Kultur - Kunst und Design


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Alexej von Jawlensky Beide Beine im Leben, den Kopf voll Kunst

Er war zeitweise das Vorbild Wassily Kandinskys und Gabriele Münters. Denn wie es Alexej von Jawlensky gelang, die Natur zu interpretieren statt sie abzumalen, beeindruckte die beiden sehr. Jawlensky nannte es "Synthese".

Stand: 13.12.2011 | Archiv

Bildnis des Tänzers Alexander Sacharoff, 1909 | Bild: picture-alliance/dpa

Alexej von Jawlensky war das, was man gemeinhin eine Type nennt - Vollblutkünstler und Schwerenöter. Als er 1880 mit 15 Jahren auf der Weltausstellung zum ersten Mal Ölgemälde sah, wusste er, was er in seinem Leben machen wollte. Wie ein Besessener ging er danach täglich in die Moskauer Tretjakow-Galerie, schulte sein Auge an den Kunstwerken und begann, sich autodidaktisch die Grundlagen beizubringen. Als Offizier durfte er in Moskau nicht an die Kunstakademie - also ließ er sich nach St. Petersburg versetzen. Hier konnte er neben seiner Militärkarriere endlich Kunst studieren.

Zwischen Marianne und Helene

Jawlensky malte "Helene im spanischen Kostüm" 1902

Mit Mitte 20 lernte er Marianne von Werefkin kennen, die die Kunstszene als "russischer Rembrandt" feierte. Sie wies Jawlensky in die Ölmalerei ein, die beiden freundeten sich an, wurden ein Paar. Sie förderte und liebte den Freund, obwohl er sich schon nach kurzer Zeit mit Werefkins blutjungem Dienstmädchen Helene einließ, die 1902 den gemeinsamen Sohn Andreas zur Welt brachte. Jawlensky war ein berüchtigter Schürzenjäger, seine Beziehung zu Werefkin dauerte mit allen Höhen, Tiefen und sexuellen Intermezzi 27 Jahre. Schließlich heiratete er aber Helene, und zwar 1922 - da war der Sohn schon 20.

Zwischen Murnau und München

Jawlensky war den Freuden des Lebens nicht abgeneigt, aber so sehr er gutes Essen und schöne Frauen liebte, die Kunst war ihm immer das Wichtigste im Leben. 1897, ein Jahr nachdem er und Werefkin nach München umgezogen waren, lernte Jawlensky an der Azbè-Kunstschule Wassily Kandinsky kennen. Sie freundeten sich an und begannen 1908 in Gabriele Münters Haus in Murnau eine intensive Zusammenarbeit, die erst zur "Neuen Künstlervereinigung München" führte und später im "Blauen Reiter" gipfelte. Anfangs nahmen sich Münter und Kandinsky an Jawlenskys Malstil ein Vorbild. Dessen oberstes Gebot hieß "Synthese" - indem er die Natur weniger abbilden als vielmehr künstlerisch deuten wollte, gelangen ihm glühende Landschaften, für die er in und um das oberbayerische Murnau zahlreiche Motive fand.

Zwischen Theorie und Praxis

Jawlensky blieb sein Leben lang bei diesem Konzept der "Synthese". Jegliches Theoretisieren war ihm im Grunde fremd, daher verwirrte es ihn oft, wenn er Kandinsky und Paul Klee bei ihren intellektuellen Kunstdisputen zuhörte. Münter schrieb einmal: "Wie viele große Maler der Pariser Schule war er kein Theoretiker, sondern ganz Handwerker und Künstler."

Byzantinerin, 1913

1911 begann Jawlensky Gesichter zu malen. Seinen "Köpfen" blieb er thematisch treu, die Porträts wurden nur immer abstrakter, bis ihn schließlich seine schwere Arthritis daran hinderte, Rundungen zu malen. Jawlenskys späte Gesichter sind sehr vereinfacht und am Kinn angeschnitten. Die Arthritis verschlimmerte sich 1938 schließlich zu einer vollständigen Lähmung. Bis zu seinem Tod 1941 konnte Jawlensky nicht mehr malen und lag im Bett. Einer seiner vielen Malermentoren, Willibrord Verkade, beschrieb ihn später als taktvoll-bescheidenen Menschen, der "das Natürlich-Naive der russischen Seele unverfälscht bewahrt hatte."


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