Religion & Orientierung


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Geschichte Vom Mittelalter zur Emanzipation

Die Geschichte der Juden in München vom Mittelalter bis zur Emanzipation im 19. Jahrhundert.

Stand: 26.10.2006 | Archiv

Das erste Dokument, das jüdisches Leben in München bezeugt, stammt aus dem Mittelalter: Das Schriftstück aus dem Jahr 1229 - 71 Jahre nach der Stadtgründung - erwähnt einen Abraham den Municher. Die Quellenlage für jene Zeit ist dünn, Historiker gehen aber davon aus, dass die Münchner jüdische Gemeinde im 13. und 14. Jahrhundert im Vergleich zu Regensburg, Speyer oder Mainz verhältnismäßig klein war. Im 13. und 14. Jahrhundert gab es - abhängig von den jeweiligen Machthabern - ein ständiges Auf und Ab der jüdischen Gemeinde. Das Mittelalter bot keine allgemein verbindliche Rechtssicherheit. Juden waren von der Gunst des jeweiligen Landesfürsten abhängig, von denen sie sich Schutzbriefe für das Recht des Aufenthalts und der Gewerbeausübung erkaufen mussten.

Immer wieder kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen von Christen gegen Juden. Den Vorwand zu diesen Pogromen lieferten zeittypische Denunziationen wie Brunnenvergiftung, Hostienschändung oder Ritualmord. Die schlimmsten Übergriffe in München sind aus den Jahren 1285, 1345 und 1413 überliefert. Beim Pogrom von 1285 kamen 180 Juden um.

300 Jahre aus München verbannt

Bankier des Königs: Aron Elias Seligmann

1442 ging die Mittelalter-Ära der Juden in Bayern zu Ende: Herzog Albrecht III. ließ sie aus München und Oberbayern vertreiben. Für mehr als 300 Jahre war Juden das Aufenthaltsrecht im Herzogtum entzogen. Die Synagoge, die damals auf dem Platz hinter dem heutigen Rathaus stand, wandelte man in eine Marienkapelle um. Es dauerte bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts, bis sich Juden in München wieder dauerhaft ansiedelten. Die ersten davon waren sogenannte Hoffaktoren: Bankiers, die dem Landesherrn Kredite gaben. Die bekanntesten am Münchner Hof waren Simon Wolf Wertheimer und Aron Elias Seligmann.

Für 1763 ist erstmals wieder eine private Betstube zur religiösen Andacht bezeugt. Unter dem Einfluss der Französischen Revolution verbesserte sich allmählich die rechtliche Stellung der Juden: 1813 erließ Bayern das sogenannte Judenedikt. Damit gewährte man den Juden zwar erstmals Religionsfreiheit und einen verbindlichen Rechtsstatus, gleichzeitig erlegte man ihnen aber auch weiterhin viele Restriktionen auf, wie zum Beispiel ein Niederlassungsverbot für zweite und weitere Kinder. Nachgeborene gerieten damit unter Auswanderungsdruck und emigrierten zu Tausenden.

1815: Gemeinde organisiert sich

Das Edikt erlaubte den Juden auch, sich zu organisieren: 1815 gründeten sie erstmals die Israelitische Kultusgemeinde München. 1816 durften sie einen eigenen Friedhof - in der Thalkirchner Straße - anlegen und mussten ihre Toten zur Beerdigung nicht mehr nach Kriegshaber bei Augsburg transportieren. Da die öffentliche Ausübung des jüdischen Glaubens bis zum Judenedikt verboten war, waren Gottesdienste zunächst auf kleine private Beträume über die ganze Stadt verteilt.

Erst 1826 konnten die Münchner Juden wieder eine Synagoge einweihen - nicht in der Stadtmitte, sondern in der heutigen Westenriederstraße. Der Standort in der Nähe des Viktualienmarktes lag damals am Stadtrand.

Ins Zentrum der Stadt

Von 1887 bis 1938: Gotteshäuser in Sichtweite

1861 lockerte der bayerische Landtag einige Restriktionen gegenüber Juden: So konnten sie sich nun unbeschränkt niederlassen. Aber erst 1871 - mit der Gründung des Deutschen Reiches - wurden sie gegenüber der Gesamtgesellschaft rechtlich im Prinzip gleichgestellt.

Inzwischen hatten sich auch viele Juden in der bürgerlichen Gesellschaft etabliert und assimiliert. Das erhöhte das Selbstbewusstsein, dessen sichtbarer Ausdruck in München der Bau der neuen Hauptsynagoge war. Mit dem repräsentativen Prachtbau in der Herzog-Max-Straße am heutigen Lenbachplatz erhielten die Münchner Juden einen zentralen Standort für den Gottesdienst - in unmittelbarer Nähe zum Dom der Katholiken.


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