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Wenn stumme Bilder singen Filmmusik im Stummfilm

Stand: 13.07.2012

Aljoscha Zimmermann | Bild: BR/Magic Hour Creations

"Er hat jeden Regisseur in seiner Weise verehrt und jedes Mal war er so enthusiastisch. Bekam er einen Film, meinte er, das ist der Beste in der Filmgeschichte und davon gab es ja ein paar."

Irina Goldstein über Aljoscha Zimmermann

Komponist und Pianist Aljoscha Zimmermann vertonte mehr als 4000 Stummfilme - heute treten seine Töchter Irina Goldstein und Sabrina Zimmermann das künstlerische Erbe des Vaters an. Anhand von Auszügen aus Ihrem Filmporträt "Wenn stumme Bilder singen“ illustrierte Irina Goldstein das unglaubliche Talent und die Vielseitigkeit des genialen Künstlers. Von Enno Patalas, dem damaligen Leiter des Münchner Filmmuseums mit der Vertonung von Sergei Eisensteins "Panzerkreuzer Potemkin“ beauftragt, begann 1988 Zimmermanns große Stummfilmkarriere.

"Er hat jeden Regisseur in seiner Weise verehrt und meinte bei jedem neuen Filmauftrag voller Enthusiasmus: 'Das ist einer der Besten in der Filmgeschichte!'"

erinnerte sich Irina Goldstein.

Ihre Schwester, schon als als junges Mädchen bei vielen Musikeinspielungen des Vaters an Bord, schreibt und spielt heute mit dem Pianisten Mark Pogolski Musik zu Stummfilmen und arbeitet mit dem Material des Vaters weiter.

"Man kann sich einmischen in das Geschehen und dem Ganzen eine andere Ebenen verleihen, in dem man dem Film die Sprache schenkt"

erklärte Sabrina Zimmermann dem Publikum und begeisterte sogleich im Duo mit Mark Pogolski mit der Live-Darbietung einer Komposition des Vaters.

Aljoscha Zimmermann und die Musik zum Stummfilm

Aljoscha Zimmermann galt als einer bekanntesten Komponisten und Pianisten für Stummfilme. Zusammen mit seinem Ensemble, zu dem vor allem seine Tochter Sabrina Zimmermann an der Violine gehört, bereiste er alle Film- und Musikfestivals auf der ganzen Welt. Mit unglaublicher Kreativität und Liebe zum Genre hat er über 400 Stummfilme vertont. Die Intensität seiner Musik, die feinfühlige Umsetzung der Filme in durchkomponierte Musik und sein weltweiter Erfolg haben ihn zum Meister der Stummfilmmusik gekrönt. Seine Musik enthüllt die vitale Ausdruckskraft des Stummfilms, gibt ihm neues Leben. Sie entlockt den Filmen Gefühle und Geschichten für den modernen Menschen. Zimmermann nimmt diesen mit auf eine Zeitreise, in der die Figuren auf der Leinwand mit kristalliner Klarheit den Zuschauer ansprechen und berühren, gewissermaßen von Seele zu Seele kommunizieren.

Der 1973 aus Lettland emigrierte Aljoscha Zimmermann profitierte in seiner Kompositionsarbeit von den zahlreichen Metiers, für die er komponiert hat: Musiktheater, Ballett, Kabarett, Chanson und Jazz sind die Genres, die ihm Kraft und Inspiration gaben für seinen abwechslungsreichen, expressiven und situationsgenauen Kompositionsstil. Die Musik wird bei Aljoscha Zimmermann zu einem gleichwertigen Partner des Films. Sie geht weit über die Bebilderung hinaus, lebt durch ihre Eigenständigkeit und tritt in eine selten gehörte und daher faszinierende Partnerschaft zum Bild. Sie entlockt mit ihrer Kraft und Stringenz dem bewegten Bild neue Facetten, übernimmt die Führung. Das alles zusammen ist eine neue, beeindruckende und fesselnde Gattung geworden – das Filmkonzert.

Aljoscha Zimmermann hat nach seinem Tod im Dezember 2009 Hunderte von Partituren und musikalischen Themen hinterlassen. Seine Tochter Sabrina Zimmermann, die mit ihrem Vater seit 1992 zusammen gearbeitet hat, arrangiert und bearbeitet nun die Partituren ihres Vaters und erweckt sie zu neuem Leben. Zusammen mit dem Pianisten und Komponisten Mark Pogolski und dem Percussionisten  und bereits langjährigen Ensemblemitglied Markus Steiner führt sie die Arbeit ihres Vaters fort. Das Ensemble konzertiert weiterhin auf wichtigen Filmfestivals und hat bereits Fernseh - und DVD - Produktionen von Fritz Lang’s Stummfilm "Harakiri" und Ernst Lubitschs "Als ich tot war" erfolgreich aufgenommen.  

Gäste

Irina Goldstein

  • Autorin, Regie, Produktion
  • Tochter des Komponisten Aljoscha Zimmermann
  • Studium an der Musikhochschule München, Klavier
  • Dokumentarfilmstudium an der Hochschule für Film und Fernsehen in München

Mark Pogolski

  • Pianist und Komponist

Sabrina Zimmermann

  • Musikerin
  • Studium, Royal College of Music in London
  • Master in Solo- und Kammermusik

Moderation

Walter Greifenstein

* 1954 in Regensburg

  • 1976 einjähriges Gaststudium in den USA
  • 1982 Magister für American Studies
  • Danach Arbeit als freier Übersetzer, Lektor und Musiker
  • Seit 1988 Redakteur für Spielfilm und Dokumentarfilm beim Bayerischen Fernsehen

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