Zwei Grundtypen Mehrheit oder Verhältnis?
In der Vielfalt an Wahlsystemen lassen sich zwei Grundtypen feststellen. Das Prinzip der Mehrheitswahl mag vielen ungerecht erscheinen. Wem auf der anderen Seite unser Verhältniswahlsystem nicht vertraut ist, verbindet damit - nicht immer zu Unrecht - instabile Koalitionen.
Mehrheitswahl
Grundprinzip
Das Mehrheitswahlsystem funktioniert nach dem Prinzip "The Winner Takes It All". Gewinnt ein Kandidat oder eine Partei in einem Stimmkreis, so fallen dem Sieger alle Stimmen zu, auch diejenigen für die Konkurrenz. Dieses vor allem in angelsächsisch geprägten Ländern vorherrschende System fördert die Regierungsbildung durch eine einzige politische Kraft.
Vorteile
Die Vorteile liegen in einem entscheidungsfähigen Parlament und einer stabilen Regierung, die keine Kompromisse mit anderen Parteien eingehen muss. Die Mehrheitswahl ist eher eine Persönlichkeitswahl - meist durch Abstimmung über bestimmte Kandidaten in Einer-Wahlkreisen. Die Folge ist meist die Tendenz zu einem Zweiparteiensystem.
Verhältniswahl
Grundprinzip
Die Verhältniswahl ist uns Deutschen vertrauter. Schließlich bestimmen wir den Bundestag und die Landtage nach diesem Prinzip. Das Verhältnis der Stimmen soll sich im Verhältnis der Mandate widerspiegeln und eine möglichst gerechte Volksvertretung schaffen: Bekommt eine Partei zehn Prozent, stellt sie auch zehn Prozent der Abgeordneten.
Vorteile
Dies gewährleistet, dass keine Stimmen unter den Tisch fallen. Das Parlament soll das Spektrum des Wählerwillens abbilden. Lediglich die 5-Prozent-Hürde verhindert bei uns, dass zu viele kleine Parteien in den Bundestag einziehen und Regierungsbildungen erschweren. Die Stimmen für diese Parteien sind freilich verloren.
Nachteile
Ein Nachteil ist oft die "unpersönliche" Wahl einer festen, von den Parteien bestimmten Kandidatenliste. Anders als die Mehrheitswahl fördert die Verhältniswahl zudem die Tendenz zu einem Vielparteiensystem. Instabile Koalitionsregierungen sind oft die Folge, absolute Mehrheiten einer einzigen Kraft die Ausnahme.