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Fußball und Gewalt Was tun?

Sanktionen wie etwa Stadionverbote? Massivere Polizeieinsätze? Dialog auf gesellschaftlicher Ebene per Konfliktmanager? Es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeiten und Vorschlägen, wie man mit gewaltbereiten Fußballfans umgehen kann.

Stand: 16.05.2012 | Archiv

Fußballfans mit Plakat "Gegen Stadionverbote" | Bild: picture-alliance/dpa

Fanbetreuung, Deeskalation, Integration

Die meisten Profivereine haben inzwischen eine eigene Fanbetreuung, aber noch nicht alle. An vielen Bundesliga-Standorten gibt es zudem vom Klub unabhängige Fanprojekte. Zur vorbeugenden Deeskalation führen in manchen Städten Betreuer mit Fans "Kurvengespräche" vor dem Anpfiff.

Der Hamburger SV gehört zu den Klubs, die auf Integration in die Vereinspolitik setzen. Er lässt Fanvertreter in Führungsgremien wählen, auch um ihnen Verantwortung zu übertragen.

Sanktionen und Ordnungsmaßnahmen - bereits eingesetzt

  • Beförderungsverbote für Hooligans in öffentlichen Verkehrsmitteln wie der Bahn
  • Bei Risikospielen: Polizeieskorten von Fans des Gastteams schon ab Bahnhof
  • Schärfere Kontrollen am Stadioneingang Vorschriften für Utensilien bzw. deren Verbot: Transparente, Fahnen (zumindest Längenbeschränkung), keine Pyrotechnik
  • Rigorose Einschränkung von Alkohol bei Hochrisikospielen Trennung von rivalisierenden Fanblöcken im Stadion
  • Videoüberwachung
  • "Hooligan-Datenbank": Seit 1992 speichert die Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze in Düsseldorf (Zis) Daten auffälliger Fans in der Datei "Gewalttätiger Sport".

Sanktionen und Maßnahmen - in der Diskussion

  • Sperren oder Einschränken von Kartenkontingenten
  • Choreografie-Verbot
  • Ticket-Verkauf nur bei Nachweis der Identität
  • Veröffentlichung von Fotos gewalttätiger Fans im Internet durch die Polizei
  • "Geisterspiele": Nach wiederholten schweren Ausschreitungen bei einer Zweitligapartie sagte der damalige DFB-Präsident Theo Zwanziger im November 2009, dass für ihn Spiele unter Ausschluss von Zuschauern kein Tabu mehr seien.

Stadionverbot

Eines der größten Reizthemen: Vereinen dient das Stadionverbot dazu, um notorische Krawallmacher fernzuhalten. Für eingefleischte Fans ist es eine größere Strafe als eine Geldbuße. Vor allem bringt sie auf die Palme, dass - aus ihrer Sicht - die Polizei bei Festnahmen oft nicht genug differenziere. Nicht nur Randalierer, sondern auch unschuldige Personen in deren Umfeld gerieten ins Visier - und müssten am Ende die Gewalttaten anderer mit Stadionverboten ausbaden.

Doch ausgerechnet dazu fällte der Bundesgerichtshof in Karlsruhe im Oktober 2009 ein pikantes Urteil. Demnach kann für ein Stadionverbot schon die bloße Zugehörigkeit zu einer Gruppe reichen, aus der heraus Gewalttaten begangen wurden.

Doch nicht immer hat diese Maßnahme abschreckende Wirkung. Gerade in manchen Ultra-Gruppierungen steigern Verurteilungen, auch Stadionverbote, die Reputation.

Mehr Polizei?

Die Polizei unterscheidet drei Kategorien von Fußballspielen:

  • bedingtes Risiko
  • Risiko
  • Hochrisiko


Letztere trifft zu, wenn zwei Vereine mit gewaltbereiter Fanszene aufeinandertreffen. In solchen Fällen rückt ein Großaufgebot von Beamten an. So kam es bei einem Spiel wie Hansa Rostock gegen FC St. Pauli schon vor, dass - statistisch gesehen - zehn Zuschauer von einem Polizisten bewacht wurden.

Die Forderung nach noch mehr Beamten wird immer wieder gestellt. Doch die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) teilte mit, dass die Personalkosten nur für Einsätze bei Spielen inzwischen bei weit über 100 Millionen Euro lägen. Das ginge letztlich aufs Konto des Steuerzahlers. Die DPolG fordert daher eine Kostenbeteiligung von DFB, DFL und Vereinen, was diese aber ablehnen. Ins Gespräch gebracht wurde auch schon eine eigene Steuer für Polizeieinsätze wegen Fußballspielen.

Auch hohe Polizeipräsenz im Stadion ist eines der Reizthemen. Denn gerade sie empfinden manche Ultras als Provokation und motiviert sie noch mehr zur Konfrontation - eine Spirale der Gewalt.


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