Erika Mann Die temperamentvolle Komödiantin
Sie war das älteste Mann-Kind - und einer der beiden Lieblinge ihres Vaters. Erika Mann rebellierte gegen bürgerliche Konventionen und arbeitete unter anderem als Komödiantin und Autorin.
"Die gewisse Vorliebe, die er für mich hatte, lag daran, daß ich ein so großer Aff' war. Ich habe alle Leute nachgemacht, und nichts hatte er lieber als Darbietungen." Die am 9. November 1905 geborene Erika Mann war mit einem ausgeprägt komödiantisch-schauspielerischen Talent gesegnet. Nicht zuletzt deswegen war das älteste Mann-Kind der Liebling des Vaters - neben der jüngsten Tochter Elisabeth. Wenn Erika Mann einen Lehrer gut nachäffte, verziehen ihr die Eltern die schlechten Schulnoten, die sie nicht selten nach Hause brachte. Sie verabscheute Fleiß und Leistung.
Wonnen der Rebellion
Bürgerliche Regeln waren für die junge Erika Mann nur dazu da, um sie zu brechen. Gemeinsam mit ihrem Bruder Klaus war sie der Kopf der legendären "Herzogpark-Bande". Die Jugend-Clique unter der Beteiligung von Bogenhausener Nachbarskindern war berühmt für ihre Bürgerschreck-Attitüde und auch für Diebstähle. "Die Mannskinder kommen!", hieß es panisch, wenn die Horde die Straßen unsicher machte. Alles, was nach bürgerlichen Maßstäben "böse" war, faszinierte die Geschwister. Der Vater mochte ob der derben Streiche seiner Ältesten ein Auge zudrücken, lieferten sie doch Stoff für seine Literatur - ausführlich verarbeitet in der Erzählung "Unordnung und frühes Leid" von 1926.
Von der Welt der Bretter in die große weite Welt
Nach dem Abitur entschied sich Erika Mann - ihrem komödiantischen Talent folgend - für das Theater. 1924 trat sie in Max Reinhardts Schauspielschule in Berlin ein. Bis 1932 stand sie auf der Bühne, unter anderem mit Bruder Klaus, mit Pamela Wedekind und mit Gustaf Gründgens. 1926 heiratete sie den aufstrebenden Jungregisseur Gründgens, die Ehe wurde aber nach zweieinhalb Jahren wieder geschieden. Erika Mann zog das unstete Leben und den Ortswechsel vor, auch im ganz großen Stil: 1927/28 unternahm sie - 22-jährig - zusammen mit ihrem Bruder Klaus eine Weltreise. Um sich das aufwendige Leben leisten zu können, begann sie zu schreiben. Zunächst verfasste sie Glossen und Feuilletons, 1931/32 folgten die Kinderbücher "Jans Wunderhündchen" und "Stoffel fliegt übers Meer".