Franz Marc Der Maler mit dem Draht zur Natur
Gelbe Kühe, bunte Schweine und immer wieder blaue Pferde: Die farbenfrohen Tiermotive von Franz Marc sind heute so bekannt und beliebt, dass man sich kaum noch vorstellen kann, wie sehr sich damalige Betrachter über seine Kunst geärgert haben.
Franz Marc spielte mit dem Feuer, nicht nur in der Liebe, aber hier vor allen Dingen. Als 23-jähriger Kunststudent begann er eine leidenschaftliche Affäre mit der neun Jahre älteren verheirateten Annette von Eckardt. Sie habe er "durchliebt und durchwühlt bis auf die Neige". Das schrieb er in einem Brief an seine spätere Frau Maria Franck, die eine der beiden Geliebten war, mit denen Marc nach jener ersten Affäre eine komplizierte Dreiecksbeziehung einging. Die zweite im Bunde hieß Marie Schnür. Die heiratete Marc zuerst, ein Freundschaftsdienst - damit sie ihren unehelichen Sohn zu sich holen konnte. Doch zwischen Marie und Maria kam es bald zu Streit. 1908 trennte sich Marc von Marie, konnte Maria aber aus rechtlichen Gründen erst 1913 heiraten. Als Ehepaar bezeichneten sie sich allerdings schon vorher.
Vom Einzelgänger zum "Blauen Reiter"
Marc, 1880 in München geboren, wollte Pfarrer werden, bevor er sich mit 20 für die Kunst entschied. Mit 23 begann er ein Kunststudium und zog sechs Jahre später mit Maria Franck nach Sindelsdorf, weil sie sich das Leben in München nicht leisten konnten. Hier, in seiner Sindelsdorfer Gartenlaube, gründete Marc mit Wassily Kandinsky und Gabriele Münter 1911 den "Blauen Reiter". Zu Kandinsky hatte Marc zuvor persönlich Kontakt aufgenommen, als dessen Ausstellung der "Neuen Künstlervereinigung München (NKVM)" in der Presse verrissen wurde. Marc hatte 1910 seine erste eigene Ausstellung und war auf sehr ähnliche Reaktionen gestoßen, er suchte nun Anschluss an Gleichgesinnte und schrieb Kandinsky einen Brief. An Neujahr 1911 trafen sich die Künstler zum ersten Mal und freundeten sich schnell an.
"Marc hatte, allgemein, direkte Beziehung zur Natur. (…) Zwischen dem Künstler und seinen ‚Modellen' existierte ein gegenseitiger Kontakt, und deshalb hatte Marc ‚Zutritt' zum Leben der Tiere, und es war dieses Leben, das ihn inspirierte."
(Wassily Kandinsky über Franz Marc)
Begeisterungsfähig - auch für den Krieg
Marcs Tierbilder wurden mit der Zeit abstrakter, auch wenn er dabei nicht so radikal vorging wie Kandinsky. Er suchte weiterhin Kontakt zu Künstlern, die einen ähnlichen Weg beschritten wie der "Blaue Reiter" und lernte die expressionistischen "Brücke"-Maler in Berlin kennen, wo er auch Else Lasker-Schüler begegnete. Die beiden unterhielten seitdem einen regen Briefwechsel, was Marcs Frau Maria eifersüchtig beobachtete. Von seiner ersten Ausstellung bis zu seinem Tod im Jahr 1916 hatte Marc nur sechs Jahre Zeit zu malen. Wie sein Spätwerk hätte aussehen können, kann man kaum vermuten. Wie nicht wenige Künstler und Intellektuelle ließ er sich vom Krieg elektrisieren und zog begeistert an die Front, wo er bei Verdun fiel.