Sechs Mal 007 Der Name ist Bond, James Bond
Im Lauf der vergangenen 50 Jahre haben sechs Schauspieler den Meisterspion gespielt. Für manche ist Sean Connery der einzig wahre 007, andere loben den Charme von Pierce Brosnan. Für alle gilt: Jeder von ihnen hat 007 seinen persönlichen Stempel aufgedrückt.
Sean Connery - der Klassiker
Den Anfang macht Sean Connery. Der schottische Schauspieler fällt den Talentsuchern von Eon Productions auf, die gerade einen Darsteller für ihren ersten James-Bond-Film suchen. Sie lassen ihn für einen geplanten Film über einen britischen Geheimagenten vorsprechen und wählen ihn schließlich für die berühmteste Rolle seiner Schauspielkarriere aus.
Siebenmal verkörpert er den Agenten: Den Anfang macht 1962 "James Bond jagt Dr. No" unter der Regie von Terence Young. Dieser bereitet den aus einfachen Verhältnissen stammenden Connery darauf vor, den Part des kultivierten und stilsicheren Agenten zu spielen. In der Tat kann sich die Figur beim Publikum als smarter, manchmal auch zynischer Held etablieren. Young jedoch sieht in Bond auch die andere, rohe Seite: "Mister Bond ist ein abscheulicher Kerl, ein Sadist, der seine Gegner kaltblütig zur Strecke bringt, wenn sie unbewaffnet sind, ein Rohling, der sich Frauen gegenüber wie ein Schuft benimmt."
Es folgen "Liebesgrüße aus Moskau" (1963), "Goldfinger" (1964), "Feuerball" (1965) und "Man lebt nur zweimal" (1966). Danach hat der Schotte vorerst genug von dem 007-Agenten. 1970 lässt er sich überreden, erneut als James Bond in "Diamantenfieber" vor die Kamera zu treten. Einen endgültigen Schlussstrich mit der Rolle zieht er 1982 in "Sag niemals nie". Es dauert Jahre bis es ihm gelingt, das manchmal lästige Bond-Image abzuschütteln und sich als Charakterschauspieler zu etablieren.
George Lazenby - das One-Hit-Wonder
George Lazenby in "Im Geheimdienst Ihrer Majestät"
Die Bond-Filme sind in den 60er-Jahren zu einem Riesengeschäft geworden. Das wollen die Macher nach dem Absprung von Sean Connery nicht so schnell wieder aufgeben. Ein neuer Bond muss her, und den findet Produzent Albert R. Broccoli ausgerechnet bei einem Friseurtermin. Dort fällt ihm der australische Dressman George Lazenby auf. Allerdings kommt es bereits während der Dreharbeiten zu heftigen Differenzen zwischen Lazenby und Broccoli. Auch beim Publikum, das mit der Figur Bond schlicht Connery verbindet, fällt der neue Darsteller durch. So bleibt es bei einer einzigen Vorstellung Lazenbys als britischer Geheimagent.
Roger Moore - der Charmeur
Nach dem Reinfall mit Lazenby können die Produzenten noch einmal Connery für einen Bond-Film gewinnen, doch dann müssen sie wieder einen neuen Mann für die Rolle suchen. Ihre Wahl fällt auf einen Briten, der vor allem durch sein blendendes Aussehen bekannt ist. Roger Moore war schon länger als Kandidat im Gespräch. Die populäre TV-Serie "The Saint" hatte jedoch ein früheres Engagement verhindert. 1973 debütiert Moore in "Leben und sterben lassen". Schnell wird klar: Seine Interpretation von Bond ist eine gänzlich neue. Nach Sean Connerys markanter Darstellung des Meisterspions wirkt der Brite Roger Moore schon fast als Softie.
Moore versteht es bestens, sein attraktives Äußeres mit britischem Humor zu verbinden. Er selbst soll schon früh eingestanden haben, dass er nur "gut aussehen", aber nicht spielen könne. Seine größte schauspielerische Leistung habe darin bestanden, die Leute davon zu überzeugen, dass er ein Held sein könne, sagt Moore im Rückblick auf seine Bond-Filme. Beim Publikum kommt er mit seiner lockeren Interpretation der Rolle dennoch sehr gut an. Moore entwickelt 007 zum selbstironischen Gentleman-Spion mit britisch-trockenem Witz. Moore spielt den Bond in sieben Filmen, Mitte der 80er-Jahre nagt der Zahn der Zeit ganz gewaltig am Darsteller des 007. In "Im Angesicht des Todes" ist Moore Ende 50, dann ist Schluss. Man habe "keine Bösewichter mehr finden können, die alt und zerbrechlich genug aussahen, um den Eindruck zu erwecken, dass sie von mir umgehauen werden könnten", sagt er später. Die Produzenten stehen damit einmal mehr vor der schwierigen Aufgabe, einen neuen Darsteller für den berühmtesten Agenten der Filmgeschichte zu finden.
Timothy Dalton - der Menschliche
Die Wahl fällt auf Timothy Dalton, wie Moore ein britischer Schauspieler. Seit 1971 hatte Timothy Dalton immer wieder Angebote von Eon Productions abgelehnt, als Nachfolger von Sean Connery anzutreten. Er spielte lieber Theater. Schon damals galt er als einer der renommiertesten Shakespeare-Darsteller Großbritanniens. Erst 1987, zum 25. Jahrestag des ersten 007-Abenteuers, spielt er in "Der Hauch des Todes" den vierten Bond. Die Kritiker sind begeistert. Sein Bond hat auch menschliche Züge, Fehler und Schwächen. Die komischen Einlagen und überdrehten Episoden der Moore-Ära sind ebenfalls verschwunden. Weil das Publikum mit Dalton jedoch nicht richtig warm wird, ist nach dem zweiten Film "Lizenz zum Töten" bereits wieder Schluss.
Pierce Brosnan - der Moderne
Pierce Brosnan ist in den 80er-Jahren immer wieder als Bond-Darsteller im Gespräch. Doch mit der erfolgreichen TV-Serie "Remington Steele" war der Ire eine langjährige Verpflichtung eingegangen. Erst 1994 bietet sich mit "Golden Eye" die Gelegenheit, in Rolle des Geheimagenten zu übernehmen. Für Bond brechen ganz neue Zeiten an: Er hat eine Frau als Chef, seine Gegner kommen nicht mehr vom sowjetischen KGB, sondern von der russischen Mafia. Erstmals trägt Bond, bis dahin Verkörperung britischen Stils und britischer Lebensart in Reinkultur, italienische Maßanzüge und fährt statt eines britischen Sportwagens einen Roadster deutscher Herkunft. "Golden Eye" knüpft nahtlos an den Erfolg an und wird mit über 350 Millionen Doller zum bis dahin erfolgreichsten Bond-Film aller Zeiten. 1997 unternimmt Brosnan mit "Der Morgen stirbt nie" sein zweites Bond-Abenteuer. Die Filme ermöglichen ihm die Realisierung eigener Projekte als Produzent wie "The Nephew" (1997) oder "Die Thomas Crown Affäre" (1999). Auch sein dritter Bond "Die Welt ist nicht genug" (1999) wird ein grandioser Erfolg. Er spült in den USA am Startwochenende mehr Dollar in die Kinokassen als je ein Bond-Film zuvor. Sein letztes Abenteuer als 007 besteht er in "Stirb an einem anderen Tag" (2002).
Brosnan gibt Bond ein modernes Image, zugleich ist sein 007 stromlinienförmiger als der von Dalton gespielte. Gefühle sind für Brosnans Bond gefährlich, sie machen verletzlich. Er gibt sich als Profi durch und durch - ist allerdings etwas zu gut frisiert, als dass er den harten Hund wirklich glaubhaft verkörpern könnte. Zugleich bricht sich in den Bond-Filmen ein Gigantismus Bahn, der in teils absurden technischen Spielereien gipfelt. Sonderausstattung wie schießende Füller oder magnetische Armbanduhren hatte 007 schon früher - aber ein unsichtbares Auto ist doch des Guten etwas zu viel.
Brosnan findet im Laufe seiner vier Bond-Filme zwar seinen Stil, doch hat er unter der Ausrichtung der Reihe zu leiden. Entertainment steht über allem, und was in den 70ern mit Roger Moore noch witzig und etwas drollig wirkte, kommt nun völlig übertrieben daher. Logik wird weitgehend über Bord geworfen, die Gesetze der Physik scheinen für Bond nicht zu gelten. Gleichzeitig sorgt an den Kinokassen ein junger Agent namens "Jason Bourne" für Furore. Die Produzenten kommen zu dem Schluss, dass ein Neustart der Reihe notwendig ist und beenden damit auch die Ära Brosnan.
Daniel Craig - der Kantige
Nach einigem Rätselraten folgt für die eingefleischten Bond-Fans ein wahrer Schock: Bond wird blond! Mit Daniel Craig übernimmt ein bis dahin eher unbekannter Schauspieler die Rolle des 007. Im Internet und in den Medien schlägt dem Neuen eine ungeahnte Welle der Skepsis, ja Ablehnung entgegen. Für Craigs Glaubwürdigkeit ist zudem wenig hilfreich, dass er während der Dreharbeiten mit der Gangschaltung seines Aston Martins nicht zurecht kommt und sich in seiner ersten Pressekonferenz eher als 08/15 denn als 007 präsentiert. Daraufhin tauft ihn ein britisches Boulevardblatt "James Bland", was so viel wie fad oder langweilig bedeutet. In der Internetgemeinde verbreitet sich das wenig schmeichelhafte Wortspiel in rasender Geschwindigkeit. Die Schmäh-Kampagne geht soweit, dass Websites zum Boykott von "Casino Royale" aufrufen.
Alles vergessen. Denn gleich im ersten Bond-Streifen beweist Daniel Craig den Spöttern, dass er's drauf hat. Fans wie Kritiker sind gleichermaßen begeistert vom neuen Bond, der eine deutlich härtere Gangart bevorzugt als sein Vorgänger. Was mit Pierce Brosnan als eingeführtem Darsteller kaum möglich gewesen wäre, gelingt mit Craig bestens: Die Reihe wird geerdet und neu ausgerichtet. Technische Gimmicks fehlen völlig, Craig gibt einen harten, kantigen und sportlichen Bond. Es macht ihm nichts aus zu töten. Erstmals wird Bond zudem als tiefgründiger Charakter dargestellt, der Zuschauer erfährt etwas über seine Herkunft und seinen Werdegang. Auch der Craig-Bond hat Frauen an seiner Seite, aber sie sind nicht mehr nur optisches Beiwerk. So findet 007 in "Casino Royale" seine große Liebe - die jedoch am Ende des Films stirbt. In "Ein Quantum Trost" setzt Craig diese Wandlung der Figur James Bond konsequent fort. War Brosnan noch der charmante Frauenverführer, der stets ein Siegerlächeln im Gesicht trug, so ist Craigs Bond ein zynischer Killer. In "Skyfall" spielt er bereits zum dritten Mal den Geheimagenten mit der "Lizenz zum Töten".