Das Dorf Altenau im Ammertal
976 Hektar Fläche, 834 Meter über dem Meeresspiegel, 600 Einwohner, ein Maibaum mit stolzen 32 Metern Höhe, 11 Vereine, ein Lebensmittelgeschäft mit Bäckerei. Kein Wirtshaus. Das ist Altenau, Ortsteil der Gemeinde Saulgrub, am Eingang des Ammertales im Landkreis Garmisch-Partenkirchen.
Die Altenauer sind gesellige Menschen. Schon 1882 hat sich hier im Dorf der erste Verein gegründet: die Zimmerstutzen-Schützengesellschaft. Sieben Jahre später folgte die Freiwillige Feuerwehr, später kamen noch eine Blaskapelle, der Sportverein, die Wald- und Weidegenossenschaft und der Katholische Frauenbund dazu. Und natürlich "D’Schergenköpfler", ein Gebirgstrachtenerhaltungsverein. Nur treffen können sich die vielen Vereinsmitglieder nicht, denn das Wirtshaus "Post" mit seinem großen Saal, der dafür wie geschaffen wäre, steht seit zehn Jahren leer.
Impressionen aus Altenau
Die Feuerwehr setzt ein Zeichen
Dass die Altenauer anpacken können, das haben sie schon bewiesen: In Eigenregie haben sie ein prächtiges Feuerwehrhaus hingestellt. Zweieinhalb Jahre Bauzeit, 10.000 Arbeitsstunden. Alles ehrenamtlich. 1997 war feierliche Einweihung. Oben stehen die Fahrzeuge, sogar ein kleines Museum mit historischem Spritzenwagen hat man dort eingerichtet. Und unten, im Keller, gibt’s jetzt das Floriansstüberl. Hier können die Männer beieinander sitzen, Karten spielen, auch mal eine Halbe Bier trinken. Nach dem Einsatz, versteht sich. Aber ein Feuerwehrkeller, so gemütlich er sein mag, ersetzt eben kein Wirtshaus, da sind sich alle einig.
Schon vor 500 Jahren ein Wirtshaus
"Um 1270 bestanden zu Altenowe drei Höfe", heißt es in einer alten Chronik, und schon im 16. Jahrhundert ist im kleinen Altenau die erste Dorfwirtschaft verbürgt. "Zum Josele" hieß sie, später "Alte Welt". Dort trafen sich die Bauern nach der Feldarbeit. Dann gab es noch die Bahnhofsgaststätte mit Salettl und den "Altenauer Hof". Einheimische und Touristen hatten die Wahl, wo sie ihren Schweinsbraten essen oder ihr Bier trinken wollten.
Die Welt kommt nach Altenau
Überhaupt, die Touristen: Schon 1899 wurde die Bahn von Murnau nach Oberammergau gebaut, und die Feriengäste konnten nun auch auf diesem Weg ins schöne Ammertal kommen. Doch es sollte noch 50 Jahre dauern, bis der Fremdenverkehr so richtig ins Rollen kam. Die Trachtengruppe tanzte jetzt auch für Hannoveraner und Hessen, die Wirtschaften freuten sich über viele neue Gäste, die Übernachtungszahlen stiegen, und wer ein Zimmer entbehren konnte, verdiente sich durch Vermietung an Feriengäste ein Zubrot. Auch in der "Post" wurden Fremdenzimmer eingerichtet, und die Wirtsleute hatten nun noch eine Einnahmequelle. Es waren gute Zeiten, damals. Und heute? Die Fremdenzimmer im ersten Stock der "Post" sind genauso verwaist wie der Rest des Hauses. Der Tourismus in Altenau ist so gut wie eingeschlafen, Übernachtungsgäste gibt‘s nur noch in Ferienwohnungen. Dabei ist die Landschaft noch so schön wie vor 50 Jahren, der kleine Ort schmuck wie eh und je.
Aber: Es gibt eben kein Wirtshaus mehr in Altenau im Ammertal …