Früh gefischt Felchen aus dem Bodensee
Die bayerische Berufsfischerei ist leider nicht mehr das, was sie in früheren Zeiten einmal war. Aber es gibt sie noch - vor allem an den großen bayerischen Seen. Am Bodensee beispielsweise. Doch bei den Berufsfischern ist frühes Aufstehen angesagt! Mögen die Caprifischer erst hinausfahren, wenn die rote Sonne im Meer versinkt – am schwäbischen Meer wird gefischt, wenn die Sonne aufgeht.
Fünf Boote fahren von Wasserburg um 4.30 Uhr auf den See hinaus, an Bord die bayerischen Berufsfischer am Bodensee. Drei Stunden später haben Peter und Roland Stohr nicht einmal 20 Fische im Netz.
Historisch niedrige Fangquote
2013 gingen den Bodenseefischern nur noch 465 Tonnen Fisch ins Netz, so wenig wie seit 60 Jahren nicht mehr. Für Roland Stohr ist die Ursache für den Rückgang der Fischerträge klar: Die Kläranlagen rund um den See holen 98 Prozent des Phosphats aus dem See. Phosphat sorgt aber für Algenwachstum und damit für Fischnahrung. Die Fische finden deshalb zu wenig Futter im Bodensee und wachsen viel langsamer. Sein Vorschlag, einfach weniger Phosphat aus dem Wasser zu holen, findet jedoch im Landwirtschaftsministerium und bei Wasserwissenschaftlen keinen Anklang.
"Wir haben hier seit vielen Jahren einen guten Zustand erreicht. Nach Wasserrahmenrichtlinie darf ich einen schon mal erreichten guten Zustand nicht mehr verschlechtern."
Anton Steiner, Umweltministerium
Streit um Phosphatgehalt
Berufsfischer werden weniger
Insgesamt gibt es am Bodensee noch 110 Berufsfischer. Vom bayerischen Ufer aus gehen nur noch neun auf die Jagd nach Felchen und Kretzer. 2012 gab es noch 138 Berufsfischer.
Doch wenn nichts geschieht, sieht Fischer Stohr schwarz: "Dann gibt es bald keine Berufsfischer mehr." Und so wird er seinem jüngsten Sohn auf jeden Fall raten, einen anderen Beruf als Absicherung zu wählen. Auf den 48-Jährigen selbst kommen harte Jahre zu:
"Wir fühlen uns im Stich gelassen. Von der Politik, den Verbänden, der Wissenschaft, eigentlich von allen."
Roland Stohr, Vorsitzender der Genossenschaft bayerischer Bodenseefischer
Auch aus der Schweiz und Baden-Württemberg kamen keine positiven Signale für das Phosphatmanagement. Aus dem Landwirtschaftministerium kam der Vorschlag, Aquakulturen zu fördern. Also Teiche mit Bodenseewasser außerhalb des Sees, in denen beispielsweise Felchen gezielt gefüttert werden könnten. Das ist jedoch mit den verbliebenen neun Bodenseeberufsfischern nicht zu machen.
"Wer will Aquakulturfische, der an den Bodensee kommt? Die Leute kommen in die Region, weil sie die Landschaft schätzen und weil sie einen Fisch aus dem Bodensee wollen."
Roland Stohr, Vorsitzender der Genossenschaft bayerischer Bodenseefischer
Rezept-Tipps für Bodensee-Felchen
Felchen mit Steinpilzen – ein zugegebenermaßen eher herbstliches Rezept, das man aber mit getrockneten Steinpilzen oder Wiesenchampignons auch im Frühjahr wunderbar zubereiten kann.