Religion & Orientierung


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Antisemitischer Terror und Holocaust Verfolgung, Deportation, Vernichtung

Gezielte Angriffe auf das Leben von Juden waren in Deutschland nicht erst nach 1933 auf der Tagesordnung. Kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs war München Ausgangspunkt für Hitlers nationalsozialistischer Bewegung, die bis 1945 mindestens 3.000 Juden der Stadt das Leben kostete.

Stand: 26.10.2006 | Archiv

Schon bald nach der Niederlage des deutschen Kaiserreichs 1918 und nach der Niederschlagung der Münchner Räterepublik 1919 formierten und radikalisierten sich antisemitische Kräfte. Nachdem 1920 in Berlin der Kapp-Putsch gescheitert war, wurde Bayern zum Sammelbecken für Nationalisten und Rechtsextremisten aus ganz Deutschland.

Duldete Hitlers Aufstieg: Regierung von Kahr

Ihr freundlicher Gastgeber war Gustav Ritter von Kahr, seit März 1920 bayerischer Ministerpräsident, der vom Freistaat als "Ordnungszelle" im "marxistischen" Deutschland sprach. Kahrs reaktionäre Regierung war es auch, die den Aufstieg Hitlers und der NSDAP in München duldete.

1920er-Jahre: Schikanen, Ausweisungen, Morde

Die "Hauptstadt der Bewegung" wurde bereits früh ihrer von Hitler gegebenen Etikettierung gerecht. Schon im Januar 1920 trat er bei seiner ersten Massenveranstaltung vor rund 7.000 Zuhörern auf; schon 1921 wurden in den Straßen der Stadt Juden von SA-Leuten eingeschüchtert und verprügelt - die Polizei sah meist nur zu.

Hitler 1924

Da sich an der Räterepublik in führenden Positionen Juden beteiligt hatten, wurden sie pauschal von den bayerischen Machthabern als kommunistisch eingestuft. Als eine seiner ersten Maßnahmen ließ von Kahr 1920 etwa 1.500 aus Osteuropa stammende Juden aus München ausweisen.

Weitere Beispiele für Ausgrenzung und Terror

  • 1922: Mitglieder der in München ansässigen nationalistischen Geheimgesellschaft Organisation Consul ermorden den deutschen Außenminister Walter Rathenau.
  • 1923: Nazis misshandeln Sigmund Fraenkel, den Vorsitzenden der Münchner orthodoxen Judengemeinde, schwer.
  • 1924: Schon neun Jahre vor der Machtübernahme der Nazis beschließt der Alpenverein einen Numerus clausus für seine jüdischen Mitglieder, obwohl einige davon Pionierleistungen bei der Alpenerschließung erbrachten, zum Beispiel die Münchner Unternehmer Gottfried Merzbacher oder Heinrich Cohen.

Angaben aus: Richard Bauer und Michael Brenner (Hg.), Jüdisches München, 2006

Vernichtung der wirtschaftlichen Existenz

Zerstörungen nach der Pogromnacht

Als die Nationalsozialisten ab Januar 1933 die Macht in Deutschland hatten, begannen sie sofort mit der systematischen Ausschaltung von Juden aus dem gesellschaftlichen Leben. In München zeigte sich NS-Bürgermeister Karl Fiehler von Beginn an besonders eifrig bei der Zerstörung der wirtschaftlichen Existenz von Juden. Er untersagte städtische Aufträge an jüdische Gewerbetreibende und ordnete Boykott-Maßnahmen gegen deren Läden an. In den folgenden Jahren wurde ein jüdisches Geschäft nach dem anderen "arisiert". Wer seinen Besitz nicht - freilich weit unter Wert - "Ariern" verkaufen wollte, wurde ab 1938 zwangsenteignet. In der Pogromnacht am 9. November 1938 wurden viele jüdische Geschäfte in München zerstört.

Emigration oder Holocaust

Für die meisten Juden war spätestens zu diesem Zeitpunkt klar, dass zur Auswanderung eigentlich keine Alternative mehr bestand. Wie im 2006 erschienenen Buch "Jüdisches München" berichtet wird, gingen zwischen 1933 und 1942 etwa 8.000 Juden der Stadt ins Ausland: mindestens 2.000 in die USA, gut 1.100 nach Großbritannien und etwa 700 nach Palästina. Wer aus finanziellen, gesundheitlichen oder anderen Gründen nicht emigrieren konnte oder wollte, musste sich ab 1939 darauf gefasst machen, seine Wohnung zu räumen.

Am ehemaligen "Judenhaus" in der Thierschstr. 7 nahe am Isartor

Im April jenes Jahres begann München mit "Entmietung" und Gettoisierung: Man hob den Mieterschutz für Juden auf, sie mussten - eng zusammengepfercht - in über die Stadt verstreute sogenannte "Judenhäuser" bzw. in das Barackenlager München-Milbertshofen ziehen.

Diese Sammelunterkünfte waren nur eine Durchgangsstation bis zur Deportation in Konzentrationslager. Nicht wenige begingen aus Verzweiflung Selbstmord vor der Verschleppung. 43 Transporte aus München sind ab 8. November 1941 nachgewiesen: einer ins litauische Kaunas, einer ins polnische Piaski, einer nach Auschwitz, die 40 restlichen nach Theresienstadt. Historikern zufolge kamen fast 3.000 Juden aus München in KZs um; Kaunas, Piaski und Auschwitz hat vermutlich niemand davon überlebt. Nach der Befreiung des Lagers Theresienstadt kamen zwischen 150 und 160 nach München zurück - von etwa 9.000 im Jahre 1933.


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