Themen - Ein Dorf wird Wirt!


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Gasthof "Hirsch Günzach" Gemeindeleben wieder in Schwung

Günzach im Ostallgäu, ein Ort mit 1.500 Einwohnern. Viele von ihnen haben mit angepackt, als es vor zwei Jahren hieß: Wir richten unser leer stehendes Wirtshaus wieder her!

Stand: 07.03.2014 | Archiv

Gasthof "Hirsch" in Günzach | Bild: privat

Der "Hirsch" ist 1846 zum ersten Mal urkundlich erwähnt worden. Er war Bauernhof und Gasthof, später dann Tafernwirtschaft. Der Gastbetrieb lief bis 2009, also weit über 150 Jahre - in den letzten zehn Jahren allerdings mehr schlecht als recht. Von 2009 bis 2012 ist das Anwesen schließlich leer gestanden und immer mehr heruntergekommen.

Das wollten die Günzacher nicht länger mit anschauen und beschlossen, ihren Gasthof aus dem Dornröschenschlaf zu reißen. Die Gemeinde hat die Immobilie gekauft - für einen Schnäppchenpreis: Nur 225.000 € kostete das traditionsreiche Wirtshaus. Der Preis war ein Entgegenkommen der regionalen Brauerei, die im Gegenzug auch nach der Neueröffnung das Bier liefert.

Doch bis es soweit war, mussten erst einmal die Ärmel hochgekrempelt werden: Die Günzacher Bürger haben das Anwesen in Rekordzeit saniert - nach einem Vierteljahr und 6000 Stunden ehrenamtlicher Tätigkeit stand der "Hirsch" wieder da wie in seinen besten Zeiten. Egal ob 12 Jahre jung oder 80 Jahre alt, so ziemlich alle Günzacher hatten mit angepackt und konnten sich nun über ihr neues, altes Wirtshaus freuen.

Wirt Andreas Brenner

Mit dem gelernten Koch Andreas Brenner haben sie dann noch einen Wirt gefunden, dessen Konzept von Anfang an funktioniert hat. "Es hat eingeschlagen wie eine Bombe", erzählt er selbst. Wirt Brenner bietet eine gutbürgerliche Küche, "halt alles, was man auf dem Land so braucht". Das heißt: viel Fleisch wie Steaks, Schnitzel, verschiedene Pfännchen.

Eine große Rolle im Gemeindeleben spielt der Saal im Günzacher "Hirsch": 240 Gäste finden dort Platz, es gibt Theateraufführungen und einen Tanztee für Senioren. Auch die örtlichen Vereine versammeln sich im "Hirsch Günzach", vom Musik- bis zum Veteranenverein. Und: Es gibt hier einen traditionellen Stammtisch - natürlich am Sonntag nach der Kirche. Für alle Gemeinden in Bayern, die es Günzach nachmachen wollen, erklärt Bürgermeisterin Brigitte Schröder ihr Erfolgsrezept: "Uns war von Anfang an bewusst, dass wir hier keine hohen Pachteinnahmen erzielen wollen." Doch dafür hat der Ort etwas Unbezahlbares gewonnen: ein richtiges Wirtshaus …


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