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Politische Revolution Umsturz in Bayern

Stand: 26.11.2007 | Archiv

Kurt Eisner | Bild: picture-alliance/dpa

Nach der Auszehrung durch den Ersten Weltkrieg - und auch unter dem fernen Eindruck der Geschehnisse in Russland - kommt es in einigen deutschen Städten zu Revolutionen und Rätesystemen. München spielt dabei eine besondere Rolle.

Doch zuvor zurück ins Jahr 1914: Mit dem halbwegs liberalen, Bohème-haften München der Prinzregentenzeit ist es bei Kriegsausbruch schnell zu Ende. Das schlägt bis in marginale Ereignisse durch. So muss das Hotel "Englischer Hof" schließen, weil der Feind im Namen auftaucht. Der Krieg dauert doch nicht nur die angekündigten wenigen Wochen, sondern vier Jahre. Sie demoralisieren auch die Münchner derart, dass sie am Ende genug haben von Frontberichten, Hunger - und den Wittelsbachern.

Wittelsbacher Ende nach 678 Jahren

Der letzte bayerische König: Ludwig III. (1912-1918)

Es kommt zur Revolution, zu einer politischen - nicht einer wegen Bierpreisen oder Biergarten-Öffnungszeiten. Die Beschäftigten der Rüstungsindustrie streiken, die Soldaten solidarisieren sich. Am Abend des 7. November 1918 konstituiert sich ein erster "Arbeiter- und Soldatenrat". Der Vorsitzende Kurt Eisner von der USPD ruft den "Freistaat Bayern" aus und wird dessen erster Ministerpräsident. Dem letzten bayerischen König Ludwig III. bleibt nur die Flucht aus München. 678 Jahre Stadtherrschaft der Wittelsbacher gehen ruhmlos zu Ende.

Mord an Kurt Eisner

Im Gegensatz zu den spontanen Massenbewegungen in anderen deutschen Städten hat die Münchner Revolution eine Führung - in Eisner. Dem jüdischen Intellektuellen und Pazifisten schwebt eine tiefgreifende Demokratisierung der Gesellschaft vor. Er ist kein Kommunist, Privateigentum will er gar nicht antasten. Doch einige politische Fehler und aufreibende Kämpfe mit den Mehrheitssozialisten schwächen Eisner. Bei den Landtagswahlen im Februar 1919 muss er eine vernichtende Niederlage einstecken.

Trauerzug durch München bei Eisners Beerdigung

Zugleich formieren sich die reaktionär-monarchistisch-antisemitischen Kräfte. Einer ihrer Handlanger, Anton Graf Arco auf Valley, erschießt Eisner am 21. Februar 1919 in der Prannerstraße. Dieser war gerade auf dem Weg in den Landtag, um seinen Rücktritt zu erklären.

Räterepublik - auch in Deutschland

Noch geben sich die Revolutionäre nicht geschlagen. Am 7. April 1919 proklamieren sie die "Bayerische Räterepublik" - ein fast einzigartiges Projekt der Weltgeschichte: Neben dem etablierten Rätesystem in der Sowjetunion, wo die Räte wegen der Übermacht der kommunistischen Partei allerdings nicht sehr viel zu melden hatten, gab es ein solches Experiment nur noch in Ungarn. Doch wieder schlägt die Reaktion zurück.

Revolution 1919 in München

Der Kampf wird blutig, Revolutionäre schrecken nicht vor politischem Mord zurück, der Gegner noch viel weniger. Für den Kampf gegen die Revolution schickt der Berliner Minister Noske Soldaten der Reichswehr nach München. Außerdem rücken Freikorps-Truppen aus dem bayerischen Oberland heran, mit Franz Ritter von Epp als besonders eifrigem Anführer. In seinem Gefolge finden sich damals schon Namen wie Ernst Röhm oder Rudolf Heß. Die Reaktion siegt, im Mai 1919 ist die bayerische Räterepublik erledigt. Es sind ihre Totengräber, die Röhms und die Heß', die später in München den Ton angeben werden.


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