Große Literatur auch für Kleine Garmisch ehrt Michael Ende ganz besonders
"Die unendliche Geschichte" war sein größter Erfolg - obwohl er ausgerechnet Michael Ende hieß. Der Schriftsteller kam 1929 in Garmisch auf die Welt. Die Stadt würdigt ihren berühmten Sohn mit dem Michael Ende-Kurpark und der Dauerausstellung "Der Anfang vom Ende" im Kurhaus.
Seine Figuren heißen "Beelzebub Irrwitzer", "Tyrannja Vamperl", "Graógramán", "Uyulála", "Filemon Faltenreich" oder "Ping Pong" und "König Alfons, der Viertel vor Zwölfte", die in Michael Endes erstem Buch "Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer" auftauchen. Das Werk erschien 1961 - und bescherte dem Schriftsteller den Deutschen Jugendbuchpreis. Doch bis dahin war es ein steiniger Weg. Michael Ende ist in Garmisch geboren, noch vor der Zwangsvereinigung mit Partenkirchen.
Das erzählt Georg Büttel, Autor und Theaterregisseur aus Garmisch-Partenkirchen. Büttel ist auch Vorsitzender der Phantastischen Gesellschaft. Dieser Verein fördert phantastische Literatur und Kunst, will aber vor allem das Werk von Michael Ende lebendig halten. Die Phantasten haben das kleine Michael-Ende-Museum im Kurhaus von Garmisch-Partenkirchen initiiert und gestaltet.
Zauberhafte Orte und fantastische Gestalten im Michael-Ende-Kurpark
Früh übt sich ...
Michaels Vater ist der surrealistische Maler Edgar Ende. Mit seiner Frau Luise und dem kleinen Sohn zieht die Familie Ende zu Beginn der 30er Jahre nach München. Sie leben in Schwabing, mitten in der Künstlerszene. Hier liegen die Wurzeln für eine grenzenlose Fantasie, die Michael Ende in allen seinen Büchern erschafft, und die ihn zum wohl größten fantastischen Schriftsteller macht, sagt Georg Büttel. Edgar Ende hatte seinen Sohn beauftragt, Titel für seine Gemälde zu erfinden.
"Wir können uns den kleinen Michael Ende schon so vorstellen, wie er die Bilder seines Vaters - in denen ganz oft mythologische Szenen und Wesen wie Schildkröten vorkommen oder Traumlandschaften, wie wir sie später in der 'Unendlichen Geschichte' oder 'Momo' beschrieben finden - wie der kleine Michael die sieht und versucht das in Worte zu fassen und ihnen die Titel zu geben. Und damit sind wir genau bei Bastian in der unendlichen Geschichte, als er die Welt komplett neu erschafft aus einem Sandkorn. Er gibt den Dingen Wirklichkeit, indem er sie beim Namen nennt."
Georg Büttel
Endes Bücher haben weltweit eine Gesamtauflage von über 25 Millionen
Bastian begegnet dem Werwolf Gmork in der "Unendlichen Geschichte". Der Bub, der die Schule hasst - wie übrigens auch der echte Michael Ende - erschafft sich eine Fantasiewelt. Dieses Buch wird das erfolgreichste von Michael Ende.
Seine Bücher wurden in über 40 Sprachen übersetzt. In Japan wird Michael Ende seit Jahrzehnten bewundert, sagt Georg Büttel.
"Michael Ende wurde in seinen Hauptwerken bereits in den 70er Jahren ins Japanische übertragen. Mit Momo hat es begonnen. Und da hat er sehr viel Verbreitung gefunden, weil er dort von Anfang nicht als Kinder- und Jugendbuchautor wahrgenommen wurde, sondern als politischer Denker, als philosophischen Ratgeber. Und als solcher genießt Michael Ende auch bis heute noch in Japan große Verehrung ."
Georg Büttel
Werke (Auswahl)
Seine Themen sind auch heute noch aktuell
Momo ist nicht nur ein Jugendbuch - es ist voller politischer und philosophischer Gedanken. Das Mädchen Momo kämpft gegen die Macht der Zeitdiebe, die den Menschen die Lebenszeit stehlen wollen. Im Michael-Ende-Museum in Garmisch-Partenkirchen baumeln die Zeitdiebe als Marionetten in einer dunklen Kammer.
Die Zeitdiebe und die Kritik an unserer Geldpolitik in "Momo" stammen aus dem Jahr 1973 - und sie sind heute aktueller denn je. Die Lust an Sprachschöpfungen und das Spiel mit seinem Namen hat Michael Ende auch in Momo ausgekostet, sagt der Autor Georg Büttel.
"Zum Beispiel am Ende von Momo taucht auf dem Schildkrötenpanzer von Kassiopaia das Wort 'ENDE' als Schriftzug auf. Und in vielen anderen Geschichten gibt's Wendungen auf ENDE. Zum Beispiel die berühmte Geschichte, wo ein alter weiser Mann ein Kind trifft und sich mit den Worten vorstellt: 'Am Anfang heiße ich Ende'. Die Geschichte endet dann damit, dass die zwei Hand in Hand in die Welt hinausgehen und man weiß nicht, wer wen führt."
Georg Büttel
Ein offener Schluss ist charakteristisch für den erfolgreichen deutschen Schriftsteller. Kinder und Erwachsene sollen in ihrer Phantasie Geschichten fortschreiben.
"Was du nicht kennst, das, meinst du, soll nicht gelten?
Du meinst, dass Phantasie nicht wirklich sei?
Aus ihr erwachsen künftige Welten:
In dem, was wir erschaffen, sind wir frei"
Zitat
Endes Vorliebe für Schildkröten
In vielen Büchern von Michael Ende tauchen Schildkröten auf und auch im Museum in Garmisch-Partenkirchen liegt im Filmraum eine riesige Schildkröte. Seine Vorliebe für Schildkröten hat er einmal sehr schön erklärt, erinnert sich Georg Büttel:
Erinnerung an einen großen Schriftsteller
Nirgendwo ist Michael Ende lebendiger als an seinem Geburtsort: In Garmisch-Partenkirchen ehrte man den Autor mit einem "Phantasién-Lexikon" und der Umgestaltung des Kurparks in einen Themenpark mit versunkenen Skulpturen, rätselhafte Brunnen und Amphitheatern - alles nach dem Vorbild jener italienischen Gärten, die Michael Ende so mochte. Im Kurhaus befindet sich eine Michael-Ende-Ausstellung, die von regelmäßigen Sonderausstellungen ergänzt wird. Das Museum ist Dienstag bis Sonntag von 14 bis 18 Uhr geöffnet.