Neo Rauch Virtuoser Maler mit eigener Bildsprache
Auf jeden, der behauptet, Rauch sei überbewertet, kommen drei, die heftig vom Gegenteil überzeugt sind und sagen, Rauch habe wie keiner sonst die Ehre des Pinsels wieder hergestellt, nachdem die Malerei für tot erklärt worden war.
Er selbst sagte einmal, ein Maler entwickle sich viel langsamer als beispielsweise ein Fotograf. Rauchs Werk hat seit den 80er-Jahren deutliche Verändeungen durchlaufen. Schon handwerklich fällt auf, dass er die Gesichter und Gewänder seiner Figuren noch gekonnter darstellt als früher. Seine Bildwelten sind komplexer geworden, weil er die Elemente des Stilbruchs und das Spiel mit verschiedenen Perspektiven virtuos beherrscht und auch die Kunst des Spannungsaufbaus hat er verfeinert. Dadurch wurden die Motive düsterer, albtraumhafter und auf fast lyrische Art verdichtet.
"Sieht aus wie" gibt’s nicht
Die Fülle an kunstgeschichtlichen Traditionen stellt jeden Maler vor die Herausforderung, seine großen Vorgänger nicht einfach zu imitieren oder zitieren, sondern seine eigene Bildsprache, eigene Themen und Stilelemente zu finden. Rauch ist das gelungen, seine Bilder sehen nicht aus wie die von einem anderen, ihr Wiedererkennungswert ist hoch, sie verweisen auf bereits Dagewesenes und verbinden es mit dem noch nicht Dagewesenen. Hierin besteht Rauchs größte Stärke: Er macht sein eigenes Ding ohne selbstreferenziell zu sein und gibt seine Prägung zu erkennen ohne an Originalität zu verlieren.
Dem marketingstrategisch überaus erfolgreichen Begriff der "Neuen Leipziger Schule" konnte sich auch Neo Rauch nicht entziehen. Seit die sammelwütigen Amerikaner Leipzig zu DER Stadt fürs Kunstshopping erklärten, dient Rauch jener Schule als Aushängeschild wider Willen. Dabei ist das gar nicht seine Schublade.