Bei Bad Staffelstein In End ist die Welt zu End! - Im Gegenteil
Weil die Welt eine Kugel ist, hat auch sie kein Ende. Insofern also ist der Ort "End" bei Staffelstein in Oberfranken eigentlich ein Widerspruch in sich. Aber auch wenn sich immer wieder Leute drüber wundern - es gibt ihn und das ist gut so. Nicht zuletzt für den Genuss.
In End erzählen sich die rund 100 Einwohner noch heute die Geschichte von den GIs die am Ende des Zweiten Weltkrieges in einem Mitlitärjeep bis in ihr Dorf kamen. Beim Ortsschild sollen die amerikanischen Soldaten gestutzt haben:
"Zu Kriegszeiten sind dann ja auch die Amerikaner über die Länder gezogen: Was ist hier los? Und dann kamen die in den Ort End. Für die war das ja 'the end' - hier ist das ende. Die konnten also mit dem 'the end' oder 'end' erstmal nichts anfangen! Die waren erstaunt: Ist hier die Welt zu end?"
Andreas Pfarrdrescher
Es sei nicht überliefert ob die amerikanischen Soldaten schließlich kehrt machten oder weiter fuhren, sagt der Ortssprecher und Stadtrat Andreas Pfarrdrescher.
Der Anfang vom Ende per umgedrehtem Ortsschild
Bis heute sorgt der Ortsname offenbar für etwas Verwirrung. Denn normalerweise müsste der Ortsname auf dem Ortsschild am Ende von End mit einem roten Balken durchgestrichen sein. Ist er aber nicht – das Ortsschild wurde falsch herum aufgestellt und am Ortsende beginnt erst End: Gewissermaßen der Anfang vom Ende.
Dem Wanderführer Reinhold Müller, der seit Jahrzehnten in dem Tal lebt, ist das noch nie aufgefallen. Darauf angesprochen sagt er: "Wir nehmen das nicht so genau." Er schwärmt in der Gaststube Schwarzer Adler lieber vom guten Bier, während draußen der eisige Herbstwind pfeift.
Brandstiftung beim einzigen Landgasthof im Ort
Der Gastwirt Johann Erlbacher hat sich zu uns gesetzt. Seit 1791 besitze die Familie ein Braurecht, erzählt er. Doch in den 60er Jahren sei die Brauerei einem verheerendem Brand zum Opfer gefallen. Laut der Kriminalpolizei war es Brandstiftung, doch der Täter konnte nie gefasst werden.
"Wir hatten einen Feuerteufel in der Gegend. Es hat in der Zeit nicht nur die Brauerei gebrannt, sondern es waren mehrere Anwesen, also landwirtschaftliche Anwesen, Feldscheunen betroffen. Es wurde nicht aufgeklärt - aber man hatte einen Verdacht ..."
Reinhold Müller
Traditionelle Gerichte nach "Omas Rezept"
Seit dem Brand lässt die Wirtschaft in der Nachbargemeinde Frauendorf brauen und die Speisekarte bietet gute fränkische Küche. Vom Sauerbraten über Schweinshaxe, Schäuferla, Wild- und Fischgerichten ist alles dabei, was man sich wünschen kann. Viele Rezepte stammen noch von seiner Schwiegermutter, erzählt Johann Erlbacher. Die hatte sie auf Bierdeckel geschrieben:
"Ja, das hat sie gern gemacht. Die hat nie einen Block oder sowas gehabt. Bierdeckel lagen immer rum – da hat sie schnell den Deckel genommen an der Theke und sich was aufnotiert."
Mathilde Meußer
Einen ganzen Plastikeimer voller Bierdeckel hütet ihre Tochter Mathilde Meußer nach dem Tod der Mutter.
Entstanden ist der fast 450 Jahre alte Landgasthof Schwarzer Adler ursprünglich aus einer Postkutschen-Station. Noch viel früher war jedoch in End tatsächlich mal Schluss. 1288 wurde der Ort erstmals erwähnt und lag am Ende des Weges durch das Schwabthal, so erzählt es die Ortschronik.
Tourismus im Gottesgarten zwischen Kloster Banz und Vierzehnheiligen
Reinhold Müller führt uns in den Nachbarort Schwabthal. Dort liegt an einem Hang das größte Gebäude, eine Klinik, die in den 60er Jahren entstand und das Tal veränderte: die ursprüngliche Tuberkuloseklinik, die heute als Rehablilitationsklink für Orthopädische Krankheit zur Nachbehandlung genutzt wird. Mit der Klinik kamen zunächst die Patienten und später die Touristen - vor allem aus Berlin - in das Schwabthal.
Gerade mal 250 Einwohnern haben die Ortschaften im Schwabthal und unglaubliche fünf Gaststätten, teilweise mit Hotels und Fremdenzimmern. Insgesamt kommen so circa 1.000 Sitzplätze in den Lokalen und 400 Gästebetten zusammen, wie Andreas Pfarrdrescher stolz berichtet.
Noch vor Bad Staffelstein sieht sich das Schwabthal mit seiner Ortschaft End selbstbewusst als Keimzelle des Tourismus im Gottesgarten zwischen Kloster Banz und Vierzehnheiligen. In End ist also die Welt noch längst nicht zu End. Nur der kleine Dorfladen musste leider vor etwa zehn Jahren schließen.