Klaus Mann Der labile Außenseiter
Zeit seines Lebens litt der Zweitgeborene der Mann-Kinder unter seinem übermächtigen Vater. Mit 42 Jahren beging Klaus Mann Selbstmord.
Klaus ist die tragische Figur unter den Mann-Kindern: Das schwierige Verhältnis zum Vater, die komplizierte Liebe zur Schwester Erika, das Outing seiner Homosexualität, die große Einsamkeit in der Emigration - für Klaus Mann war das alles auf Dauer nicht zu ertragen; den früh geäußerten Todeswunsch hat er sich im Alter von 42 Jahren mit einer Überdosis Schlaftabletten selbst erfüllt. Geboren wurde er am 18. November 1906 als ältester Sohn von Thomas und Katia Mann - ziemlich genau ein Jahr nach seiner Schwester Erika. Als Köpfe der berüchtigten "Herzogpark-Bande" machten die beiden als Jugendliche mit derben Streichen Bogenhausen unsicher.
Der kleine Prinz
Inniges Verhältnis: Erika und Klaus Mann um 1930
Klaus und Erika Mann entwickelten bereits früh das Gefühl, sie seien etwas "Besonderes". Zudem hatte Klaus zu seiner zwillingsnahen Schwester bis zu seinem frühen Tod ein sehr inniges Verhältnis. Schon durch die äußerliche Aufmachung - Pagen-Haarschnitt und künstlerische Kleider - grenzten sie sich vom Rest der bürgerlichen Nachbarschaft ab. In ihrer Vorstellung kreisten sie in einem eigenen Universum. Klaus Mann, dem ein "prinzenhafte Attitüde" nachgesagt wurde, schrieb in seiner späten Autobiografie "Der Wendepunkt" über seine Jugend: "Wir genügen uns, wir sind autark".
"Schreiben wie atmen"
Parallel zu seiner Schwester Erika entwickelte Klaus Mann schon früh die Neigung zum Theaterspielen. Zusammen mit Nachbarskindern - unter anderem den Töchtern des Dirigenten Bruno Walter - gründete er den "Laienbund deutscher Mimiker". Seine ganz große Passion war aber schon in Kinderjahren das Schreiben. Noch bevor er es selbst konnte, diktierte er seine Einfälle der älteren Schwester, die später über ihn sagte: "Er hat wirklich geschrieben, wie andere Leute atmen". Sein Leben lang wirkte in ihm nach eigener Aussage der "schriftstellerische Trieb als Selbstzweck".
Klaus Mann wurde aufs Wilhelmsgymnasium in der Thierschstraße geschickt, aber viel lieber als die Schule besuchte er das Arbeitszimmer seines Vaters - heimlich, das Betreten war für die Kinder strikt verboten. Doch Bücher wie die von Frank Wedekind, denen damals noch der Geruch des Verbotenen anhaftete, waren zu verlockend, um dem väterlichen Tabu Folge zu leisten.
Zusammenbruch der Ordnung
Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs endete für die Mann-Sprösslinge das geschlossene, luxuriöse und großbürgerliche Kinderwelt-Paradies. Klaus Mann schrieb später: "Wir hatten eine Reihe von Jahren hindurch fast nichts zu essen und nichts anzuziehen ... Wichtiger ist, daß uns der feste Boden unter den Füßen fehlte, den unsere Eltern noch hatten." Diesen Riss sah Klaus Mann später als lebensbestimmend für sich an.