Die Baustelle Der "Altenauer Dorfwirt" entsteht
30. Januar 2013, abends halb acht. Robert Soukup und eine Handvoll weiterer Wirtshausaktivisten haben die 600 Altenauer Bürger ins Feuerwehrhaus eingeladen. Ihr Ziel: Möglichst viele für den Plan zu begeistern, Zeit und Geld in ihre Idee zu investieren. In die Idee, das alte Wirtshaus von Grund auf zu renovieren, zeitgemäß zu gestalten, moderne Fremdenzimmer einzubauen, einen Wirt zu finden - und Mitte 2014 unter neuem Namen zu eröffnen. Alles in Eigenarbeit und Eigenregie, alles ehrenamtlich …
Ein Wahnsinnsprojekt, mit ungewissem Ausgang. Doch der Erfolg des Vortrags ist überwältigend: Fast alle heben ihre Hand, fast alle wollen mitmachen, wollen Mitglied der Genossenschaften werden, die zu diesem Zweck gegründet werden, wollen anpacken und schuften, um ihr Wirtshaus wieder flott zu machen.
Juli 2014. Seit jenem denkwürdigen Abend sind eineinhalb Jahre vergangen. Monate, die den Ort komplett verändert haben. Schon vorher war der Zusammenhalt in Altenau gut, man kannte und mochte sich. Doch nun ist aus den Bürgern eine eingeschworene Gemeinschaft geworden: Man unterstützt einander, arbeitet buchstäblich Hand in Hand. Denn alle haben ein großes Ziel vor Augen: Im August 2014 soll das neue Gasthaus eröffnet werden, ihr Gasthaus, der "Altenauer Dorfwirt". Auf diesen Namen hat man sich nach langer Diskussion geeinigt, und kürzlich ist er - zusammen mit dem neuen Logo - auf die Fassade des Hauses an der Oberen Dorfstraße gepinselt worden.
Kurz nachdem das neue Wirtepaar seine Wohnung unterm Dach bezogen hat. Die beiden leben noch aus Koffern und Kisten, aber immerhin: Sie sind schon da! Und von ihrem Schweinsbraten erzählt man sich Wunderdinge.
Ein Schmuckstück entsteht
Das Wirtshaus steht noch immer direkt neben der Kirche, wie sich das gehört in Bayern. Aber sonst ist die alte "Post" nicht wiederzuerkennen: Mit Sachverstand, Fleiß und Liebe zum Detail machen die Männer und Frauen des Dorfes aus der Ruine ein Schmuckstück. 120 Altenauer, viele davon Jugendliche, helfen mit, hämmern und bohren, schrauben und malern, verlegen Rohre und elektrische Leitungen. Sogar aus den Nachbarorten kommen die Freiwilligen.
Viele der Wirtshausretter sind jeden Samstag ab 8 Uhr früh im Einsatz, monatelang. Und in den letzten Wochen, auf der Zielgeraden sozusagen, sogar jeden Abend - nach ihrer eigentlichen Arbeit. Auch Robert Soukup, der in einer Bank beschäftigt ist, findet man jetzt nicht nur samstags, sondern täglich auf der Baustelle, bis in die Nacht. Wie viele Stunden er schon investiert hat? Er weiß es nicht, es müssen hunderte sein. Insgesamt, so schätzt er, haben die Aktivisten um die 20.000 Stunden geackert, für Gotteslohn. Nur mit der Aussicht, endlich wieder ein Bier im dorfeigenen Wirtshaus trinken zu können.
Auf der Zielgeraden
Roberts Frau kümmert sich nicht nur seit Monaten um Brotzeit für die Helfer, sie ist jetzt auch aktiv auf dem Bau. Sie sagt: "Sonst seh' ich ihn ja überhaupt nicht mehr!" Und weiß gar nicht, wie das werden soll, wenn das Wirtshaus Mitte August endlich fertig ist und, wenn alles glatt geht, auch eröffnet wird. Wenn abends wirklich wieder "Feierabend" ist und Wochenende Freizeit bedeutet. "Das Nichtstun", sagt sie, "das müssen wir erst wieder lernen".
Vielleicht ja bei einem Bier im "Altenauer Dorfwirt" …