kempten zum Beispiel hat bei Alfred Opiolka eine Urn e für ihre Mutter bestellt:

"Wir haben uns als Motiv für eine untergehende Sonne über einem See auf der Rückseite entschieden, und auf der Vorderseite die aufgehende Sonne, weil sie ja dann ins Licht geht."

Regine Strassner

Rot, gelb, grün, blau, lila - keine Farbe die auf der Urne nicht geleuchtet hat. Sie war überdurchschnittlich groß, deshalb hatten neben der innenliegenden Urne auch Kastanien von den Urenkeln, Kreuzworträtsel und Kugelschreiber und Amarettini-Kekse Platz. Die Urne als liebevollen Farbklecks, das war für Regine Strassner wichtig:

"Das wirkt irgendwie fröhlich und dann sieht man den Tod auch ganz anders."

Regina Strassner

Geschenk zum Abschied

Als die Mutter von Regine Strassner Freund wenige Monate später gestorben ist, hat Alfred Opiolka wieder eine Urne bemalt. Rund 500 Euro hat sie gekostet. Manche Kunden haben von Opiolka bemalte Särge sogar schon vor ihrem Tod und stellen sie  in ihre Wohnung. So etwas ist natürlich eher die Ausnahme, häufig ist dagegen, dass alte oder schwerkranke Menschen ihren Sarg bei Opiolka quasi als letztes Geschenk für ihre Angehörigen bestellen. Sie wollen ihnen am Grab ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Das hat in den vergangenen elf Jahren Opiolkas Einstellung zu seiner Arbeit verändert.

"Am Anfang war die Idee, die Särge für den Verstorbenen zu malen. Ich glaube aber, meine Arbeit schenkt auch den Hinterbliebenen ein sonnigeres, ein helleres Bild von diesem Abschied."

Alfred Opiolka


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