Das Wirtshaus "Zur Post" in Altenau
Der Laden brummt. Wirtin Paula Speer und ihre Bedienungen kommen kaum hinterher: Der Saal des Wirtshauses "Zur Post" mit seinen 120 Plätzen ist mittags in zwei Schichten belegt - die Wirtin, die auch selber kocht, richtet an Spitzentagen bis zu 400 Essen an. Die Portionen sind üppig, die Altenauer glücklich mit ihrem Wirtshaus direkt neben der Kirche und dem Maibaum. Eine Dorfidylle im oberbayerischen Voralpenland.
Altenau im April 2013. Das Wirtshaus "Zur Post" an der Oberen Dorfstraße verfällt. Die Fassade ist schmutzig, der Putz bröckelt. In der Wirtsstube vergilbte Fotos, der Boden voller Scherben, im Saal verstauben gebrechliche Stühle. Die Zeiten, als hier noch getafelt, gezecht und gesungen wurde, sind lange vorbei. Vor 10 Jahren hat die "Post" endgültig dicht gemacht, nachdem sich ein paar Wirte die Klinke in die Hand gegeben und die einstmals florierende Gaststätte heruntergewirtschaftet hatten. Paula Speer, heute 83, denkt gern an die große Zeit der "Post" in den 70er Jahren. Und wird melancholisch, wenn sie sieht, was aus ihrem Wirtshaus geworden ist.
Luggi, Schorsch, Waschtl und Alisi
1954 hatte Altbürgermeister Hans Speer die "Post" gemeinsam mit seiner Frau Paula gebaut und eröffnet - und ein Vierteljahrhundert lang erfolgreich geführt. Die sonntägliche Stammtisch-Runde nach dem Kirchgang ist heute noch legendär: Ältere Altenauer erinnern sich genau, wie der Luggi und der Schorsch, der Waschtl und der Alisi auch am Abend noch beim Frühschoppen saßen. Wie Heda, die Bedienung, mit dem Wildschweinbraten aus der Küche in die Wirtsstube trat und in die Runde rief: "Wo ist die Wildsau?" Und dass es bei den Faschingsbällen in der "Post", die ab Mitte der 60er Jahre zu rauschenden Festen wurden, immer heiß her ging ...
Der Abstieg der "Post"
Als die Speers ihre "Post" Ende der 70er erstmals verpachteten, schien das zunächst kein Problem zu sein: der erste Nachfolger machte seine Sache gut, die Altenauer waren zufrieden. Der zweite Pächter "war noch ganz ordentlich", erinnert man sich heute im Ort - "doch dann begann der Abstieg!" Der Tiefpunkt war der letzte Wirt, der wohl gar keiner war: "Der suchte wohl eher ein Dach überm Kopf", erzählt ein Altenauer im Rückblick. Er heißt Robert Soukup und ist Mitglied der Projektgruppe, die der alten "Post" zu neuem Glanz verhelfen will. Damit in ein, zwei Jahren wieder Leben ist im alten Gemäuer. Damit hier wieder getafelt werden kann und gesungen. Damit’s wieder einen Stammtisch gibt.
Damit der Laden wieder brummt.