Anthologie-Serie Wie „True Detective“ mit einer unsympatischen Jodie Foster zu alter Stärke zurückfindet
Die erste Staffel der Erfolgsserie „True Detective“ hat vor zehn Jahren neue Maßstäbe für Krimiserien in Sachen Spannung, Stimmung und Schauspielkunst gesetzt. Mit zwei Faktoren versucht die Serie wieder an den alten Erfolg anzuknüpfen – einer davon heißt Jodie Foster.
Es ist wirklich bitterkalt in dieser Serie, als Zuschauer friert man auf der Stelle. Noch hat der Klimawandel Alaska nicht erreicht, zumindest hier nicht, in der vierten Staffel von „True Detective“. Es ist so eisig, dass sogar die Leichen zu einer bizarren Skulptur zusammenfrieren.
Kein Zuschauer wird jemals die sieben Forscher vergessen, die nackt, ineinander verrenkt, mit vor Angst schreck-starren Augen und weit aufgerissenen Mündern im Ewigen Eis verharren. Die Wissenschaftler sind in einer abgelegenen Polar-Station ermordet aufgefunden worden. Welcher Teufel hat sie auf dem Gewissen und weshalb?
Eine unsypmatische Protagonistin
Jodie Foster spielt in dieser vierten „True Detective“ – Staffel eine der beiden Ermittlerinnen, eine gebrochene, verbitterte und leicht verwitterte Frau. Und sie gibt diese von Leben gezeichnete Polizistin Danvers so großartig, dass man sich über jede Szene freut, in der Foster mit ihrer ganzen vorgeschützten Unerbittlichkeit auftaucht. Niemand, wirklich niemand mag sie, wie auch?
"Ich hasse jeden. Dich auch. Besonders jetzt!"
– Judie Foster als Chief Liz Danvers zu einem Kollegen
In Ennis, diesem abgelegenen Städtchen in Alaska, ist es fast immer kalt, fast immer Nacht. Aber Jodie Foster muss hier, an der „Last Frontier“, der letzten Grenze, mit ihrer Kollegin Evangeline Navarro klarkommen, eine indigene und an den Backen gepiercte Polizistin. Zusammen müssen sie diesen grauenvollen Fall lösen, der mutmaßlich mit einem schon älteren, immer noch ungelösten Mord an einer Umweltschützerin zusammenhängt.
Das Ungewisse und die Spiritualität bleiben der Serie „True Detective“ treu
Es ist herrlich zu sehen, wie sich die beiden zunächst in herzlicher Abneigung begegnen. Foster, knapp, kalt und oft sehr brüsk, lehnt den Glauben an Geister ab, die indigene Kultur ist für sie Firlefanz, ihrer Stieftochter verbietet sie, sich mit ihren ethnischen Wurzeln zu befassen, was soll das bitte schön bringen.
Navarro, ihre indigene Kollegin, wird immer wieder heimgesucht von Gestalten der Vergangenheit, und nein, das ist kein Unsinn, sondern dieser Voodoo gehört zur Spiritualität der Native Alaskans. Diese Spiritualität trifft immer wieder auf den Rassismus und die Ausbeutung der Weißen, die dort seit den 60er Jahren große Ölfelder entdeckt haben.
Diese Regisseurin bringt frischen eiskalten Wind
Dieses mal versucht es die mexikanische Filmemacherin Issa Lopez, an die ersten „True Detective"-Staffel von Nic Pizzolatto aus dem Jahr 2014 heranzukommen. Die hatte vor zehn Jahren neue Maßstäbe für Thriller-Serien gesetzt und das nicht nur weil die ständig mit den Backen malmenden Woody Harrelson und Matthew McConaughey in den Hauptrollen zu sehen waren.
Das albtraumhaft Unheilvolle macht sich in der Eiseskälte Alaskas fast noch besser als im schwülen Louisiana, noch dazu ist der Sprengstoff zwischen den beiden vollkommen gegensätzlichen Ermittlerinnen sehr politisch und klug verwurzelt in die aktuellen Debatten um Diversity und Post-Kolonialismus. Sogar die Toten, sagt ein LKW-Fahrer, langweilen sich in Alaska, wo die Sonne Ende November untergeht und bis Januar diese „Letzte Grenze“ in klirrend kalte Dunkelheit hüllt.
Jetzt schon eines der Serienhighlights des Jahres
Was die vierte Staffel von True Detective aus diesem Setting macht, ist alles andere als fad und hat mit Jodie Foster und der Profiboxerin Kali Reis zwei famose Hauptdarstellerinnen. Auch der Soundtrack ist phantastisch, sogar leicht abgenudelte Künstler*innen wie die Beatles oder Billie Eilish sind hier sehr schlau platziert. Zusammen mit „Expats“ um Nicole Kidman bringt uns die vierte Staffel von „True Detective“ eines der ersten Serien-Highlights des Jahres, auch oder gerade, weil wir Zuschauer frierend und klamm und voller Gänsehaut zusehen müssen.
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